Hera Lind
Jürgen trotzig. »Herausfinden, ob sie überhaupt was von eurer Affäre weiß!«
»Jetzt weiß sie es!«, giftete ich ihn an. »Toll gemacht, Jürgen. Ganz toll!«
Jürgen fuhr sich mit dem Ärmel über die Stirn und nahm Haltung an. »Doch dann kamen ihre Freunde an den Apparat. Das war mir im Grunde auch viel lieber so. Lotta, ich brauchte GEWISSHEIT!«
»Meinst du, mich interessiert deren Meinung auch nur einen feuchten Fiedlerfurz?« Wütend funkelte ich ihn an. »Gewissheit! Dass ich nicht lache! Als wenn diese Schwätzer von irgendwas eine Ahnung hätten!«
»Also MICH hat die Meinung der Kobaliks durchaus interessiert.« So etwas wie Triumph schwang in Jürgens Stimme mit. »Dein feiner Herr ist ein Blender. Und ein Weiberheld. Er meint es niemals ernst mit dir. Ich hatte recht mit meiner Menschenkenntnis.« Jürgen griff wieder nach meiner Hand. Seine Stimme klang versöhnlich und bittend. »Ich meine es doch nur gut mit dir! Ich wollte dich mit dieser Maßnahme nur vor noch größeren Dummheiten bewahren! Margot sagt, man muss dir deutlich Grenzen setzen.«
Ich war fassungslos. Sie machten gemeinsame Sache!
»Diese Art von Entmündigung verletzt mich. Das ist unfair und link. Es hat unnötig viel Staub aufgewirbelt. Es … ist einfach total scheiße von dir.«
»Ich will dich nicht verlieren! Du gehörst zu uns, Lotta!« Jürgen wollte mich wieder an sich reißen und festhalten.
Ich konnte seine Berührung nicht ertragen. Wütend wandte ich mich ab und betrachtete meine regennassen Schuhe, die den Pfützen in den Schrebergärten nicht standgehalten hatten. Ich hätte Christian nicht wiedergesehen! Ich hätte ihn nicht mal angerufen! Ich hätte bald nicht mehr an ihn GEDACHT!! Ich wäre zum Alltag übergegangen! Wenn der übereifrige Jürgen mich nur gelassen hätte! Ich stöhnte und verdrehte die Augen.
»Wie KOMMST du dazu, solch tratschsüchtige Idioten da mit reinzuziehen?« Wütend warf ich die Arme in die Luft.
»Das sind seine besten Freunde! Sie kennen ihn!«
»Schöne beste Freunde!« Ich spuckte aus vor Verachtung. »Dass ich nicht lache! Und seine Frau stand sprachlos daneben oder was?!«
»Ja, sie ist eine ganz zartbesaitete Frau«, erwiderte Jürgen. »Sie war sich einfach zu fein, schlecht über ihren Mann zu reden.«
»Mir kommen die Tränen!« Meine Stimme kippte vor Wut und Fassungslosigkeit. »Echt fein, was da hinter Christians Rücken gelaufen ist!«
»Nun weißt du wenigstens, wovor ich dich bewahrt habe.« Jürgen kratzte sich am Ellbogen.
»Der Mann tut mir immer mehr leid!«, schrie ich ihn aufgebracht an. »Was hat der denn für eine Ehefrau, die ihn mit keinem Wort verteidigt! Wissen die überhaupt, dass du das Telefonat mitgeschnitten hast?«
»Natürlich nicht. Und das muss auch unter uns bleiben, schließlich verstößt das gegen den Datenschutz. Aber ich musste zu diesem Mittel greifen. Bitte versteh das doch!«
»Zu was hast du dich da herabgelassen, Jürgen Immekeppel?« In meinen Augen flackerte grenzenloser Zorn. »Meinst du, damit hättest du irgendjemandem einen Gefallen getan?«
»Oh ja. Dir.«
Sein selbstzufriedenes Lächeln brachte mich zur Weißglut!
»Nein, hast du NICHT!«
»Du wirst jetzt endlich aufhören, an ihn zu denken. So, lassen wir es gut sein!« Er legte den Arm um mich und wollte mich ins Haus schieben.
»Au MANN, wenn du doch nur begreifen würdest, dass du mit deiner trotteligen Aktion genau das Gegenteil erreicht hast!«, schrie ich ihn wutentbrannt an. »Ich habe mir eine Stunde lang interessante Dinge über ihn angehört! Man muss ihn ja warnen vor seinen lieben Mitmenschen!«
Jürgen packte mich am Arm und versuchte, mich zu ihm herumzudrehen.
»Das ist für dich jetzt noch lange kein Freifahrtschein, ihn anzurufen.«
Ich stieß ein irritiertes Schnauben hervor. »Ich hatte nicht im Geringsten vor, ihn anzurufen!«, brüllte ich unter Zornestränen. »Du hast mir das Versprechen abgenommen, und ich habe mich daran gehalten!«
»Eine dreifache Mutter, die im Parkhaus fremde Männer küsst, ist nicht gerade vertrauenswürdig«, entgegnete Jürgen verbittert. »Da ergreift man lieber Vorsichtsmaßnahmen. In der Liebe gilt dasselbe wie auf dem Börsenparkett: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede.«
Plötzlich wurde ich innerlich vollkommen ruhig. Ich würde nicht zulassen, dass er mich fernsteuerte. »Wie jämmerlich, wie erbärmlich, wie … widerlich!«, sagte ich kalt. »Meinst du,
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