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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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dem verrenkten Hals gestorben war.
    Da war nichts mehr. Die Leiche war weg.
    9
    Fast eine Stunde verstrich, ehe es jemand wagte, sich zu bewegen.
    Die bereits von den früheren Erlebnissen gezeichneten und niedergeschlagenen Überlebenden standen verängstigt und ungläubig beisammen und versuchten, die Ereignisse jenes Morgens zu verarbeiten. Überraschenderweise schien Ralph, der Anwalt, der in der vergangenen Nacht noch so großspurig versucht hatte, die Rädelsführerschaft an sich zu reißen, am meisten Probleme damit zu haben, das zu akzeptieren, was er an jenem Tag gesehen und gehört hatte. Er stand neben Paul Garner (einem übergewichtigen Immobilienmakler mittleren Alters) in der Mitte des Saals und versuchte, Emma, Carl, Michael und Kate James (eine neununddreißigjährige Grundschullehrerin) davon zu überzeugen, die Tür nicht zu öffnen und im Gemeindezentrum zu bleiben.
    »Aber wir müssen raus, Ralph«, erklärte Emma mit ruhiger, leiser Stimme. »Wir müssen versuchen herauszufinden, was vor sich geht.«
    »Interessiert mich nicht«, fauchte der gerötete, sichtlich verängstigte Mann. »Mir ist egal, was vor sich geht. Ich gehe auf keinen Fall raus und riskiere ...«
    »Was?«, fiel Michael ihm ins Wort. »Niemand hat dich gebeten rauszugehen, oder?«
    »Allein das Öffnen der Tür ist riskant genug«, murmelte Garner besorgt. Er kaute beim Sprechen auf den Fingernägeln seiner linken Hand. »Ich sage, sie bleibt zu, damit sie nicht herein können.«
    »Wir dürfen kein Risiko eingehen, indem wir uns diesen Dingern aussetzen ...«, blies Ralph ins selbe Horn.
    »Dinger?«, wiederholte Emma, in deren Tonfall plötzlich Wut und Erregung mitschwang. »Diese Dinger sind Menschen, du selbstsüchtiges Arschloch. Verdammt, deine Freunde und Familie könnten da draußen sein ...«
    »Diese Leichen sind tagelang tot herumgelegen!«, schrie er, das Gesicht unvermittelt nur wenige Zentimeter vor dem ihren.
    »Woher weißt du, dass sie tot waren?«, fragte Michael vollkommen ernst und gefasst. »Hast du sie alle überprüft? Hast du auch nur bei einem einzigen den Puls gefühlt, bevor du dich hier eingeschlossen hast?«
    »Du weißt genauso gut wie ich, dass ...«
    »Hast du oder nicht?«, wiederholte Michael. Ralph schüttelte den Kopf. »Und hast du je zuvor eine Leiche rumlaufen gesehen?«
    Diesmal antwortete Ralph nicht. Stattdessen wandte er sich ab und lehnte sich an die nächstbeste Wand.
    »Herrgott«, fluchte Garner. »Natürlich haben wir noch nie eine wandelnde Leiche gesehen, aber ...«
    »Aber was?«
    »Aber ich habe auch noch nie jemanden gesehen, der umkippt und zwei Tage lang nicht mehr aufsteht. Sehen wir den Tatsachen ins Auge, Michael, die waren alle tot.«
    »Pass auf, Paul«, seufzte Michael. »Seien wir doch mal ehrlich. Keiner von uns hat auch nur den leisesten Schimmer, was hier vor sich geht. Das Einzige, was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass ich vorhabe, mich um mich selbst und den Rest der Menschen in diesem Saal zu kümmern, und ...«
    »Wenn dir an den Leuten hier drin etwas liegt, warum willst du dann rausgehen?«
    »Weil mir auch an mir selbst gelegen ist«, wiederholte Michael, der immer noch relativ ruhig blieb. »Ich muss rausgehen und versuchen festzustellen, was los ist und ob eine dieser Gestalten eine Bedrohung für uns darstellt. Ich habe nicht vor, denen zu helfen, ich will bloß in Erfahrung bringen, was hier geschieht.«
    »Und wie willst du das anstellen?«, erkundigte sich Ralph und drehte sich zum Rest der Gruppe um. »Wer wird es dir sagen können?«
    Einen Augenblick lang rang Michael um eine Erwiderung.
    »Emma hat Medizin studiert«, fiel ihm schließlich ein, und er schaute zu ihr. »Du wirst uns doch sagen können, was mit denen da draußen nicht stimmt, oder?«
    Emma trat unbehaglich von einem Bein aufs andere und zuckte mit den Schultern.
    »Ich kann es versuchen«, murmelte sie. »Ich kann versuchen festzustellen, ob sie tot sind oder nicht, aber darüber hinaus ...«
    »Aber ist euch nicht klar, was ihr damit tut?«, protestierte Ralph, nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. »Ihr setzt uns alle einem Risiko aus. Wenn wir einfach eine Weile abwarten und ...«
    »Worauf sollen wir warten?«, unterbrach ihn Carl. »Mir scheint, wir sind so oder so einem Risiko ausgesetzt. Wir hocken hier in einem Saal, dessen Wände wir mit bloßen Händen einreißen könnten, wenn wir wollten, und wir sind von tausenden Leichen umgeben, von denen einige beschlossen

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