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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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ist«, sagte der Vikar, der unbedingt einen Skandal für Sir George heraufbeschwören wollte. Der Constable sprang ihm bei, indem er verkündete, dass er in dem Holzklotz etwas gefunden hatte, das wie ein Einschussloch aussah.
    »Es sieht tatsächlich ganz danach aus«, stellte der Sergeant zur innigen Freude des Vikars fest. »Wir werden abwarten müssen, was dabei rauskommt, wenn eine Autop … wenn die Spurensicherung das Ding genau untersucht hat.«
    Inzwischen war der Vikar in Hochstimmung. Als der Sergeant beinahe »Autopsie« gesagt hätte, war das ein so perfekter Augenblick gewesen, dass er ihm sein Leben lang in köstlicher Erinnerung bleiben würde. Er beschloss, dass es an der Zeit war, den Fall einem dienstälteren Detective zu übertragen. So würde der Skandal richtig eskalieren und Sir Georges Name würde auf den Titelseiten all dieser schrecklichen Boulevardzeitungen erscheinen. Am besten wäre es, wenn der Detective ein echtes Mordopfer finden würde, auch wenn der Vikar zu gottesfürchtig war, um aktiv darauf zu hoffen.
    Stattdessen schlug er diskret vor, höherrangige Polizeibeamte einzuschalten.
    Der Sergeant war nur zu gern bereit, ihm zuzustimmen.
    Er kam sich ziemlich seltsam vor, wie er da so auf einen Holzklotz starrte und versuchte, einen Sinn in dessen unheilvolle Gegenwart in dem prunkvollen Sarg zu erkennen. Die Frau des Vikars kam heraus und fragte, ob sie einen Tee oder Kaffee trinken wollten. Der Sergeant schüttelte den Kopf und dankte ihr. Eigentlich brauchte er etwas Stärkeres, einen Brandy zum Beispiel, doch es schien in der momentanen Gesellschaft nicht angebracht, das laut zu sagen. Stattdessen nahm er das Angebot des Vikars an, sein Telefon zu benutzen, und rief den Chief Superintendent in Ligneham an. Es war ein gutes Stück Arbeit nötig, um ihn davon zu überzeugen, dass der Sergeant nicht verrückt war, ihn auf den Arm nahm oder, noch wahrscheinlicher, betrunken war oder unter irgendwelchen morbiden Halluzinationen litt.
    »Kein normaler Mensch legt ein Stück Holz in einen Sarg und erwartet, dass ein anständiger Priester das verdammte Ding beerdigt«, bellte der Superintendent.
    »Ja, aber irgendwer hat genau das getan. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, scheint auch noch eine Schusswunde vorzuliegen.«
    »Eine Schusswunde? In einem Baumstamm? Sie nehmen mich doch auf den Arm. Man kann doch nicht … Na ja, vielleicht, wenn es ein sehr kleiner Baum ist.«
    »Ist es nicht. Ich meine, war es nicht. Es ist ein zurückgeschnittener Ast eines Baumes von mittlerer Größe.«
    »Zurückgeschnitten? Und das ist ihre professionelle Einschätzung, ja? Sind Sie Polizist, Sergeant, oder ein verdammter Gärtner?«
    Eine halbe Stunde später waren zwei Zivilbeamte eingetroffen und parkten auffällig vor dem Pfarrhaus, sehr zur Verärgerung des Vikars, der sich fragte, was für Gerüchte über ihn sich jetzt wohl im Dorf verbreiteten. Andererseits zweifelte der Superintendent nicht länger an der Zurechnungsfähigkeit des Sergeants. Der Holzklotz auf der Ladefläche bewies, dass er in der Tat die Wahrheit gesagt hatte. Jetzt berichtete ihm der Vikar, wie letzten Mittwoch in der Nähe von Sandystones Hall ein Halbwüchsiger mit einem Gewehr auf ihn geschossen und ihn nur knapp verfehlt hatte.
    »Sir George scheint den Jungen unter absoluter Missachtung der öffentlichen Sicherheit dazu zu ermutigen, tödliche Waffen auf unschuldige Menschen zu richten, die am Grundstück vorbeigehen«, fuhr der Vikar vernichtend fort. »Entweder ist er ein sehr schlechter Schütze, oder er zielt vielleicht absichtlich über die Köpfe der Leute hinweg. Ich vermute, das liegt daran, dass die Familie so besessen davon ist zu verhindern, dass jemand Unbefugtes einen Fuß auf ihr Grundstück setzt. Das war schon immer so. Eines Tages kommt noch ein Passant ums Leben, merken Sie sich meine Worte.«
    »Und wie alt ist dieser Junge, was würden Sie sagen?«
    »Er kann nicht viel älter sein als siebzehn. Vielleicht auch jünger«, übertrieb der Vikar.
    »Hört sich an, als sei das derselbe Bengel, der schon öfter in Schwierigkeiten war, aber jetzt benutzt er ein Gewehr, und noch dazu ein großkalibriges. Das würde auch die Tiefe des Einschussloches in dem Holzklotz erklären«, meinte der Superintendent.
    »Daran besteht kein Zweifel, aber wenn wir es beweisen wollen, müssen wir die Kugel mit dem Gewehr abgleichen, und das kann eine Weile dauern«, sagte der Sergeant. »Ich hoffe, er richtet in der

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