Herbert, James - Die Brut.pdf
kannte und uns damals behilflich war, entdeckte es.«
Howard stellte sein Glas wieder auf den Schreibtisch und wandte sich zu Pender. »Im Keller des Hauses stieß er auf ein Monster. Nach seiner Beschreibung konnte man das Wesen kaum als Tier und noch weniger als Nager bezeichnen.«
»Einen Moment bitte«, sagte Pender ruhig. »Warum hast du mir das nicht schon früher erzählt? Wissen das die anderen Ratkill-Spezialisten?«
Diesmal meldete sich Thornton zu Wort. »Ihre Firma handelte völlig korrekt, nach strikten Anweisungen der Regierung, Mr. Pender. Wir sahen keinen Anlass, die Öffentlichkeit noch mehr zu beunruhigen. Die kleinste In-diskretion.. .« Er ließ den Satz unvollendet und breitete vielsagend die Hände aus.
»Was geschah also mit diesem - Monster?« Pender fühlte Ärger in sich aufsteigen.
Howard stieß ein unzufriedenes Brummen aus. »Harris hat es bedauerlicherweise getötet. Er schlug es mit einer Axt in Stücke.«
Pender konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen. Howard und seinen Kumpanen musste dies wie ein vandalischer Akt, etwa wie die Zerstörung eines wertvollen Kunstwerkes, vorgekommen sein.
Lehmann ahnte die heimliche Belustigung des Rattenfängers. »Wir hätten viel über den genetischen Aufbau der Kreatur erfahren können, Luke«, meinte er ernst.
»Dafür hätten Sie Tausende von Tierleichen benötigt.«
»Von diesem Tier nicht.«
»Wir wissen durch die Schilderung von Harris, wie das Tier aussah«, sagte Howard. »Auch in den Unterlagen des Zoologen fanden sich viele Abbildungen davon. Der Körper selbst war leider zu zerfetzt, um ihn wieder rekonstruieren zu können - er war fast sprichwörtlich unter den Schlägen explodiert.«
»Explodiert?« Pender richtete sich kerzengerade auf.
»Ja. Dazu musst du wissen, dass dieses Tier den mutierten Ratten kaum glich. Es war fast gänzlich unbehaart, unmäßig aufgedunsen, von rosaroter Farbe. Die Haut spannte so stark, dass man deutlich die Adern durch-schimmern sah. Das Wesen wirkte wie eine überdimensionale fette Schnecke, ein verkrüppeltes Opfer seiner Fettleibigkeit. Und das Widerlichste daran...« Howard hielt inne, offensichtlich angeekelt von seiner eigenen Beschreibung. »...es hatte zwei Köpfe.«
Pender starrte ihn ungläubig an.
»Es stimmt, Luke«, bestätigte Lehmann leise. »Ich habe die Zeichnungen selbst gesehen. Und die Überreste. Nach der Version von Harris war es blind und viel zu schwer, um sich aus eigener Kraft vorwärtszubewegen. Und völlig schutzlos. Es ist wirklich eine Schande, dass Harris es in Stücke hackte.«
»Das kann ich ihm nicht verdenken«, erwiderte Pender.
»Ich hätte so ähnlich gehandelt.«
Lehmann widersprach ihm sofort. »Nein, das hätten Sie niemals getan. Dazu kennen Sie die Bedeutung einer solchen Missgeburt viel zu genau. Wir hätten sie studieren und feststellen können, wodurch die Mutation bewirkt wurde...«
»Um selbst einen Mutanten zu züchten...«
»Ja, vielleicht auch das. Auf diese Weise hätten wir vielleicht eine Möglichkeit gefunden, die Tiere für alle Zukunft unter Kontrolle zu halten. Wenn wir mehr über sie wissen...«
Howard hob eine Hand. »Schon gut, Mike. Ich denke, Luke ist Ihrer Meinung.«
Er erhob sich, lehnte sich vor Pender gegen den Schreibtisch und schaute auf den Rattenfänger hinab. »Wir müssen wissen, ob dieser besondere Stamm sich wieder vermehrt hat. Nach fast einer Generation wäre das durchaus möglich.«
»Du willst damit sagen, dass es zwei Arten von Mutanten gibt.«
Howard nickte. »Genau das. Trifft dies zu, ziehen wir es auch jetzt noch vor, die Sache geheimzuhalten. Die Schwarze Riesenratte allein ist schon schrecklich genug.«
In Pender keimte ein Verdacht auf. »So?« Er war auf der Hut.
»Wir haben Sie ins Vertrauen gezogen, Mr. Pender, weil Sie von Anfang an in diese Operation einbezogen waren«, erklärte Thornton. »Wirklich, Sie haben einen bemerkenswerten Beitrag zu ihrem Gelingen geleistet.«
»Und da du nun zu den wenigen Eingeweihten zählst, die von der Existenz des Urmutanten wissen, wollten wir dich um etwas bitten«, sagte Howard.
Penders Augen wurden groß, sein Rücken versteifte sich, während er Howards Worten lauschte.
Er fuhr mit Jenny zu seinem Hotel, wo sie rasch etwas aßen. Die Mahlzeit verlief ziemlich einsilbig, denn Pender hatte starke Schmerzen und war zu erschöpft, um leichte Konversation zu betreiben. Außerdem drehten sich seine Gedanken fast ausschließlich um den Auftrag, den er in
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