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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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ersten Anzeichen von Widerstand zu bröckeln begann. Er schob die breitrandige Brille mit der Fingerspitze den Nasenrücken hinauf und holte tief Luft.
    »Das halte ich für keine gute Idee. Ich denke, unsere persönliche Sicherheit muss unser oberstes Anliegen sein, und ...«
    »Das sehe ich auch so«, fiel ihm die Stimme abermals ins Wort. »Aber warum hier? Es gibt tausende bessere Ort, warum sollen wir hier bleiben? Warum fühlst du dich hier sicherer als auf dem Mittelstreifen der Stanhope Road?«
    Carl bewegte sich ein Stück weiter, damit er durch die Masse der Köpfe und Körper den Sprecher erkennen konnte. Es war Michael, der Bursche, der früher die Suppe gekocht hatte.
    »Wir wissen nicht, was uns draußen erwartet ...«, setzte Ralph an.
    »Aber letzten Endes müssen wir raus, darin sind wir uns doch einig, oder?«
    Ralph begann zu stammeln und betastete wieder seine Brille.
    »Ja, aber ...«
    »Hör zu, Ralph, ich versuche keineswegs, die Sache schwieriger zu gestalten, als sie ohnehin ist. Aber wir müssen hier weg, um uns die Dinge zu beschaffen, die wir brauchen. Ich stelle nur die Frage, weshalb wir es hinauszögern und warum wir hierher zurückkehren sollten. Warum suchen wir uns nicht einen anderen Platz?«
    Ralph wusste nichts zu erwidern. Für Carl und wahrscheinlich so gut wie alle anderen war offensichtlich, dass Ralph aus demselben Grund nicht hinauswollte, den Stuart Jeffries zuvor genannte hatte. Beide hatten Angst.
    »Natürlich könnten wir versuchen, einen anderen Platz zu finden«, begann er zögerlich, »aber hier haben wir einen Unterschlupf, der sicher ist und ...»
    »Und kalt, dreckig und ungemütlich«, ergänzte Carl rasch.
    »Na gut, es ist vielleicht nicht perfekt, aber ...«
    »Aber was?«, bedrängte ihn Michael. »Ich denke, im Augenblick können wir so ziemlich alles aussuchen, was uns zusagt.«
    Eine Weile senkte sich Stille über den Saal. Unvermittelt setzte Ralph sich aufrechter hin und schob erneut die Brille hoch. Er schien einen Grund gefunden haben, weshalb die Gruppe hier bleiben sollte.
    »Aber was ist mit der Musik und dem Feuer?«, fragte er deutlich lebhafter. »Stuart und Jack ist es gelungen, uns alle hierher zu führen, indem sie das Feuer angezündet und Musik gespielt haben. Wenn wir das wiederholen, finden wir vielleicht noch weitere Überlebende. Womöglich sind sogar schon Leute unterwegs zu uns.«
    »Das glaube ich kaum«, erwiderte Michael. »Seit mir ist niemand mehr eingetroffen. Hätte noch jemand die Musik gehört, wären diejenigen mittlerweile längst hier. Trotzdem gebe ich dir Recht, nur wiederum frage ich: Warum hier? Warum suchen wir uns nicht eine bessere Bleibe, richten uns dort ein und zünden mitten auf der Straße dafür ein riesiges Leuchtfeuer an?«
    Carl stellte fest, dass er mit Michael einer Meinung war.
    »Er hat Recht. Wir sollten wieder ein Signalfeuer oder etwas Ähnliches anmachen, aber zuerst sollten wir für unsere Sicherheit sorgen.«
    »Ein neues Feuer an einem anderen Ort würde doch bestimmt von mehr Menschen gesehen, oder?«, fragte Sandra Goodwin, eine fünfzigjährige Hausfrau. »Und das wollen wir doch, richtig?«
    »Unterm Strich bleibt die Tatsache«, ergriff wieder Michael das Wort, änderte den Tonfall und hob die Stimme leicht an, sodass sich ihm plötzlich alle zudrehten und ihm ihre Aufmerksamkeit schenkten, »dass wir uns zuerst um uns selbst kümmern müssen, bevor wir an etwaige andere denken, die noch leben könnten.«
    »Sollten wir nicht besser gleich nach weiteren Überlebenden suchen?«, fragte jemand anders.
    »Das denke ich nicht«, gab Michael zurück. »Ich finde zwar auch, dass wir mit einem Feuer oder sonst irgendwie auf uns aufmerksam machen sollten, aber es hat vorerst keinen Sinn, Zeit damit zu vergeuden, aktiv nach anderen zu suchen. Wenn es noch andere gibt, haben sie wesentlich bessere Chancen, uns zu finden als wir sie.«
    »Wie kommen Sie darauf?«, hakte Sandra nach.
    »Es scheint mir logisch«, brummte er. »Weiß jemand, wie viele Menschen früher in dieser Stadt gelebt haben?«
    Ein paar Sekunden Stille folgten, bevor jemand antwortete.
    »Etwa eine Viertelmillion. Jedenfalls über zweihunderttausend.«
    »Und wir sind hier sechsundzwanzig.«
    »Und?«, bohrte ein betreten dreinblickender Ralph nach, der sich verzweifelt zurück ins Gespräch zu bringen versuchte.
    »Was sagt euch das?«
    Ralph zuckte mit den Schultern.
    »Mir sagt das«, fuhr Michael fort, »dass die Suche nach

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