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Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Männer sind wie Schuhe
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Stellen- oder Wohnungsangebote. Ich stand auf und berührte die Baumrinde.
    Der Mann in Schwarz kam mit großen energischen Schritten auf mich zu. Auch so ein Abendsportler!, dachte ich. Irgendwas wehte hinter ihm her. So eine Art Schwalbenschwanz. Komisches Fitnessoutfit. Doch statt eilig an mir vorbeizuziehen, wurde er plötzlich langsamer. Ich blinzelte. Hatte er etwa bemerkt, dass ich im Begriff war, den Baum mit einem Taschenmesser zu beschädigen? Wollte er mich zurechtweisen?
    »Grüß Gott«, murmelte ich verlegen und trat einen Schritt zur Seite.
    Wieso blieb der denn jetzt stehen und starrte mich so an? Ach so, klar. Vermutlich leuchtete mein zu Berge stehendes rotes Haar jetzt in der Abendsonne, sodass ich aussah wie eine Waldfee oder Kräuterhexe. Verschämt strich ich mir das Haar aus dem Gesicht. »Ähm. Tja. Bitte nach Ihnen. Ich habe Zeit.«
    »Also, jetzt bin ich doch a bisserl überrascht«, ertönte plötzlich Christians Stimme. »Das mit der Autosuggestion funktioniert ja wirklich!«
    Er packte mich an den Schultern und drehte mich so, dass ich ihn endlich erkennen konnte.
    Christian! Christian im Frack und mit Fliege. In diesem Aufzug war er hierhergejoggt?!
    »Lotta!«, sagte er. »Du bist es also wirklich.«
    Wenn das keine Szene aus einem Sissi-Film war!
    »Sissi!«
    »Franz!«
    Klappe, danke. Und jetzt noch mal von vorn.
    »Ich hab dich vom Fenster des Festspielhauses aus …«
    »Ich war zufällig …«
    »Ich dachte, vielleicht erwische ich dich noch.«
    »Ich hatte gerade ein bisschen Zeit …«
    »Bevor ich gleich mit meinem Orchester auftrete.«
    »Mit den Chicago Philharmonics«, stammelte ich. »Ich habe nämlich die Plakate gesehen und gehofft …«
    »›Les nuits d’été!‹« , sagte Christian verträumt. »Mit Anna Netrebko.«
    »Äh ja, klar.« Ich Mauerblümchen wollte im Boden versinken. Wahrscheinlich waren die beiden schon für nachher verabredet.
    Christian strich mir mein feuerrotes Haar aus dem Gesicht, in dem gerade mal wieder alle tausend Sommersprossen explodierten. »Was treibt dich in die Festspielstadt?«
    »Ich mache Urlaub in unserer Hütte«, sagte ich mit zitternder Stimme. »Mit den Kindern. Am Wolfgangsee.«
    Ich öffnete die Handflächen. Christians Taschenmesser blitzte darin auf.
    Um Christians Mundwinkel zuckte es. »Das habe ich schon vermisst. Aber behalt es ruhig! Dann denkst du wenigstens ab und zu an mich.«
    »Ab und zu«, sagte ich beiläufig. »Das lässt sich einrichten.«
    »Und? Ist dein cooler Sparkassendirektor auch hier?« Christian hatte die Hände in die Hosentaschen vergraben. »Der ist doch immer für eine Überraschung gut! Sitzt er schon oben im Schlössl und wartet auf dich?«
    »Nein, der hat sein Pulver verschossen«, sagte ich. »Weißt du, im Nachhinein kann ich ihm gar nicht böse sein. Er hat wirklich alles versucht, um sein Glück zu retten.« Verlegen trat ich von einem Fuß auf den anderen. Für langes Geplänkel war keine Zeit, der Mann musste auf die Bühne. »Aber was echtes Glück ist, hast erst du mir gezeigt«, entfuhr es mir: »Die schönsten Momente meines Lebens habe ich mit dir verbracht.«
    Christian wurde ernst. Er nahm mir das Taschenmesser aus der Hand und ritzte etwas in unseren Baum.
    »Weißt du noch, was unsere letzten Worte waren?«
    »Ähm … Ruf mich nie wieder an? Fahr vorsichtig? Mach’s gut?« Ich scharrte verlegen mit den Füßen. »Ähm, nein, ich glaube, du hast gesagt, ich bin eine Siegerin …«
    Und in diesem Moment fühlte ich mich auch so. Zum ersten Mal in meinem Leben. Christian schnitzte und schnitzte. Es dauerte lange, bis er irgendetwas Lesbares fabriziert hatte.
    »Musst du nicht längst zu deiner Anna Netrebko?«, flüsterte ich in alter Künstlernervosität.
    »Manche Dinge brauchen eben Zeit«, sagte er. »Außerdem bin ich erst nach der Pause dran. Ich glaube, ich habe sogar eine Freikarte für dich.« Er zog sie beiläufig aus der Tasche.
    Mein Herz machte einen ganz verrückten Luftsprung. »Christian, das ist ja der Wahnsinn, die Netrebko, ich meine, das war immer mein Traum …« Die Freudentränen liefen mir nur so über das Gesicht. »Aber was mache ich mit den Kindern? Sie sind oben im Schlössl …Caspar hat mir schon ein großes Bier bestellt …«
    »Caspar soll sie nach Hause in die Hütte fahren. Und dich nehme ich nach dem Konzert mit ins Sacher. Da wohnen wir fahrenden Gesellen.«
    »Oh … Christian, das Festspielhaus, das Sacher … Ich habe gar nichts anzuziehen

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