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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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sein Gegenüber nicht zugehört hatte. Carl schüttelte den Kopf.
    »Nein, noch nicht. Ich sehe ihn mir später an und versuche mal, ihn zu starten.«
    »Das sollten wir gleich nach dem Frühstück erledigen«, schlug Emma vor. »Danach sollten wir das Haus durchsuchen, uns holen, was wir brauchen, und schnellstmöglich zurückfahren.«
    »Je eher wir es hinter uns bringen«, bestätigte Michael, »desto besser.«
    Mehr brauchte er nicht zu sagen. Emma war bereits aufgesprungen. Sie kratzte ihr unangetastetes Frühstück in eine schwarze Mülltüte aus Kunststoff und versenkte den Teller in einer Schüssel mit kaltem Wasser, die im Spülbecken stand. Ohne ein weiteres Wort bedachte sie die beiden noch am Tisch sitzenden Männer mit einem flüchtigen Lächeln und rannte nach oben, um damit zu beginnen, das Bauernhaus zu durchsuchen.
    Von Emmas plötzlichem Tatendrang angesteckt erhob sich auch Michael und ging ans Werk. Carl hingegen ließ keine Eile erkennen. Er blieb sitzen und spielte mit dem mittlerweile kalten Essen auf seinem Teller, wobei er sich gelegentlich einen Bissen in den Mund stopfte.
    Bereits in der vergangenen Nacht hatten die drei die stillschweigende Übereinkunft getroffen, vorübergehend auf der Penn Farm zu bleiben. Der Ort schien relativ sicher, war gemütlich und bot die Möglichkeit, noch viel mehr zu werden. Doch erst, als sie das Haus gründlich nach Vorräten durchkämmten, erschloss sich Emma und Michael das wahre Potenzial ihrer Zuflucht. Auch Carl war bewusst, dass sie auf einen brauchbaren Ort gestoßen waren, dennoch fühlte er sich immer noch unsicher. Er war immer noch nicht überzeugt davon, dass sie überhaupt irgendwo sicher sein konnten.
    Emma begann in den oberen Räumlichkeiten und arbeitete sich nach unten vor. Sie begann in einem etwas sonderbar geformten Schlafzimmer in der Dachkammer, das Carl am Vorabend rasch für sich beansprucht hatte. Das trostlose Zimmer wurde nur von dem spärlichen Licht erhellt, das durch ein kleines Fenster an der Vorderseite des Hauses einfiel. Abgesehen von einem Bett, einem Schrank und ein paar weiteren Einrichtungsgegenständen gab es darin wenig zu finden.
    Michael ging indes die Zimmer im ersten Stock durch, wo er drei Schlafzimmer ansprechender Größe und ein altmodisches, aber durchaus verwendbares Badezimmer entdeckte. Allerdings stieß er auf wenig, was er nicht zu finden erwartete. Kleider – allesamt zu alt, groß und abgetragen für ihn, Carl und Emma –, persönliche Dinge und Ziertand. Er setzte sich auf den Rand des großen Doppelbetts, in dem Emma letzte Nacht geschlafen hatte, und sah eine offenbar antike Schmuckschatulle durch, die er gefunden hatte. Dabei stellte er fest, dass ihn der Wert des Inhalts faszinierte. Noch vor weniger als zwei Wochen wären die Ringe, Ohrringe, Halsketten, Armbänder und Broschen – die vermutlich Mrs. Jones gehört hatten, was immer aus ihr geworden sein mochte – ein kleines Vermögen wert gewesen. Inzwischen waren sie wertlos. Umgekehrt wäre Michael bereit gewesen, für den Komfort des Holzbetts, auf dem er saß, Millionen hinzublättern.
    Als Carl sich endlich dazu überwand, aufzustehen und die Küche zu verlassen, waren die beiden anderen beinah fertig. Sie begegneten sich im Flur und gingen zusammen zur Hintertür, wo sie das weitere Vorgehen planten. Aufgestachelt durch das Novum, zumindest eine Zeitlang etwas Konstruktives, Sinnvolles zu tun zu haben, unterhielten Emma und Michael sich mit an Enthusiasmus grenzendem Elan über den Rest des vor ihnen liegenden Tages. Michaels Plan sah vor, loszufahren, den Van mit Vorräten voll zu packen, das Gelände des Hauses zu sichern und den Generator in Gang zu setzen. So sehr es ihn an alles erinnerte, was er verloren hatte, er wollte bis zum Einbruch der Dunkelheit einen Fernseher oder eine Stereoanlage zum Funktionieren bringen. Und er wollte Bier ins Haus holen, damit sie sich betrinken und eine Weile ihre Lage vergessen konnten. Ihm war klar, dass sich dadurch nur die Illusion von Normalität schaffen ließe und der Schmerz der Wirklichkeit danach beinah unerträglich anmuten würde, doch das schien keine Rolle zu spielen. Er wusste, dass sie alle drei geistig und körperlich erschöpft waren. Wenn sie sich nicht bald dazu zwangen, dem Trübsal ein Ende zu setzen, war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand überschnappte. Und er wollte verdammt sein, wenn er vor dem Schicksal kapitulierte, nachdem er bisher überlebt hatte.
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