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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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der Hoffnung, die Aufmerksamkeit des Mannes zu erregen, bevor er außer Sicht geriet. »Hey, du!«
    Keine Antwort.
    Michael blickte zu den anderen, ehe er sich wieder umdrehte und hinter dem Unbekannten herrannte. Da die einsame Gestalt ungemein langsam und träge ging, hatte Michael sie binnen weniger Sekunden eingeholt.
    »Hey, Kumpel«, rief er unbekümmert, »hast du mich nicht gehört?«
    Immer noch keine Antwort.
    Der Mann lief unbeirrt weiter.
    »Hey«, wiederholte Michael, diesmal etwas lauter. »Alles in Ordnung? Ich hab dich vorbeigehen gesehen, und ...«
    Im Sprechen streckte er die Hand aus und ergriff den Arm des Mannes. Als die Gestalt den Widerstand spürte, blieb sie schlagartig stehen und rührte sich nicht mehr. Der Mann stand einfach da und schien Michaels Gegenwart nicht einmal zu bemerken. Vielleicht rührte die völlige Reaktionslosigkeit von einem Schock her. Vielleicht war das alles zuviel für diesen armen Teufel gewesen.
    »Lass ihn«, brüllte einer der anderen zu Michael. »Komm zurück herein.«
    Michael beachtete ihn nicht. Stattdessen drehte er den unbekannten Mann langsam herum, bis er ihm direkt ins Gesicht blickte.
    »Scheiße ...« war alles, was er hervorstoßen konnte, als er in die kalten, glasigen Augen eines Leichnams starrte. Es widersprach jeder Logik, dennoch bestand für seinen völlig verängstigten Verstand nicht der geringste Zweifel daran, dass der Mann unmittelbar vor ihm ... tot war. Seine Haut spannte sich und schimmerte gelblich, und wie bei all den anderen Opfern prangte ihm am Mund, am Kinn und am Hals dunkles, geronnenes Blut.
    Angewidert und entsetzt ließ Michael den Arm des Mannes los und taumelte rücklings. Er stolperte, fiel hin und beobachtete vom Rinnstein aus, wie die Gestalt wieder loswankte, immer noch so quälend langsam, als hätte sie Blei in den Schuhen.
    »Michael!«, rief Jeffries von der Einfahrt zum Parkplatz herüber. »Komm mit zurück hinein, wir schließen die Tür.«
    Michael rappelte sich auf die Beine und sprintete zu den anderen. Während er sich ihnen näherte, erblickte er in der Ferne weitere Gestalten. Durch ihre trägen, gezwungen wirkenden Bewegungen war offensichtlich, dass es sich wie bei dem Mann auch bei ihnen um keine Überlebenden handelte.
    Als er den Parkplatz erreichte, waren die anderen bereits zurück in das Gemeindezentrum verschwunden. Vage nahm er war, dass sie ihm zubrüllten, er solle hineinkommen, aber in seiner Ungläubigkeit und Verwirrung entging ihm, welche Angst und Panik in ihren Stimmen mitschwang. Wie gebannt von dem unmöglichen Anblick, der sich ihm inzwischen bot, stand er da und starrte auf die Hauptstraße.
    Etwa ein Drittel der Leichen bewegte sich. Ungefähr jeder dritte der Leichname, die zuvor über die Straßen rings um das Gemeindezentrum verstreut gelegen hatten, hatte sich wieder erhoben. Waren sie gar nicht tot gewesen? Waren sie in einer Art Koma oder etwas Ähnlichem gewesen? Tausend unbeantwortbare Fragen wirbelten ihm durch den Verstand.
    »Um Gottes willen, komm rein!«, schrie ein weiterer der Überlebenden aus dem Gemeindezentrum mit vor Furcht heiserer Stimme.
    Wie zur Betonung begann der Michael am nächsten liegende Leichnam, sich zu bewegen. Es begann an den Fingerspitzen einer ausgestreckten Hand; dann streckte sich der Körper und erzitterte. Während Michael ungläubig hinstarrte, krümmten die Finger sich auf dem Boden zu Klauen, ehe sich Sekunden später die gesamte Hand bewegte. Das Erwachen setzte sich den Arm entlang fort, dann erhob sich der Leichnam mit einem mächtigen Schauder, der den Körper durchlief. Die Kreatur wankte und stolperte, als sie sich auf unstete Beine mühte. Nachdem sie sich letztlich aufgerappelt hatte, schlurfte sie einfach davon und lief dabei kaum einen Meter vor Michael vorüber. Das Geschöpf schien ihn überhaupt nicht zu bemerken.
    Von blankem Grauen gepackt drehte er sich um und rannte zurück ins Haus.
    Es dauerte weniger als eine halbe Minute, bis sich die Neuigkeit unter allen Überlebenden verbreitet hatte. Carl Henshawe, der sich zu glauben weigerte, was man ihm erzählte, kletterte auf das Flachdach, auf dem er schon in der vergangenen Nacht gewesen war.
    Es stimmte. So unglaublich es schien, etliche der Leichen bewegten sich.
    Carl ließ den Blick über dieselbe trostlose Szenerie wie vor weniger als zwölf Stunden wandern und sah, dass viele der erkalteten Leichname verschwunden waren. Er schaute zu der Stelle, an der jener Junge mit

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