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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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lächelte. »Ein arroganter Arsch, was?«
    Als Michael den Straßenrand vor dem Café erreichte, blieb er stehen. Er blickte über ein üppig grünes Tal und sog ausgiebig die kühle, erfrischende Luft ein. Langsam ließ er den Blick von links nach rechts über den Horizont wandern, dann hielt er inne und drehte sich mit einem breiten Grinsen im müden Gesicht um. Er bedeutete den anderen, sich zu ihm zu gesellen. Zugleich neugierig und besorgt sprangen Carl und Emma rasch auf.
    »Was ist denn?«, erkundigte sich Carl, dessen Herz aufgeregt in der Brust pochte.
    »Da drüben«, gab Michael zurück und deutete in die Ferne. »Seht euch das an. Das ist einfach perfekt!«
    »Was?«, murmelte Emma, die nicht erkannte, was er entdeckt hatte.
    »Siehst du es denn nicht?«, fragte er sie aufgeregt.
    »Was sollen wir sehen?«, entgegnete Carl ungeduldig.
    Michael stellte sich zwischen die beiden. Er hob den Arm und deutete quer über das Tal.
    »Seht ihr die Lichtung dort drüben?«
    Nach ein paar Sekunden erspähte Emma sie.
    »Ja«, sagte sie.
    »Dann schau jetzt etwas nach rechts.«
    Sie tat, wie ihr geheißen.
    »Ich sehe bloß ein Haus«, meinte sie unbeeindruckt.
    »Genau. Es ist perfekt.«
    »Du hast also ein Haus im Wald gesichtet«, seufzte Carl. »Ist das alles? Scheiße, wir sind heute an tausenden Häusern vorbeigekommen. Was ist an dem so besonders?«
    »Na ja, ihr hattet beide Mühe, es zu sehen, oder?«
    »Und?«
    »Was sagt uns das? Was bedeutet ein solcher Standort eines Hauses?«
    Emma und Carl blickten einander an und zuckten mit den Schultern. Beiden entging der springende Punkt, sofern es einen gab.
    »Keine Ahnung«, gestand Emma.
    »Es ist abgeschieden, richtig? Nicht einfach zu finden. Es muss abseits ausgetretener Pfade liegen.«
    »Aber wir versuchen doch nicht, uns zu verstecken, oder? Ich meine, es scheint niemand übrig zu sein, vor dem man sich verstecken müsste ...«
    Emma verstand immer noch nicht, was so toll an dem Haus war. Carl hingegen dämmerte es allmählich.
    »Es geht nicht ums Verstecken, nicht wahr, Mike?«, sagte er und grinste plötzlich. »Es geht um die Abgeschiedenheit. Wer in einem solchen Haus gewohnt hat, muss ziemlich unabhängig gewesen sein.«
    »Genau das ist es«, bestätigte Michael. »Stell dir diesen Ort im Winter vor. Ein paar Zentimeter Schnee, und man sitzt fest. Und diese Leute waren Bauern. Sie konnten es sich nicht leisten, ohne Wärme und Licht zu sein. Ich vermute stark, wer immer in diesem Haus gewohnt hat, war daran gewöhnt, exponiert zu sein und demzufolge immer auf so gut wie alles vorbereitet. Ich wette, die hatten dort ihre eigene Stromversorgung.«
    Emma beobachtete die beiden Männer, die lebhafter als je zuvor in der letzten Woche wirkten.
    »Dürfte selbst für uns schwierig werden, dort hinzugelangen«, meinte Carl. »Und wir haben ja gesehen, in was für einem Zustand die armen Teufel sind, die durch die Straßen wandern. Die werden nie den Weg dorthin finden.«
    »Es ist perfekt«, wiederholte Michael mit strahlender Miene.
    16
    Nachdem sie seit Beginn der Katastrophe jede Sekunde praktisch ums Überleben gekämpft hatten, schien Michael, Carl und Emma endlich ein wenig Glück beschieden zu werden. Eigentlich stellte es nur eine unerwartete Chance dar. Einen willkommenen Zufall.
    Sie waren etwas über eine Stunde unterwegs, seit sie das Café verlassen hatten. Was die Abgeschiedenheit des Hauses im Wald anging, hatte Michael eindeutig Recht, zumal es sich als unmöglich zu finden erwiesen hatte. Den Großteil der letzten Stunde hatten sie allein dafür gebraucht, die Straße zu finden, die durch das Tal führte, und ihre kurze Euphorie darüber, endlich einen scheinbaren Fortschritt erzielt zu haben, schlug alsbald wieder in Trostlosigkeit und Melancholie um.
    Entlang der schier endlosen, gewundenen Wege, denen sie folgten, wuchsen hohe Bäume, die es praktisch unmöglich gestalteten, weiter in die Ferne zu blicken, um sich zu orientieren. Die Anspannung im Van stieg rapide an.
    »Das ist einfach lächerlich«, brummte Michael. »Irgendwo hier in der Nähe muss es doch sein.«
    Michael saß wieder hinter dem Steuer, Emma direkt hinter ihm. Sie beugte sich vor und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. Instinktiv zuckte er weg, verärgert und frustriert.
    »Beruhig dich«, murmelte sie und versuchte, die angespannten Nerven ihres Gefährten zu besänftigen, obwohl ihre eigenen blank lagen. »Keine Sorge, wir finden es schon

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