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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Reihe kleiner Läden mit ein paar Parkplätzen und einem Ampelübergang handelte. Der stille Weiler war so klein, dass sich das Schild mit der Aufschrift »Willkommen in Pennmyre – Bitte fahren Sie vorsichtig« nur etwas mehr als hundert Meter von jenem entfernt befand, auf dem stand: »Vielen Dank für Ihren Besuch in Pennmyre – Auf Wiedersehen und gute Fahrt«. Allerdings vermittelte die kompakte Größe des Ortes etwas Beruhigendes. Alles war von der Hauptstraße aus überschaubar. Es gab keine dunklen Winkel oder verborgenen Gassen.
    Michael hielt den Wagen etwa auf halbem Weg die Hauptstraße hinab an und stieg aus. Den Motor ließ er für den Fall laufen, dass sie in aller Eile weiterfahren müssten. Der erste Eindruck, den der Anblick des Weilers vermittelte, wirkte enttäuschend vertraut. Genau das hatten sie vorzufinden befürchtet – ein paar über den Asphalt verstreute Leichname, einige Fahrzeuge, die gegen Gebäude, Fußgänger oder einander geprallt waren, und vereinzelt wandelnde Tote, die ziellos umherstolperten.
    »Seht euch nur ihre Gesichter an«, sagte Carl, als er hinaus in die kalte Vormittagsluft trat. Es war seine erste, mehr als zwei Wörter umfassende Äußerung, seit sie den Bauernhof verlassen hatten. Er stand mit den Händen an den Hüften auf der unterbrochenen weißen Linie in der Mitte der Straße und starrte die Mitleid erregenden Kreaturen an, die in der Nähe umherwankten. »Herr im Himmel«, stieß er gepresst hervor. »Sie sehen schrecklich aus ...«
    »Welche meinst du?«, fragte Emma, kam vorne um den Van herum und stellte sich dicht neben ihn. »Die auf dem Boden oder die anderen, die herumlaufen?«
    Carl dachte kurz nach, dann zuckte er mit den Schultern.
    »Beide«, gab er schließlich zurück. »Ich sehe keinen großen Unterschied mehr zwischen ihnen, du etwa?.«
    Langsam schüttelte Emma den Kopf und blickte auf eine Leiche hinab, die neben ihren Füßen am Rinnstein lag. Die Miene im leblosen Gesicht zeugte vom erstarrten Schmerz des Erstickens und von Furcht. Die Haut war straff gespannt und wies über dem kalten Fleisch eine sonderbar grünliche Färbung auf. Die ersten Anzeichen der Verwesung, dachte Emma. Es erschien ihr seltsam, dass die anderen Leichname – diejenigen, die sich noch bewegten – denselben unnatürlichen Farbton aufwiesen.
    Plötzlich ertönte hinter Carl ein dumpfer Knall. Erschrocken wirbelte er herum und sah, dass eine der tollpatschig vor sich hintaumelnden Gestalten gegen die Seite des Vans gelaufen war. Qualvoll langsam drehte die Kreatur sich nach und begann rein zufällig auf den entsetzten Überlebenden zuzutorkeln. Ein paar lange Sekunden reagierte Carl nicht. Er stand einfach da, starrte in die kalten, gefühllosen Augen und spürte, wie ihm ein eisiger Schauder über den Rücken lief.
    »Verdammte Scheiße«, zischte er. »Sieh dir die Augen an. Sieh dir bloß die verfluchten Augen an ...«
    Emma wich vor dem Anblick der kläglichen Kreatur zurück. Es handelte sich um einen Mann, der ihrer Einschätzung nach etwa fünfzig Jahre alt gewesen sein musste, als er starb, wenngleich sie ob der widernatürlich straffen Haut und deren eigenartiger Färbung nicht sicher sein konnte. Der Leichnam bewegte sich so wie die anderen stockend, unkoordiniert und lustlos.
    Carl schien wie gebannt – eine gefährliche Mischung morbider Neugier und unwillkürlicher Angst fesselte seine Aufmerksamkeit. Als der Leichnam sich näherte, sah er, dass die Pupillen des Mannes sich derart geweitet hatten, dass die trübe Iris beider Augen regelrecht verschwunden zu sein schien. Die Augen selbst zuckten rastlos hin und her, verharrten nie auf etwas, dennoch liefen die an das tote Gehirn gesendeten Informationen offenkundig ins Leere. Der Mann kam Carl immer näher und blickte geradewegs an ihm vorbei. Er nahm Carl überhaupt nicht wahr.
    »Verdammt noch mal«, fluchte Michael. »Pass gefälligst auf, ja?«
    »Schon gut«, seufzte Carl. »Das Ding kann mich nicht mal sehen.«
    Damit hob er die Arme und legte dem Mann jeweils eine Hand auf die Schultern. Der Leichnam blieb sofort stehen. Statt sich zu widersetzen oder auf sonstige Weise zu reagieren, erschlaffte er nur vorwärts gelehnt. Carl spürte das überraschend geringe Gewicht des ausgemergelten Körpers, den ausschließlich seine Hände stützten.
    »Sie wirken leer, nicht wahr?«, meinte Emma leise. Zögerlich ging sie ein paar Schritte auf den Leichnam zu und starrte in dessen Gesicht. Aus der Nähe

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