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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Harte wusste, käme er in einigen Jahren hierher zurück, würde ein Großteil dessen, was er nun sah, verschwunden sein. Ein Teil von ihm wünschte sich, diesen Anblick zu erleben.
    Das plötzliche Quietschen von Bremsen beendete seine Tagträumereien abrupt. Er beugte sich vor, spähte um das Heck des Lasters und sah, dass sie vor den Eingang eines kleinen Einkaufszentrums gerollt waren. Auf einem beschlagenen, eisverkrusteten Schild stand THE MINORIES. Die einst schillernde Fassade präsentierte sich stumpf, Poster und Auslagen waren von der Sonne ausgebleicht und ihrer Farben beraubt worden. Von jedem sichtbaren Sims hingen Eiszapfen. Harte fiel auf, dass sie alle tropften. Einige schienen groß genug zu sein, um echten Schaden anzurichten, sollte sich ein Unglückseliger unter ihnen aufhalten, wenn sie herabfielen. Das wäre was , dachte er und verfiel allzu leicht wieder in seinen Tagträumermodus. Alles überlebt, es bis hierher geschafft haben und dann von einem verfluchten Eiszapfen erschlagen werden .
    Da die beiden Motoren mittlerweile abgestellt worden waren, herrschte eine beklemmende Stille. Jackson rief die anderen und forderte sie auf, sich am Bagger zu versammeln.
    »Also«, begann er. »Der Plan ist einfach. Kieran sagt, hier gibt es einige nützliche Geschäfte, und je mehr wir an einem Ort kriegen können, desto besser. Gehen wir rein und räumen wir den Schuppen aus. Wir hören erst auf, wenn dieser Laster so voll ist, wie wir ihn beladen können, in Ordnung? Sorgen wir dafür, dass dies der letzte Ausflug ist, den wir vor dem Ende des Winters unternehmen müssen. Alles klar?«
    Es gab etwas Gemurmel und wenig positive Reaktionen. Harte betrachtete die Gesichter rings um ihn. Seltsam, dass sie alle noch vor wenig mehr als einer Stunde in der Burg nur so vor Wagemut gestrotzt hatten.
    »Alles klar«, erwiderte Kieran mehr aus Pflichtgefühl, weil er vermeinte, wenigstens irgendetwas sagen zu müssen.
    »Oberste Priorität haben Lebensmittel und Wasser«, fuhr Jackson fort. Herrgott noch mal , dachte Harte. Als müsste uns das einer erklären. »Kraftstoff, Medikamente, Bettzeug – solche Dinge, okay?« Kurz verstummte er und schaute an den anderen vorbei zu Jas, der sich im Hintergrund hielt. »Alles in Ordnung, Jas?«
    Jas erwiderte nichts. Stattdessen starrte er den Eingang des Einkaufszentrums an. Will Bayliss, der seinen Schal gesenkt hatte, dessen Gesicht sich jedoch hinter dem unbändigen Schopf wirrer blonder Haare verbarg, erkannte plötzlich, was der andere Mann gesehen hatte. »Leck mich am Arsch«, stieß er hervor. »Seht euch das an ...«
    »Verfluchte Scheiße«, fügte Kieran hinzu, der sein Unbehagen nicht verbergen konnte, als er es ebenfalls sah. Jackson drehte sich um, wollte herausfinden, was sich hinter ihm abspielte, und erblickte eine einsame Leiche, die durch das Einkaufszentrum schlurfte und stetig weiter ins Licht geriet, als würde ein Fokus scharfgestellt. Der Kadaver prallte mit einem Klatschlaut gegen das Glas, dann taumelte er zurück in die Schatten, bevor er sich erneut der Tür näherte.
    »Hast du nicht gesagt, sie würden alle gefroren sein?«, fragte Jas nervös.
    »Na ja, die meisten sind es ja auch noch«, erwiderte Jackson rasch. »Aber mal ehrlich, wie naiv bist du eigentlich? War doch klar, dass ein paar von ihnen in Gebäuden festsitzen, wo sie gestorben sind. Da drin wird zwar keine Tropenhitze herrschen, aber es wird deutlich wärmer als hier draußen sein.«
    Die Leiche näherte sich dem Glas abermals, diesmal noch langsamer, fast so, als hätte sie aus ihrem anfänglichen Fehler gelernt. Harte trat auf den Eingang zu und musterte die Kreatur im Inneren. Dabei stellte er fest, dass es mehrere waren, die sich allmählich aus der Dunkelheit lösten.
    »Die sind da drin geschützt«, meinte Harte. »Drinnen herrscht weder Wind noch Regen. Und wahrscheinlich sind dort auch weniger Insekten.«
    »Sollen wir das wirklich tun?«, fragte Bayliss. »Ich meine, ist es eine gute Idee? Was, wenn sie ...«
    »Das ändert gar nichts«, brachte ihn Jackson rasch zum Schweigen. »Es gestaltet die Dinge nur etwas interessanter, mehr nicht. Wenn wir vorsichtig sind und uns Zeit lassen, passiert nichts.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ...«
    »Dann verpiss dich und lauf nach Hause«, schnitt Kieran ihm das Wort ab.
    Jackson ging zum Heck des Lasters. Er kletterte hinein und kam mit einem Vorschlaghammer zurück. Die anderen beobachteten ihn. Niemand rührte sich. Ein

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