Herbert, James - Die Brut.pdf
unförmigen Handschuhe aus, ließ sie zu Boden fallen, bewegte nacheinander seine Finger und schaute sich die Druckstellen näher an. Howard reichte ihm den Drink. Seine Miene zeigte übertriebene Sympathie. »Ich kann mir denken, dass dich der schreckliche Überfall heute Morgen sehr mitgenommen hat. Wie gut, dass wir damals nach dem Ausbruch diese Schutzanzüge wieder eingeführt haben!«
Pender nahm einen großen Schluck und schloss für einen Moment die Augen, genoss die angenehme Wärme, die sich in seinem Körper ausbreitete. »Wie ich schon früher angemerkt habe, müssen sie noch fester und stärker werden. Sie haben ihre Schutzfunktion nicht besonders gut erfüllt.«
»Natürlich. Da die Gefahr jetzt gebannt ist, haben wir Zeit genug, die Anzüge zu verbessern.«
Thornton, der am Schreibtisch Platz genommen hatte, hob sein Glas. »Ich glaube, es ist der richtige Zeitpunkt, euch zu gratulieren, Stephen. Wieder einmal hat eure Gesellschaft dem Land einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Ohne eure Erfahrung ständen wir erneut am Rande einer Katastrophe.«
»Die Sache ist noch nicht ganz ausgestanden«, murmelte Mike Lehmann und schaute angelegentlich in sein Glas. »Es gibt sicher noch eine ganze Anzahl frei herumlaufender Ratten, die sich auf der Erdoberfläche tummeln.
Wie, zum Beispiel, die Biester, die Luke angegriffen haben.«
»Dem muss ich beipflichten.« Howard war das Lächeln vergangen. Er beugte sich aus seinem Sessel gegenüber von Thornton vor und griff nach seinem Glas, das er auf der Ecke des Schreibtisches abgestellt hatte. »Wir müssen weiterhin pessimistisch bleiben, Anthony, auch wenn Sie uns vielleicht für übertrieben vorsichtig halten. In einem solchen Fall dürfen wir uns keinerlei Nachlässigkeiten leisten. Es ist zwar möglich, dass die Ratten, die Luke und seinen Begleittrupp angefallen haben, danach zu ihren Artgenossen in die Kanalisation zurückgekehrt sind. Tatsache ist, dass der eine unblockierte Ausschlupf, der während des Gaseinsatzes entdeckt wurde, ziemlich nahe bei der Stelle liegt, wo der Angriff stattfand. Wir können uns aber leider nicht nur auf diese Annahme verlassen. Wir müssen den ganzen Wald durchkämmen, ehe wir Entwarnung geben können.«
»Ja, ja, natürlich. Hauptsache ist doch, dass wir die große Masse erledigt haben«, entgegnete Thornton ungeduldig. »Der Rest ist doch nur noch ein Kinderspiel.«
»Das hoffen wir, Anthony«, sagte Howard. »Trotzdem wird es noch Wochen dauern, bis wir absolut sicher sein können. Zuerst müssen wir...«
»Ich denke, es wäre jetzt an der Zeit, Luke ins Bild zu setzen.«
Penders Blick schwenkte zu Mike Lehmann hinüber, der Howard unterbrochen hatte. Einige Sekunden lang hing ein unangenehmes Schweigen im Raum. Der Rattenfänger musterte Stephen Howard, der sich sichtlich unwohl in seiner Haut fühlte.
»Ja, das denke ich auch.« Der Forschungsdirektor schaute zuerst den Hauptabteilungsleiter, dann Pender an. »Leider habe ich früher nie mit dir darüber reden können, Luke. Doch damals - unmittelbar nach dem Londoner Ausbruch - wurde die Angelegenheit zur Geheimsache erklärt. So wenige Leute wie möglich sollten davon wissen.«
Pender beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. Seine Hände spielten mit dem Whiskyglas. Er schaute Howard unentwegt in die Augen.
»Wie du weißt, entdeckten wir den Ursprung der mutierten Schwarzen Ratte, nachdem London evakuiert und das Ungeziefer erfolgreich vergast worden war. Der eigentliche Brutplatz befand sich in einem alten Schleusen-wärter-Haus an einem Kanal in der Nähe der Docks von East-London. Du weißt, dass der Zoologe Schiller eine mutierte Ratte von einer strahlenverseuchten Insel Neu-Guineas ins Land geschmuggelt hat. Er paarte seinen Mutanten mit der normalen Schwarzen Ratte. Seine Wohngegend war völlig verseucht mit den Nagern. Das Ergebnis aus dieser Kreuzung- ein schreckliches Ergebnis - war die Schwarze Riesenratte, ein neuer Stamm - stärker, widerstandsfähiger und gefährlicher als alle bisher gekannten Schädlinge. Diese Tiere beherrschten die einheimischen Schwarzen Ratten und machten sich am Anfang deren zahlenmäßige Stärke zunutze...«
Lehmann wurde ungeduldig und fiel Howard ins Wort.
»Wir dachten, wir hätten alle getötet, doch das war ein Irrtum. Leider konnten wir ihr Nest nicht finden. Von dem Haus am Kanal, dem Nest des ersten Mutanten, wussten wir noch nichts.«
»Erst ein Lehrer namens Harris, der die Gegend sehr gut
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