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Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Männer sind wie Schuhe
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runtergeklappten Tabletts, seinem Laptop und mehreren Aktenordnern. Ich klemmte neben ihm wie eine Sardine in der Büchse. Mein Herz raste so sehr, dass mein Vicki-Airline-Halstüchlein zuckte. Ich starrte ihn minutenlang an. So sah dieser Mann also aus! Genau so hatte ich ihn mir vorgestellt. Rührend hilflos irgendwie und jetzt auch noch lächerlich ramponiert.
    »Was machen Sie denn hier?!«, fragten wir beide gleichzeitig.
    »Bitte. Nach Ihnen.«
    »Nein. Nach Ihnen.«
    »Ich habe gerade meinen Sohn Paul zu seiner Mutter an den Wolfgangsee gebracht.« Er nahm einen Schluck Kaffee und sah mich über den Rand seiner verschmierten Brille an: »Zu meiner Lebensgefährtin. Lotta, Sie wissen schon.«
    »Die Musikschullehrerin?« Ich reichte ihm eine frische Serviette. »Wohnt sie jetzt dort?«
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Vorübergehend! In so einer runtergekommenen Hütte! Jetzt im Hochsommer ist es da ja paradiesisch, aber wenn erst mal der Herbst kommt … Sie ist so naiv, wissen Sie?!«
    »Das sagten Sie damals schon.« Ich nickte.
    »Soll sie ruhig den Sommer dortbleiben und über ihr Leben nachdenken!« Er machte wieder diese Handbewegung. »Aber spätestens, wenn die Schule wieder anfängt, muss sie nach Heilewelt zurück, dafür werde ich schon sorgen.«
    »Haben Sie sich denn getrennt?«
    »Na ja, sie will mich verlassen.« Er lächelte milde. »Aber das schafft sie nicht. Dafür hat sie gar nicht die finanziellen Mittel.«
    Mir stand der Mund offen. »Nein? Ich denke, sie besitzt eine Musikschule?«
    »Nicht mehr. Sie ist vollkommen pleite. Mehr noch: haushoch verschuldet.«
    »Bei wem?«
    Er stieß ein mitleidiges Lachen aus und tippte sich auf die Brust: »Bei mir!«
    »Was ist denn passiert?«, fragte ich und biss mir auf die Lippen vor Aufregung. »Ich meine, seit Ihrem Anruf …«
    »Damit habe ich einen Stein ins Rollen gebracht, den ich nicht mehr aufhalten konnte«, seufzte er. »Ich wollte Lotta nur beschützen, wissen Sie! Mit all meinen Aktionen wollte ich sie nur beschützen!«
    »Vor wem?«
    »Vor sich selbst! Sie ist so gefühlsbetont, so spontan, so sprunghaft … Sie ist im Grunde wie ein ungebändigtes Wildpferd.« Er lächelte unter Tränen. »Manchmal wirft sie ihren Reiter ab und galoppiert davon, das tut dann schon weh …«
    Gott, was tat der Mann mir leid. DAS war es also, was Christian mit »chaotisch« gemeint hatte. »Aha«, sagte ich. Was sollte ich auch sonst dazu sagen?
    Herr Immekeppel hob umständlich eine Pobacke und versuchte ein Taschentuch aus seiner Gesäßtasche zu ziehen. Es gelang ihm nicht. Er war eingeklemmt. Ich reichte ihm weitere Papierservietten.
    »Danke, danke, reicht schon. Und was macht Ihr … Mann?«, fragte er verlegen. »Ihr Exmann, soweit ich informiert bin?«
    »Er ist nach Chicago gegangen, da spielt er als Soloflötist im Orchester. Wir haben keinen Kontakt mehr, das läuft alles über meinen Anwalt.«
    Herr Immekeppel zog die Brauen hoch, und ein Tropfen Tomatensaft verkroch sich in seinen Stirnfalten. »Dieser Anwalt hat eine Menge angerichtet!«
    »Was denn?«, fragte ich höflich, obwohl ich schon ahnte, was jetzt kam.
    »Die Plakataktion. Die konnte ja nicht ohne Folgen bleiben. Lotta ist Hals über Kopf geflohen, nachdem die ganze Stadt mit Ihren Obdachlosen-Plakaten gepflastert war. Sie wissen schon, die, auf denen Sie und Ihre Töchter auf Koffern sitzen und Ihre Taschenfutter nach außen stülpen. Das war ein raffinierter Schachzug von Ihnen.«
    »Von meinem Anwalt«, sagte ich beschämt.
    Er lächelte mich verbittert an. »Damit haben Sie ihre Existenz zerstört. Und das wollten Sie ja auch, nicht wahr?«
    »Sie hat meine ja auch zerstört!«, zickte ich zurück.
    Herr Immekeppel seufzte erneut, und seine Augen schwammen in Tränen. »Es war ja irgendwie richtig, ihr einen Denkzettel zu verpassen. Als eine Art erzieherische Maßnahme. Aber da tat sie mir dann doch leid.« Er räusperte sich nervös.
    Mich fröstelte. »Aber SIE haben die Lawine doch ausgelöst!«
    »Die Sache mit der Plakataktion hat dann zum totalen Bruch geführt«, fuhr Immekeppel traurig fort. »Lotta war nämlich felsenfest davon überzeugt, dass ICH dahinterstecke. Sie hat mir so etwas tatsächlich zugetraut, und das hat mich tief ver letzt.« Er hob die Hände: »Dabei hatte ich mit dieser hässlichen Aktion gar nichts zu tun!«
    »Meine Idee war es auch nicht«, wehrte ich mich schwach. »Der Anwalt wollte damit Geld von ihr erpressen, damit sie für

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