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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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große Zimmer. Drei Kerzen spendeten mattes, tänzelndes orangefarbenes Licht, das merkwürdige flackernde Schatten an die Wände warf. Nach gut zehn Minuten währendem unbehaglichem Schweigen ergriff Emma das Wort.
    »Meinst du, hier sind wir sicher?«, fragte sie vorsichtig.
    »Zumindest eine Weile«, gab Carl mit leiser, gedämpfter Stimme zurück.
    »Mir gefällt es hier.«
    »Es ist ganz nett.«
    Damit erstarb die kurz angebundene Unterhaltung rasch wieder. Beim nächsten Mal war es Carl, der die Stille durchbrach.
    »Emma, du glaubst doch nicht ...«
    Bevor er die Frage ausgesprochen hatte, verstummte er und wirkte unsicher.
    »Was glaube ich?«, bohrte sie nach.
    Er räusperte sich und verlagerte verlegen das Gewicht auf dem Sitz. Zögerlich begann er von neuem.
    »Du glaubst doch nicht, dass der Bauer zurückkommt, oder?«
    Sobald die Worte seine Lippen verlassen hatten, bedauerte er, sie gesagt zu haben. Laut ausgesprochen hörten sie sich so lächerlich an, aber der Leichnam des Bauern hatte ihm schon den ganzen Abend im Kopf herumgespukt. In letzter Zeit schien dem Tod nicht mehr dieselbe Endgültigkeit anzuhaften wie früher, und er musste sich andauernd fragen, ob der alte Mann irgendwie zurückkehren und zurückfordern könnte, was rechtmäßig ihm gehörte. Carl war klar, dass sie sich seiner entledigen konnten, wenn es sein müsste, und dass er in wiederbelebtem Zustand keine sonderliche Bedrohung darstellen würde, doch es war allein die Vorstellung an eine mögliche Auferstehung der Leiche, die ihn entnervte. Seine Gedanken waren irrational, dennoch hatten seinen Nackenhaare wieder begonnen, sich vor kalter Angst aufzurichten.
    Emma schüttelte den Kopf.
    »Entschuldige«, platzte er hervor. »War dumm, das zu sagen. Verdammt dumm.«
    »Mach dir keine Gedanken darüber«, erwiderte sie. »Ist schon gut.«
    Emma wandte sich von Carl ab und sah zu, wie sich eine dünne Schwade grauen Rauchs von der ihr am nächsten stehenden Kerze löste und sich in der Luft auflöste. Sie spürte, dass Carl sie beobachtete, was ihr einen Augenblick lang plötzliches und unerwartetes Unbehagen bereitete. Sie fragte sich, ob er ahnte, was sie dachte; ob er fühlen konnte, dass sie seine tief sitzenden, dunklen und unbegründeten Ängste wegen der Leiche des Bauern teilte. Die Logik legte nahe, dass nichts geschehen und er tot bleiben würde – schließlich hatten die anderen Leichname sich bereits letzte Woche in Scharen erhoben; sie hatten sich an jenem kalten Morgen entweder aufgerappelt oder waren liegen geblieben, wo sie gefallen und gestorben waren. Und selbst wenn Mr. Jones noch auferstehen sollte, würden seine Bewegungen so stockend und unkoordiniert wie die des Rests der wandelnden Toten sein. Nur blanker Zufall könnte seine Schritte zurück zu seinem Haus lenken. Sie wusste, dass nichts passieren würde und sie nur Zeit damit verschwendeten, über den alten Mann nachzudenken, doch sie konnte nichts dagegen tun.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte Carl sich leise.
    Lächelnd drehte sie sich um und nickte, dann wandte sie sich wieder der brennenden Kerze zu. Sie starrte in die flackernde Flamme und dachte daran zurück, wie sie vor ein paar Stunden zu dritt den Leichnam des Bauern und den eines Landarbeiters weggeschafft hatten, den sie neben der Garage entdeckt hatten. Mr. Jones hatte sich als der schwieriger zu Entsorgende erwiesen. Er war ein stämmiger, stattlicher Mann gewesen, der vermutlich jede verfügbare Stunde jedes Tages hart gearbeitet hatte, um zu gewährleisten, dass seine Landwirtschaft ordentlich lief und Gewinne abwarf. Die Totenstarre hatte längst eingesetzt gehabt, als Carl und Michael sich daran gemacht hatten, den Leichnam aus dem Haus zu bringen. Verstört und angewidert hatte Emma beobachtet, wie einer der beiden die Schultern, der andere die Beine gepackt hatte. Respektlos und ohne Umschweife hatten sie ihn durch sein früheres Heim geschleift. Sie erinnerte sich noch an Michaels Miene unverhohlenen Ärgers, als sie Probleme dabei hatten, den steifen, massigen Leib des Bauern durch die Vordertür zu manövrieren.
    Sie hatten die beiden Leichen in den Kiefernwald verlagert, der an das Gehöft grenzte. Michael und Carl hatten in zwei Gängen die Leichen geschleppt, Emma hatte drei Schaufeln aus dem Haus geholt. Sie erinnerte sich kristallklar daran, was als Nächstes geschehen war.
    Nachdem sie die Leichname auf dem Boden abgelegt hatten, wollte Michael zurück zum Haus gehen. Emma und

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