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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Himmels willen, Caron, reiß dich zusammen. Er ist nicht auf diese Weise an uns interessiert, er versucht nur, den Fortbestand zu gewährleisten.«
    »Das ist widerwärtig.«
    »Tja, so ist es nun mal. Aber ich sag dir was: Wenn er denkt, ich hocke hier rum, suche mir von diesem Haufen Verlierer einen Typen aus und werfe dann auf Verlangen ein, zwei, fünf Kinder, dann hat er sich geschnitten. Da scheiß ich drauf. Bevor mich auch nur ein Kerl anfassen kann, bin ich raus hier.«

18
    Der aus zwei Fahrzeugen bestehende Konvoi knirschte geradezu arrogant langsam durch Eis und Schnee. Kieran fuhr mit dem Bagger voraus, auf dem sich auch Jackson befand, Driver folgte ihnen und lenkte widerwillig den größten Laster der Gruppe durch das tote Gelände. Es handelte sich um einen Kastenwagen mit genug Platz für mehrere Tonnen Lebensmittel – falls sie so viel finden konnten. Früher war das Fahrzeug für Möbeltransporte benutzt worden, bevor es Jackson kurz nach der Ankunft in der Burg übernommen hatte. Auf den Seiten prangten Bilder einer Familie, die sich in ihrem Heim auf neu gelieferten Sofas entspannte. Irgendjemand – er wusste nicht, wer – hatte sie vor ein paar Wochen mit weißer Farbe übermalt und damit die Vergangenheit beseitigt.
    Jas und Ainsworth saßen bei Driver in der Kabine, Harte und Bayliss hinten bei geöffnetem Rolltor, um die Welt rings um sie mit geweiteten, ungläubigen Augen zu betrachten. Für Ainsworth und Bayliss war es seit ihrer Ankunft in der Burg der erste Ausflug nach draußen, und der Unterschied zwischen dem, woran sie sich erinnerten, und dem, was sie an diesem Tag sahen, war krass. In mancherlei Hinsicht schien er beinah unmöglich zu verarbeiten zu sein.
    Als sie sich weiter von der Burg entfernten, konnten sie die Geschwindigkeit erhöhen. Durch die Horden der Leichen, die sich im Verlauf der Zeit um ihren Stützpunkt geschart hatten – angezogen vom überproportional verstärkten Lärm der Überlebenden –, präsentierte sich das umliegende Gebiet beruhigend verwaist. Die Schneedecke trug dazu bei, die Illusion aufrechtzuerhalten. Der Weg war frei, wenngleich sie gelegentlich anhalten mussten, wenn der Verlauf der Straße vor ihnen undeutlich wurde. Bei diesen Gelegenheiten wies Jas Harte und Bayliss an, vom Wagen zu springen, um das Eis und den einst menschlichen Müll wegzuschaufeln, der mittlerweile alles zu bedecken schien.
    Nach Rücksprache mit Kieran – der aus der Gegend stammte – hatte Jackson beschlossen, Chadwick anzusteuern, eine mittelgroße Hafenstadt, die nächstgelegene größere Ortschaft in der unmittelbaren Umgebung. Harte saß hinten auf dem Laster, ließ die Beine hinabbaumeln und hielt sich an einem an der Seitenwand befestigten Sicherungsriemen fest, während er beobachtete, wie die tote Welt an ihm vorbeizog. Unwillkürlich verglich er das, was er an diesem Tag sah, mit dem Beutezug, den er mit Jas, Hollis und den anderen nach Bromwell unternommen hatte, bevor sie im belagerten Hotel eingekesselt worden waren. Damals war er zuletzt in einer annähernd urbanen Gegend gewesen, und wenn er den Blick über die sichtbare Verwüstung hinauswandern ließ, erfüllte ihn das, was er sah, als sie sich Chadwick näherten, allmählich mit völlig unerwartetem Optimismus. Er versuchte, dieses Empfinden Bayliss zu erklären, der jedoch kaum etwas darauf erwiderte. Stattdessen saß er nur da, das Gesicht mit einem Schal bedeckt, und starrte ins Leere.
    Auf dem Weg in die Ortschaft begegneten sie Leichen. Warum sie noch hier waren, konnte Harte nicht einmal ansatzweise erahnen, doch es spielte keine Rolle. Wie der Rest der Toten, die sie an diesem Tag gesehen hatten, präsentierten sie sich vollkommen regungslos. Sie standen da wie Statuen, erstarrt in bizarren Posen. Einer sah aus, als hätte er mitten im Schritt innegehalten, ein anderer lehnte zusammengesunken an einer Mauer. Einige befanden sich in aufrechter Haltung auf offenen Flächen. Durch ihren Mangel an klaren Farben und Zügen wirkten sie beinah wie stehende Steine. Eine Gruppe toter Passagiere war in einem Bus vor einer Haltestelle gefroren. Sie bildeten am Fahrerende einen abstrusen Fleischpfropfen, als wären sie alle gerade zum Ausstieg gestürmt, als sie zuerst der Tod und dann das Eis ereilt hatten.
    Sie umfuhren die Ortsmitte und näherten sich dem Hafen von Süden aus, indem sie zuerst die Küste entlangrollten. Dort erwies sich die Schneeschicht als dünner, und jene Leichen, die man erkennen

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