Her mit den Jungs!
Schwestern zufällig den richtigen Weg gewiesen hat, heißt das noch lange nicht, dass du dich hier drin schon damit angefreundet hast.« Er tippte ihr auf die linke Seite des Brustkorbes, genau über das Herz.
Sie schluckte. »Bin ich wirklich so leicht zu durchschauen?«
»Nur für mich, weil ich genau hinsehe. Ich möchte alles über dich wissen und ich bin froh darüber, dass du es mir einfach machst.«
Sie straffte die Schultern.
Offenbar missfiel ihr diese Vorstellung.
»Du hast mir noch nicht verraten, wohin wir fahren«, sagte sie, um das Thema zu wechseln.
»Ich werde dir meinen Teil der Insel zeigen.«
Sie lächelte unvermittelt, sodass er die Grübchen in ihren Wangen bewundern konnte.
»Was findest du denn auf einmal so ungemein erheiternd?«, wollte er wissen.
»Dass jetzt zur Abwechslung du erzählst und ich mehr über dich erfahren werde.« Sie zerrte an seiner Hand wie ein ungeduldiges Kind.
»Und das gefällt dir?«, fragte er und ließ sich von ihr die Treppe hinunter und zur Tür hinaus ziehen.
»Jawohl, und zwar ganz ungemein.« Sie schwang sich auf den Beifahrersitz seines Jeeps und drückte auf die Hupe. »Leg mal einen Zahn zu, du Schnecke.«
Er lachte. Diese Frau verwirrte und verblüffte ihn; sie erregte ihn und entlockte ihm alle möglichen Geheimnisse. Er hatte noch nie irgendjemandem seinen Teil der Insel gezeigt, nicht einmal seinen Eltern oder seinen Schwestern. Aber Micki sollte alles sehen.
Er kletterte in den Wagen, ließ den Motor an und fuhr los. Unterwegs besorgten sie bei Pops Getränke und Sandwiches fürs Mittagessen. Zwanzig Minuten später erreichten sie ein abgeschiedenes Gebiet, in dem Damian ein Stück unbebautes Land erworben und ihm seinen ganz persönlichen Stempel aufgedrückt hatte. Ganz gleich, wie oft er diese Strecke schon zurückgelegt hatte, er würde sich wohl immer an der Schönheit dieses Fleckchens Erde ergötzen; an den eleganten Palmen, am Anblick des blauen Himmels, durchsetzt von perfekten weißen Wölkchen und an dem schweren, warmen Wind, der ihm um die Nase wehte. Micki war ganz aufgekratzt vor Aufregung und Spannung. Er wusste es zu schätzen, dass sie so viel Interesse daran zeigte, sein Land zu erforschen. Und dass sie ihn unterwegs nicht mit Fragen bombardierte, sondern schwieg, als spürte sie instinktiv sein Bedürfnis nach Ruhe.
Dass zwischen zwei Menschen eine so gemütliche, friedliche Stille, ganz ohne Unbehagen, herrschte, war beileibe keine Selbstverständlichkeit, wie er von seinen Schwestern wusste. Ihm war so etwas jedenfalls noch mit keiner Frau untergekommen.
Er warf einen Blick zu Micki hinüber, die jetzt den Kopf in den Nacken gelegt hatte und sich mit geschlossenen Augen die Sonne aufs Gesicht scheinen ließ. Er betrachtete ihr hübsches Profil, ihre kecke Nase, die vollen Lippen, die er nun schon recht gut kannte. Und er musste sich eingestehen, dass er das Leben im Augenblick in vollen Zügen genoss.
Selbst, wenn dieser Genuss nicht von Dauer sein konnte, dachte er mit Bedauern. Glücklicherweise kam just da sein ganzer Stolz in Sicht - ein Baseballfeld in Originalgröße, komplett mit Wurfmal, Bases und Tribüne. Der Anblick ließ ihn das bevorstehende Ende ihres gemeinsamen Aufenthaltes sogleich vergessen.
»Wir sind da.« Damian hielt den Wagen am Metallzaun hinter dem Wurfmal.
Er hatte Micki zwar aus freien Stücken hergebracht, aber nun, wo sie hier waren, fühlte er sich aus unerfindlichen Gründen verletzlich und nackt, als hätte er seine Seele vor ihr entblößt.
Wie auch immer, es war zu spät für einen Rückzieher. Er sprang aus dem Wagen, ehe sie irgendwelche Fragen stellen konnte, und begab sich zur Beifahrertür, um ihr herauszuhelfen. Dann betraten sie gemeinsam sein ganz privates Baseballfeld.
Sie bedachte ihn mit einem neugierigen Blick. »Du hast dir wohl gedacht ›wenn du es baust, werden sie kommen‹, wie Kevin Costner in Field of Dreams?« In ihren blauen Augen las er Fragen, auf die er keine Antworten wusste.
Er lachte leise. »So ungefähr. Nur, dass es in diesem Fall keine ›sie‹ geben wird.«
Sie machte eine ausladende Handbewegung. »Und wofür dann das alles?«
»Für mich.« Seine Worte klangen sogar in seinen eigenen Ohren lächerlich, aber sie entsprachen nun einmal der Wahrheit. »Als ich noch ein kleiner Junge war, konnte ich mir nichts Schöneres vorstellen, als mein eigenes Feld zu besitzen.«
»Dein ganz persönliches Field of Dreams.«
Er nickte. »Und sobald ich
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