Her mit den Jungs!
vertrauen. Beruflich gab es keine Schwierigkeiten, weil man ihr in dieser Hinsicht immer freie Hand gelassen hatte. Aber privat und emotional fühlte sie sich oft nur unzureichend gerüstet.
Wen wunderte es da also, wenn sie sich in ihrem fortgeschrittenen Alter bei Sophie Tipps hatte holen müssen, um femininer auszusehen und zu wirken? Wenn sie nicht verstand, wie sich ein sexy Sportler wie Damian Fuller in sie, die kumpelhafte Micki Jordan verlieben konnte?
Genau aus diesem Grund hatte sie Damian einen Korb gegeben. Weil es einfacher war, sich weiterhin in Zurückhaltung zu üben, anstatt ein Risiko einzugehen und dann womöglich mit einem gebrochenen Herzen dazustehen, wenn Damian feststellte, dass er sich geirrt hatte und sie verließ.
Sie zog sich zitternd ihre alte Wolldecke um die Schultern und rollte sich auf der Couch zusammen. Noodle lag zu ihren Füßen und wärmte ihr die Zehen, die wegen der Klimaanlage eiskalt waren.
Eine Weile ließ Micki ihren Tränen freien Lauf. Als es an der Tür klopfte, wischte sie sich mit der gestrickten Decke das Gesicht ab, schloss die Augen und tat, als würde sie es nicht hören.
Doch sie wartete vergeblich darauf, dass es aufhörte. Im Gegenteil. Ein Schlüsselbund rasselte, die Tür schwang auf.
»Micki?« Sophie betrat die Wohnung und knallte die Tür hinter sich ins Schloss. »Als ich erfuhr, dass du deinen Nachmittagstermin nicht wahrgenommen hast, wusste ich, dass etwas faul ist. Was ist los?« Sie ging zur Couch hinüber und kniete sich neben Micki.
Micki war nicht in Stimmung für eine Unterhaltung, also schwieg sie.
»Es ist wegen Damian, nicht?«, stellte Sophie fest.
»Du weigerst dich, über ihn zu reden, seit ich ihn dir damals im Park nachgeschickt habe.«
»Ja, es ist wegen Damian«, gab Micki zu, weil es keinen Zweck hatte, es zu leugnen.
Sophie stieß sie mit dem Ellbogen an. »Los, gib dir einen Ruck, Micki. Du wirst dich bestimmt besser fühlen, wenn du darüber redest.«
Micki musterte ihre Schwester wissend. »Du meinst wohl, du wirst dich bestimmt besser fühlen, wenn ich darüber rede.« Resigniert richtete sie sich auf und kauerte sich mit angezogenen Beinen in die Sofaecke, das Kinn auf die Knie gestützt.
Sophie ließ sich neben sie plumpsen. »Ist doch ein und dasselbe.«
»Damian wollte damals über unsere Beziehung reden«, begann Micki widerstrebend. »Er hat gesagt, dass er mich liebt.«
Sophie riss die Augen auf. »Aber das ist ja großartig! Davon hast du doch immer geträumt! Warum bläst du denn dann seither Trübsal, als hättest du deinen besten Freund zu Grabe getragen?« Sie durchbohrte ihre Schwester mit Blicken. »Und warum weinst du? Ich bin verwirrt. Du liebst ihn doch auch, nicht?«
»Ja.« Micki nickte. »Aber ich habe ihm trotzdem eine Abfuhr erteilt.«
»Das habe ich bereits vermutet. Aber warum?«
»Ich habe meine Gründe.« Stockend zählte Micki dieselben Gründe auf, die sie damals im Park vorgebracht hatte. Einige, zum Beispiel die Behauptung, er würde sich erleichtert fühlen, wenn er erst richtig begriffen hatte, dass er doch nicht Vater geworden war, kamen ihr nach wie vor plausibel vor. Andere, etwa, er habe sich bloß an sie gewöhnt, glaubte sie selbst nicht mehr. Sie hatte sich ja schließlich auch nicht an seine Anwesenheit gewöhnt, sondern jede Minute in seiner Gegenwart genossen. Ihretwegen hätte es immer so bleiben können.
Doch Micki war überzeugt, dass ihnen kein »glücklich bis ans Lebensende« beschieden war.
Sophie erhob sich und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Oh Mann, Micki! Ich könnte dich erwürgen! Wie kann man nur so blöd sein, einen netten, anständigen, atemberaubend gut aussehenden Mann mit einer Reihe hirnrissiger Ausreden abzuservieren?«
Solche Kraftausdrücke und auch der Tonfall waren höchst uncharakteristisch für sie und ein sicheres Anzeichen dafür, dass sie noch lange nicht fertig war.
»Ich, offensichtlich«, sagte Micki, in der Hoffnung, ihrer Schwester damit den Wind aus den Segeln zu nehmen. »Würdest du jetzt bitte meine Entscheidung respektieren und mich in Ruhe lassen?«
»Nur noch eine Frage.«
»Habe ich eine andere Wahl?«
Sophie bedachte sie mit einem finsteren Blick. »Du hast mich doch vor einer Weile gebeten, dir dabei zu helfen, femininer zu werden. Das habe ich getan. Sinn und Zweck dieser Aktion war es, Damian Fullers Aufmerksamkeit zu erregen. Es ist dir gelungen. Und jetzt, wo du den Fisch endlich an der Angel hast, wirfst du ihn
Weitere Kostenlose Bücher