Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Männer sind wie Schuhe
Vom Netzwerk:
Richtung, und Ursula Kobalik nickte heftig. »Zehn Uhr is juht!«
    Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Mein Herz fing wild an zu klopfen. Zehn Uhr war janich juht. Da würde ich wegen des vielen Alkohols und einiger Schlaftabletten noch im Tiefschlaf sein! Oder Pilates machen! Da wollte ich keinen geschniegelten Anwalt im Haus haben, der Haifischzähne im Gesicht hatte! Bei dem Gedanken daran wurde mir eiskalt. Ich durfte das nicht zulassen! Ich ruderte ebenfalls mit den Armen und versuchte, das Unheil abzuwehren, aber Ursula hielt mich tröstend fest. »Das ist wie ein Zahnarztbesuch«, sagte sie mitfühlend, »den bringt man am besten schnell hinter sich.«
    »Besser gestern, aber morgen tut’s auch!« Wolfjank lachte laut. »Aber machen Sie Tabula rasa! Wie bei der Tochter von meiner Uschi. Da haben Sie auch keinen Grashalm stehen lassen bei dem Ehebrecher! Also gut. Honorar besprechen wir dann. Das streck ich vor, da lass ick mir nich lumpen. Am Ende zahlt sowieso die Gegenpartei.«
    Widerstandslos ließ ich mich auf eine Sessellehne sinken. Wahrscheinlich hatten sie recht. Christian verdiente es nicht besser. Zumindest einen Denkzettel hatte er verdient. Aber vielleicht nicht gleich so einen hinterhältigen? Es war so gar nicht meine Art, ihm in den Rücken zu fallen. Aber war er mir nicht auch in den Rücken gefallen? Nur deswegen hatte es schließlich zu so einem peinlichen Anruf kommen können.
    Kobalik legte auf und strahlte mich zufrieden an: »Na? Wie hab ich det jemacht? Onkel Wolfjank hilft sofort und unbürokratisch! Krieg ich dafür ’n Kuss?« Er tippte sich auf die kratzige, feiste Backe.
    »Ich weiß nicht …«, stieß ich unsicher hervor. Mir wurde übel. »Ich weiß im Moment gar nicht …« Ich roch kalten Zigarrenrauch und konnte nicht weitersprechen.
    »Was weißt du nicht, Mädchen?« Wolfgangs Gesicht kam bedrohlich auf mich zu. Ich starrte auf seine großen Poren und auf seine blutunterlaufenen Augen unter den buschigen Brauen. Er verschränkte die Arme, als würde er auf etwas warten.
    »Ich weiß nicht, ob ich wirklich so schnell und so kompromisslos …« Ich versuchte meine Tränen runterzuschlucken. Wolfgang schien mir überhaupt nicht zugehört zu haben. Er machte eine wegwerfende Geste.
    »Willst du dir das von dem Saukerl bieten lassen? Mit einer rothaarigen Kleinstadtschlampe hat er rumgeknutscht! Im Parkhaus einer Musikschule! Da waren Minderjährige im Spiel! Die Frau hat kleine Kinder! Er hat gleich zwei Ehen zerstört!«
    »Sie begreift das Ausmaß nicht, Wolfjank. Mach sie nicht zu fertig jetzt.«
    »Aber ich würde gern erst mal mit ihm reden. Er kann mir vielleicht alles erklären.« Ich fasste mir mit den Händen an den Kopf.
    Ursula Kobalik lachte höhnisch. »Ja, das hättest du wohl gern!«
    »Mit REDEN kommt man da nicht weiter«, grunzte Wolfgang und vergriff sich an meiner Cognacflasche. »Wenn einer meine kleine Anita betrügt, dann gibt es nüscht mehr zu reden. Nicht mit Onkel Wolfjank.«
    Ich starrte ihn schwer atmend an und holte tief Luft. »Aber das ist doch MEINE Angelegenheit!«, wagte ich einzuwenden. »Vielen Dank für eure Hilfe, aber ich würde gern selbst entscheiden, was ich mache.« So. Das hatte mich jetzt Mut gekostet. Aber nun war es heraus. Sofort fühlte ich mich besser.
    »Sie will ihm vielleicht noch eine Chance geben, Wolfgang«, flötete Ursula Kobalik mit gespitzten Lippen. »Vielleicht sucht sie sogar die Schuld bei SICH!«
    »Das fehlt mir noch, wa!«, brauste Wolfgang auf. »So ne treue nette Frau. Alles hat se für den Windhund aufgegeben, ne tolle Stelle bei der Lufthansa, erste Klasse, Chefstewardess, alle Millionäre der Welt hätte sie haben können, bei ihrem Aussehen. Und jetzt guck dir doch mal an, wat aus ihr geworden ist!« Wolfgang zeigte mit einer neuen Zigarre auf mich, so als wäre ich ein baufälliges Gebäude. »Da gehört mal ganz gründlich aufgeräumt! Jetzt hat sie sich lange genug für doof verkaufen lassen!«
    Mir schnürte sich der Magen zusammen. Jäh fuhr ich zu Ursula herum:
    »Ja, hat er denn … Also, ich meine, wisst ihr denn, ob er … schon öfter?«, fragte ich bang.
    »Ja wat denkst du denn, kleene Maus! Wat der so auf seinen Reisen treibt?«
    »Wie naiv bist du denn, Kindchen?« Ursula Kobalik klopfte mir tröstend auf den Rücken. »Du weißt doch, für wie schön der sich hält. Dabei hatta janz krumme Beene«, sagte sie spöttisch lachend.
    »Also diese Information hättet ihr euch auch sparen

Weitere Kostenlose Bücher