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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Augenblick später kam ein älterer Mann mit Brille und einem Kollar um den Hals heraus.
    »Ich nehme an, ich soll eine Beerdigung abhalten. Ist der Verstorbene von hier?«
    Eva schüttelte den Kopf. »Bestimmt nicht.«
    »Und Sie sind auch nicht von hier, das höre ich an ihrem Akzent«, meinte er.
    Eva antwortete, sie wohne in Ipford, sei aber gebeten worden, den Sarg zum Pfarrhaus zu begleiten.
    »Ich weiß, dass er im Krieg ein Colonel war und ein Holzbein hatte«, setzte sie zusammenhangslos hinzu.
    Der Vikar musterte sie über seine Lesebrille hinweg.
    »Ich frage, weil der Friedhof beinahe voll ist und wir nur noch Leute begraben können, die hier in der Gegend gewohnt haben. Wo wohnen Sie genau?«
    »Ich wohne gar nicht hier. Ich wollte den Sommer über in Sandystones Hall Urlaub machen …«
    »Sandystones Hall?« Der Vikar machte ein schockiertes Gesicht.
    Vor ein paar Jahren hatte er mit Sir George Golf gespielt und hatte dessen anstößige Sprache, als er einen Ball in einem Bunker versenkt hatte, unmöglich gefunden. Er hatte auch Sir Georges Gewohnheit zutiefst missbilligt, immer wieder einen Schluck Whisky aus dem silbernen Flachmann zu nehmen, den er in seiner Gesäßtasche bei sich trug. Obendrein ärgerte sich der Vikar über die Weigerung der Gadsleys, sonntags oder an irgendeinem anderen Wochentag am Gottesdienst teilzunehmen, und war sich der Tatsache durchaus bewusst, dass alle im Dorf sie ebenfalls von Herzen verbscheuten.
    Er hatte gerade beschlossen, dass jemand, der den Sommer in Sandystones Hall verbringen wollte, gewiss alle ihre unerwünschten Eigenschaften teilte, als Eva in seine Überlegungen hineinredete.
    »Die vier Männer, die den Sarg heruntergebracht haben, sind weg«, sagte sie. »Wenn Sie ihn nicht in die Kirche nehmen wollen, dann weiß ich nicht, was ich tun soll. Ich kann ihn unmöglich selbst wegschaffen.«
    »Tut mir leid, aber da kann ich Ihnen nicht helfen. Es ist ja nicht so, als würde ich so ein riesiges Ding in mein kleines Auto kriegen, und das ist sowieso in der Werkstatt.« Er überlegte kurz, dann ging er ins Haus und rief in der Werkstatt an.
    »Könnten Sie mir wohl einen Transporter zum Pfarrhaus hinaufschicken, um einen Sarg zur Hall hinaufzutransportieren?«
    »Ist da oben jemand gestorben?«, fragte der Mann, der den Anruf entgegengenommen hatte, hoffnungsvoll. »Zum Beispiel dieser schreckliche Sir-kann-mich-mal-George?«
    »Ich wäre froh, wenn Sie nicht diese schmutzige Sprache gebrauchen würden«, fauchte der Vikar. »Ich rufe aus dem Pfarrhaus an …«
    »Auweia! Es tut mir leid, Sir«, sagte der Mechaniker, der die Ansichten des Vikars übers Fluchen und anstößige Sprache kannte. Er legte auf und wandte sich an den anderen Mann in der Werkstatt. »Du sollst mit dem Pickup ’nen Sarg zur Hall raufschaffen. Offensichtlich hat irgendwer da oben den Löffel abgegeben. Hoffen wir, dass es dieses Arschloch von Gadsley ist.«
    Der Lehrling ließ den Pickup an und fuhr zum Pfarrhaus. Der Sarg stand direkt im Gartentor, bewacht von der gestressten Eva. Doch sogar mit ihrer Hilfe schaffte es der Mechaniker nicht, ihn anzuheben. Schließlich wagte er sich doch zur Tür des Pfarrhauses, um zu fragen, ob ihm jemand helfen könne, den Sarg auf die Ladefläche des Pickups zu heben. Der Vikar war inzwischen mit seiner Predigt fertig und willigte ein, dem jungen Mann zur Hand zu gehen. Sie packten jeder ein Ende der Kiste, und Eva versuchte, die Mitte anzuheben, doch es ging immer noch nicht.
    »Der Tote muss aber wirklich schwer sein«, bemerkte der Vikar.
    Eva wies hilfsbereit darauf hin, dass es ja auch vier Männer bedurft hatte, um ihn herzubringen.
    »Ich denke, wir machen das Ding lieber auf und holen ihn heraus. Und dann legen wir den Leichnam wieder hinein, wenn wir den Sarg auf der Ladefläche haben.«
    Eva dachte daran, wie schrecklich Clarissa es finden würde, dass ihr Onkel so herumgeschleppt wurde, doch andererseits würde Sir George durchdrehen, wenn der Sarg wieder zurückgeschickt wurde. Doch das war ja wohl kaum ihre Schuld. Sie stand daneben, als die beiden Männer den Deckel abnahmen, die in ein Laken gehüllte Gestalt griffen und hinauszogen.
    »Der Verstorbene ist leichter, als ich erwartet hätte«, stellte der Vikar fest. »Und wesentlich steifer.«
    Bis sie ihn auf der Ladefläche hatten, hatte sich das Laken gelöst.
    »Ja, leck mich doch am Arsch!«, entfuhr es dem jungen Mechaniker, und für dieses eine Mal wurde er nicht für seine

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