Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
Militärarzt untersuchen zu lassen. Der Himmel mochte wissen, mit was der Mensch so eine Dauererektion behandeln würde. »Ich brauche keinen Arzt«, schrie er. »Es ist nur ... also, ich habe Kricket gespielt, bevor ich hierherkam, und da ich nicht zu spät kommen wollte, habe ich in der Eile vergessen ... Ich bin sicher, Sie verstehen das.«
    Mrs. Ofrey verstand eindeutig nichts. Mit einer Bemerkung über den Mangel an Anstand heutzutage marschierte sie im Kielwasser von Captain Clodiak aus dem Hörsaal. Bevor Wilt noch Gelegenheit hatte zu sagen, daß er lediglich die Toilette aufsuchen mußte, hatte sich der pickelige Verkäufer eingemischt. »Sagen Sie, Mr. Wilt«, meinte er, »ich habe ja gar nicht gewußt, daß Sie Kricket spielen. Vor drei Wochen erst haben Sie behauptet, Sie könnten mir nicht erklären, was ihr Engländer unter einem Effetball versteht.«
    »Ein andermal«, sagte Wilt, »jetzt brauche ich erst mal eine ... äh ... einen Waschraum.«
    »Sind Sie sicher, Sie brauchen keinen ...«
    »Ganz sicher«, sagte Wilt. »Es fehlt mir absolut nichts. Es ist nur eine ... Kümmern Sie sich nicht darum.« Er stolperte aus dem Hörsaal und verbarrikadierte sich zum Kampf mit der Schachtel, der Bandage und seiner Hose in einem Toilettenabteil. Währenddessen diskutierten seine Kursteilnehmer die soeben erfolgte Demonstration britischer Kultur mit weitaus lebhafterem Interesse als dem, das sie Wilts Ausführungen über Wahlsysteme entgegengebracht hatten. »Und ich behaupte trotzdem, daß er keine Ahnung von Kricket hat«, sagte der PX-Angestellte, erntete jedoch heftigen Widerspruch seitens der Navigatorin und des Ingenieurs, die in erster Linie an Wilts medizinischem Zustand interessiert waren. »Ich hatte einen Onkel in Idaho, der ein Bruchband tragen mußte«, sagte der Ingenieur. »Das ist nichts Ungewöhnliches. Ist im Frühling von der Leiter gefallen, als er sein Haus angestrichen hat. So was kann ziemlich ernst sein.«
    »Wie ich Ihnen gesagt habe, Major«, erklärte der Corporal, »zwei Sender, ein Tonband, keine Bombe.«
    »Ganz sicher?« fragte Glaushof, bemüht, seine Enttäuschung in der Stimme nicht mitklingen zu lassen. »Absolut«, versicherte der Corporal und wurde in seiner Aussage vom Major des Sprengkommandos bestätigt, der wissen wollte, ob er seinen Leuten Anweisung geben konnte, die Kipplaster wieder abzuziehen. Als sie wegrollten und Wilts Escort allein in der Mitte des Parkplatzes zurückblieb, versuchte Glaushof, aus der Situation wenigstens etwas Kapital zu schlagen. Schließlich war Colonel Urwin von der Abwehr übers Wochenende fort, und eine Krisensituation in seiner Abwesenheit wäre Glaushof nur recht gewesen. »Es muß doch irgendeinen Grund geben, warum er mit dieser Ausrüstung hier reinfährt«, sagte er. »Haben Sie irgendeine Vermutung, Major?«
    »Könnte ein Versuchsballon gewesen sein, um festzustellen, ob sie eine Bombe reinbringen und über Fernbedienung zünden können«, sagte der Major, dessen Spezialistentum zu einer etwas einseitigen Denkweise führte.
    »Nur, daß das Ding gesendet und nicht empfangen hat«, meinte der Corporal. »Bei einer Bombe müßte das genau umgekehrt laufen. Und was ist mit dem Tonband?«
    »Fällt nicht in meinen Bereich«, sagte der Major. »Sprengstoffmäßig ist es sauber. Dann werde ich jetzt mal meinen Bericht schreiben.«
    Glaushof reagierte prompt. »Zusammen mit mir«, sagte er. »Sie werden ihn mit mir aufsetzen und mit sonst niemand. Die Sache muß geheim bleiben.«
    »Dafür haben wir bereits mit den Sandlastern gesorgt – völlig unnötigerweise.«
    »Sicher«, sagte Glaushof, »aber wir müssen trotzdem feststellen, was es damit auf sich hat. Ich bin für die Sicherheit verantwortlich, und es gefällt mir ganz und gar nicht, daß da irgend so ein britischer Bastard mit kompletter Ausrüstung einfach bei uns reinkommt. Entweder ist das Ganze ein Versuchsballon, wie Sie schon sagten, oder es ist was anderes.«
    »Muß offenbar was anderes sein«, meinte der Corporal. »Das Bandgerät, das er da drin hat, ist so empfindlich, daß man damit auf zwanzig Meilen Entfernung zwei Läuse beim bumsen aufnehmen könnte.«
    »Dann will seine Frau also Beweismittel für eine Scheidung«, vermutete der Major.
    »Muß sie händeringend brauchen«, meinte der Corporal,
    »wenn sie zwei Sender und ein Tonband einsetzt. Außerdem ist das Zeug nicht im freien Handel erhältlich. Mir ist noch nie ein Zivilist untergekommen, der so

Weitere Kostenlose Bücher