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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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etwas zu essen. Im Hauptlagerraum fand er Tische, Stühle und eine Campingausrüstung, die den Etiketten nach der Pfadfindergruppe von Whitchurch gehörte. In einer großen Metalltruhe entdeckte er zwei Gasbrenner, neben der Truhe vier halb volle Gasflaschen. Binnen weniger Minuten hatte er die Brenner auf einem Tisch aufgestellt und beschäftigte sich damit, eine für die Gastronomie vorgesehene Dose Gemüsesuppe und eine ähnlich große Büchse mit Bohnen zu erhitzen, die er gefunden hatte. Die offenbar von Pfadfinderlagern des vergangenen Sommers übrig gebliebenen Lebensmittel stellten eine unerwartete und willkommene Entdeckung dar. Darüber hinaus bot das Zubereiten des Essens Zerstreuung – etwas, um seine Gedanken von dem abzulenken, was außerhalb der dünnen Mauern des Gemeindezentrums von Whitchurch geschehen war.
    Der Rest der Überlebenden befand sich schweigend im Hauptsaal. Einige lagen ausgestreckt auf dem kalten, braunen Linoleumboden, während andere mit in den Händen vergrabenen Gesichtern auf Stühlen saßen. Niemand sprach. Abgesehen von Michael bewegte sich niemand. Ebenso wagte niemand, mit jemand anders Blickkontakt zu suchen. Sechsundzwanzig Menschen, die sich ebenso gut in sechsundzwanzig verschiedenen Räumen hätten aufhalten können. Sechsundzwanzig Menschen, die nicht glauben konnten, was der Welt um sie herum widerfahren war und die es nicht ertragen konnten, darüber nachzudenken, was als Nächstes passieren mochte. Am vergangenen Tag hatten sie alle mehr Schmerz, Verwirrung und Verlust erlitten, als man unter normalen Umständen in einem ganzen Leben erwartet hätte. Was diese Gefühle nun jedoch noch unerträglicher erscheinen ließ, war das völlige Fehlen einer Erklärung. Das Fehlen eines Grunds. Hinzu kam, dass sich alles so plötzlich und ohne Vorwarnung ereignet hatte. Und nun, nachdem es passiert war, gab es niemanden, an den sie sich wenden konnten, um Antworten zu erhalten. Jeder der durchfrorenen, einsamen und verängstigten Überlebenden wusste so wenig wie der durchfrorene, einsame und verängstigte Überlebende neben ihm.
    Michael spürte, dass er beobachtet wurde. Aus dem Augenwinkel sah er ein Mädchen, das in der Nähe saß und ihm aufmerksam zusah. Was ihm Unbehagen bereitete. So sehr er sich wünschte, jemand würde die Stille durchbrechen und mit ihm reden, wollte er tief in seinem Innersten nichts sagen. Er hatte tausende Fragen zu stellen und keine Ahnung, womit er anfangen sollte, daher schien es ihm am sinnvollsten zu schweigen.
    Die junge Frau stand auf und kam zögerlich auf ihn zu. Einen Augenblick verharrte sie etwa anderthalb Meter entfernt, ehe sie einen letzten Schritt wagte und sich räusperte.
    »Ich bin Emma«, sagte sie leise. »Emma Mitchell.«
    Michael schaute kurz auf, rang sich ein Lächeln ab und senkte den Blick wieder.
    »Kann ich irgendetwas tun?«, fragte sie. »Soll ich dir helfen?«
    Michael schüttelte den Kopf und starrte in die Suppe, die er umrührte. Er beobachtete die darin kreisenden Gemüsebrocken und wünschte, sie würde weggehen. Er wollte nicht reden. Er wollte keine Unterhaltung beginnen, weil eine Unterhaltung unweigerlich dazu führen würde, über das zu sprechen, was in der Welt draußen geschehen war, und im Moment war dies das Letzte, worüber er nachdenken wollte. Das Problem war nur, dass er an nichts anderes denken konnte .
    »Soll ich versuchen, ein paar Becher zu finden?«, murmelte Emma. Sie war überzeugt davon, dass er letztlich reden würde. Er war der Einzige im Raum, der den ganzen Vormittag irgendetwas getan hatte, und sowohl die Logik als auch die Vernunft legten nahe, dass er derjenige war, mit dem es am sinnvollsten wäre, eine Unterhaltung zu beginnen. Emma fand die Stille, den Mangel an Kommunikation erstickend – so sehr, dass sie kurz zuvor drauf und dran gewesen war, das Gemeindezentrum wieder zu verlassen.
    Da Michael spürte, dass sie nicht weggehen würde, schaute er abermals auf.
    »Ich habe im Lager ein paar gefunden«, brummte er. »Trotzdem danke.«
    »Kein Problem«, gab sie zurück.
    Nach ein paar Sekunden Stille ergriff Michael abermals das Wort.
    »Ich bin Michael«, sagte er. »Hör zu, es tut mir Leid, aber ...«
    Mitten im Satz verstummte er, weil er eigentlich nicht wusste, was er zu sagen versuchte. Emma verstand es dennoch, nickte niedergeschlagen und setzte dazu an, sich umzudrehen und sich zu entfernen. Der Gedanke, dass die gezwungene Unterhaltung beendet war, bevor sie wirklich

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