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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Wegs, an dessen einer Seite keine Hecke wuchs, weil an dieser Stelle einst ein Tor auf ein angrenzendes Feld geführt hatte. Michael verlangsamte fast bis zum Stillstand und legte den ersten Gang ein.
    »Warte!«, rief Carl. »Dort unten!«
    Er deutete durch eine Lücke zwischen den Bäumen auf der anderen Straßenseite. Michael schaltete abermals die Scheibenwischer ein.
    »Was?«, fragte er, mittlerweile etwas ruhiger, zumal sie angehalten hatten.
    »Ich kann es sehen«, meldete Emma sich zu Wort. »Da ist ein Haus.«
    Michaels erschöpfte Augen wanderten umher und hefteten sich schließlich auf ein abgeschiedenes Gebäude. Er wandte sich um und musterte sowohl Carl als auch Emma.
    »Was denkst du?«, fragte Carl.
    Statt zu antworten, trat er wieder aufs Gas und jagte den Van den Feldweg hinab. Wie bei einem Läufer, der die Ziellinie vor Augen hat, erfüllten frische Energie und eherne Entschlossenheit sein Handeln.
    Eine torkelnde Gestalt – erst die fünfte, die sie seit dem Verlassen des Cafés sahen – löste sich aus der Dunkelheit der Bäume seitlich der Straße und wankte mitten in den Weg des Vans. Mit vor Erschöpfung trägen Reflexen riss Michael das Lenkrad nach links, umfuhr das bemitleidenswerte Geschöpf und streifte mit dem Van die Hecke am Straßenrand. Kurz spähte er in den Innenspiegel. Der wandelnde Leichnam schlurfte weiter über den Feldweg und durch das Unterholz auf der anderen Seite; den vorbeirasenden Van, der ihn nur um wenige Zentimeter verfehlt hatte, schien er überhaupt nicht bemerkt zu haben.
    Michael quälte den Wagen eine weitere, wenngleich weniger steile Anhöhe hinauf. Jenseits der Kuppe bot sich den dreien der deutliche Ausblick auf das Gebäude, das in mittlerer Ferne stand. Der Feldweg, dem sie folgten, führte direkt vor die Eingangstür des großen Hauses.
    »Sieht perfekt aus«, meinte Emma leise.
    Die holprige Fahrbahn wurde mit jedem Meter unkenntlicher. Sie führte in leichtem Bogen durch einen dichten Wald, dann über eine kleine, gewölbte Steinbrücke. Die Brücke spannte sich über einen Bach, der sich sanft plätschernd den Hügel hinabschlängelte.
    »Das ist ein Bauernhof«, murmelte Carl, womit er das Offensichtliche aussprach, zumal sie soeben einen Traktor und einen Pflug passierten.
    »Nur sehe ich keine Tiere«, dachte Emma laut nach.
    Michael ließ das Fenster herunter und roch die kühle Luft. Emma hatte Recht – weder sah er, noch roch er irgendwelche Kühe, Schweine, Schafe, Hühner, Enten oder Pferde.
    »Die haben hier wohl nur Ackerbau betrieben«, meinte er, als er mitten auf einem großen Schotterhof unmittelbar vor dem Haus anhielt. Ohne ein weiteres Wort stieg er aus und streckte sich; er war froh, endlich aus dem Fahrersitz zu kommen.
    Die offenkundige Beschaulichkeit dieses abgeschiedenen Ortes bildete einen krassen Gegensatz zu den Wirren und der Verheerung, die sie hinter sich gelassen hatten. Die drei Überlebenden standen schweigend nebeneinander und ließen die Umgebung auf sich wirken. Sie befanden sich auf einem etwa zwanzig Quadratmeter großen Hof, gesäumt von dem Bach, den Gebäuden des Gehöfts und dem Wald, übersät mit rostenden Landwirtschaftsmaschinen und unverbrauchten Vorräten. Auf der am weitesten entfernten Seite des Hofs, gegenüber der Stelle, an der die Straße über die Brücke führte, standen zwei verwahrloste Scheunen. Das Bauernhaus selbst präsentierte sich als großes Gebäude in traditioneller Ziegelbauweise mit einem grauen Schrägdach, gesprenkelt mit grünen und gelben Flechten. Von vorne betrachtet schien das Haus annähernd rechteckig zu sein. Drei Steinstufen führten auf eine Holzveranda, das einzige vorkragende Merkmal des Bauwerks. Seitlich schloss eine fehl am Platz wirkende Betongarage mit einer grauen Metalltür an. Efeuranken bedeckten zwischen einem Drittel und der Hälfte der Front des Gebäudes, und die Kletterpflanzen hatten bereits begonnen, vom Haus über das Dach auf die Garage überzugreifen.
    »Sieht perfekt aus«, zeigte Emma sich begeistert. »Was meint ihr beide?«
    Da Michael ihr am nächsten stand, sah sie zuerst ihn erwartungsvoll an. Nicht zum ersten Mal an jenem Tag schien er meilenweit entfernt und in eigenen Gedanken versunken.
    »Was?«, murmelte er und hörte sich leicht verärgert über die Störung an.
    »Ich sagte, es sieht perfekt aus«, wiederholte sie. »Was denkst du, Carl.«
    »Nicht schlecht«, erwiderte er unbekümmert und lehnte sich gegen den Van. Er versuchte

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