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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Veranstaltung war der gleiche wie immer«, sagte sie. »Ich habe kein neues Gesicht gesehen. Wollen Sie damit sagen, daß da drin jemand ist, von dem wir nichts wissen?« Glaushof zögerte. Er hatte gehofft, Wilts Entlarvung als Geheimagent für sich behalten zu können, damit sich die Nachricht nicht wie ein Lauffeuer über den ganzen Stützpunkt verbreitete. Vor allem durfte sie nicht durchsickern, bevor er Wilts Einvernahme abgeschlossen und sämtliche Informationen erhalten hatte, die er brauchte, um zu beweisen, daß die Abteilung Abwehr, und ganz besonders dieser höfliche Bastard Colonel Urwin, einen ausländischen Angestellten nicht entsprechend überprüft hatte. Das würde den Colonel den Kopf kosten und ihm fast unvermeidlich eine Beförderung einbringen.
    Bekam die Abwehr jedoch Wind von der Sache, konnte der Schuß nach hinten losgehen. Glaushof beschloß, sich auf das bewährte »Augen zu« zu verlassen.
    »Ich halte es zu diesem Zeitpunkt nicht für ratsam, die Angelegenheit weiter zu erörtern. Das Ganze ist streng geheim. Sickert auch nur das geringste davon durch, dann könnte dies die Verteidigungsbereitschaft der strategischen Luftraumabwehr in Europa ernsthaft beeinträchtigen. Aus diesem Grund muß ich auf einer totalen Nachrichtensperre bestehen.« Einen Augenblick lang zeigte die Erklärung die gewünschte Wirkung. Selbst Mrs. Ofrey wirkte, befriedigenderweise, verblüfft. Dann aber brach Captain Clodiak das Schweigen. »Ich begreife das nicht«, sagte sie. »Außer uns und diesem Wilt war sonst niemand drin. Stimmt’s?« Glaushof schwieg dazu. »Und Sie lassen den Sturmtrupp aufmarschieren und uns beim Verlassen des Hörsaals an die Wand stellen, und nun wollen Sie uns auch noch weismachen, es handle sich um eine Infiltrationssituation? Das nehme ich Ihnen nicht ab, Major, das glaube ich Ihnen einfach nicht. Die einzige Infiltration, von der ich Kenntnis habe, betrifft meinen Hintern, und sie wurde von diesem sexistischen Bastard von Lieutenant vorgenommen. Ich habe die Absicht, mich formell über Lieutenant Harah zu beschweren, und Sie werden mich nicht davon abbringen, auch wenn Sie mit Ihrer hohlköpfigen Phantasie noch soviel Agenten aus dem Hut zaubern.«
    Glaushof schluckte. Er erkannte, daß es richtig gewesen war, Captain Clodiak als lebhafte Frau zu beschreiben, aber grundfalsch, Lieutnant Harah freie Hand zu lassen. Auch in seiner Einschätzung der Antipathie des Lieutenants gegen Frauen hatte er sich ziemlich getäuscht. Selbst Glaushof mußte zugeben, daß Captain Clodiak eine bemerkenswert attraktive Frau war. Er versuchte, die Situation mit einem verständnisvollen Lächeln zu retten. Es mißlang ihm gründlich.
    »Ich bin sicher, daß Lieutenant Harah nicht die Absicht hatte
    ...«, hob er an.
    »Was war dann das mit der Hand?« fuhr Captain Clodiak ihn an. »Sie denken wohl, ich erkenne eine Absicht nicht, wenn ich sie spüre! Glauben Sie das wirklich?«
    »Vielleicht suchte er nach Waffen«, sagte Glaushof, der recht gut wußte, daß er sich schon etwas Besonderes einfallen lassen mußte, um die Situation wieder in den Griff zu bekommen. In diesem Augenblick rettete ihn das Klirren von splitterndem Glas. Lieutenant Harah hatte exakt die fünf Minuten abgewartet, bevor er zur Tat schritt.
    Wilt hingegen hatte deutlich länger als fünf Minuten gebraucht, um sich von der Bandage zu befreien, sie durch sein Hosenbein zu fädeln und die Schachtel wieder in eine Position zu bringen, in der sie ihm ein gewisses Maß an Schutz vor den sprunghaften Anwandlungen seines Penis bot. Als ihm das endlich gelungen war und er die ganze Konstruktion, wenn auch ziemlich unbequem, befestigt hatte, klopfte es an der Tür. »Alles in Ordnung, Mr. Wilt?« fragte der Ingenieur. »Ja, danke«, erwiderte Wilt so höflich, wie seine Gereiztheit es zuließ. Es war doch immer dasselbe mit diesen freundlichen Idioten. Die Kerle boten ihre Hilfe immer am falschen Fleck an. Dabei wollte Wilt nur ohne weitere Peinlichkeiten aus dem Luftwaffenstützpunkt rauskommen. Sonst nichts. Aber der Ingenieur begriff seine Situation nicht. »Ich habe Pete gerade von meinem Onkel aus Idaho erzählt, der mit demselben Problem zu kämpfen hatte«, sagte der Ingenieur durch die Tür. »Wirklich?« erwiderte Wilt mit geheucheltem Interesse, während er sich mit seinem Reißverschluß abmühte. Irgend etwas klemmte offenbar. Wilt versuchte ihn wieder herunterzuziehen.
    »Ja. Er ist jahrelang mit so ’nem sperrigen Ding

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