Herbst - Läuterung
die Anzahl der Kadaver im Freien aufgehalten werden.
Als er begriff, dass seine Zeit zu Ende ging, wuchtete er sich wieder auf die Füße und ging zu dem Mann, der immer noch mitten im Raum stand, hinüber. »Öffnen Sie eine der Türen«, sagte er leise, sein Gesicht nahe an Flynns, damit ihn niemand sonst hören konnte, »und dieser Ort wird in Sekunden voll von ihnen sein. Sie werden nicht überleben, und ich werde nicht überleben. Öffnen Sie die Tür und wir sind alle tot.«
Flynn kochte vor Zorn und starrte dem Arzt in die Augen. Er war gute sechs Zoll größer als Croft und besaß eine imposante, bedrohliche Ausstrahlung. Er packte ihn am Genick und zog ihn näher zu sich. »Ich will hier raus! Sie werden mir dabei helfen, hier rauszukommen.«
»Das geht nicht.« Croft kämpfte, um das Gleichgewicht zu halten. »Die einzige Chance für uns ist, uns nicht zu rühren und abzuwarten.«
»Warten worauf?«
Er konnte ihm keine Antwort geben. Flynn ließ ihn los, und er fiel gegen einen direkt neben ihm stehenden Stuhl. Die plötzliche Bewegung rief einen brennenden Schmerz hervor, der vom Knöchel bis zur Hüfte durch sein verletztes Bein schoss. »Wir sollten alle in ein Zimmer gehen«, sagte er und versuchte, ruhig zu bleiben, während sein Herz raste. »Wir müssen alle zusammentrommeln und aus dem Weg bringen. Dadurch können wir eindämmen, dass sie zu viel von uns sehen.«
Flynn knurrte zustimmend und blickte sich im dunklen Gebäude um. Er drückte eine Tür zu seiner Rechten auf. »Hier rein«, sagte er und wies in eine kleine Toilette, in der eine einzelne Kabine und ein Waschbecken standen. Zudem bestand das einzige Fenster in diesem Raum aus einem schmalen Streifen, der sich übermannshoch befand. Obgleich sie außer Sicht waren, konnte man dennoch gelegentlich die Schatten und die Bewegungen der Leichen durch das Milchglas sehen.
Weitere neun Überlebende hockten im Bürogebäude. Sie tauchten langsam und behutsam aus ihren ausgewählten Verstecken auf, krochen auf die Toilette zu und schlüpften hinein. Flynn stand an der Rückseite und schob sich weiter in die Ecke, als noch mehr Menschen eintrafen. Der Raum war besorgniserregend begrenzt. Abgesehen vom WC in der Kabine gab es für niemanden Platz, um sich hinzusetzen oder auf den Boden zu legen. Phil Croft, der elfte und letzte Überlebende, drängte sich hinein und zog die Tür hinter sich ins Schloss.
Irgendjemand weinte, er konnte nicht erkennen, wer. Möglicherweise handelte es sich um mehr als eine Person. Die Leichen im Freien reagierten auf die Geräusche, die von den Überlebenden durch ihre Bewegungen erzeugt wurden und die Lautstärke ihrer Klagen und des Weinens drohten noch weitere von ihnen anzulocken.
»Ganz gleich, wer das ist, Sie müssen leise sein«, flüsterte er, zuckte vor Schmerz zusammen und lehnte sich gegen die Tür in seinem Rücken. Sein Bein schmerzte wieder, und er wusste nicht, wie lange er es ertragen konnte, in dieser Weise zu stehen. »Bitte, einfach nur Ruhe«, bat er.
Er konnte immer noch dumpfes Weinen und Schnauben hören. Um wen auch immer es sich handelte, er hatte versucht, seine Gefühle zu unterdrücken, leider jedoch nur mit mäßigem Erfolg. Mit Ausnahme des Schluchzens war es im Raum beängstigend still geworden. Niemand wagte zu sprechen.
Die elf verzweifelten Menschen standen dicht aneinander gepresst und kaum dazu imstande, sich zu bewegen. Sie warteten.
41
Eine Stunde und zwanzig Minuten später traf der Helikopter in Cormansey ein.
»Warum zum Teufel ist er wieder hier?«, fragte Donna. Sie war mit Michael und Karen Chase gerade mitten durch Danvers Lye spaziert und hatte versucht, sich an ihre neue Freiheit zu gewöhnen und den unerwarteten Wechsel der Geschwindigkeit, den der Alltag auf der Insel mit sich brachte, zu genießen.
»Keine Ahnung«, antwortete Michael, der sich auf einmal nervös und unsicher fühlte. Er blieb stehen und beobachtete den Helikopter, dessen dunkle Umrisse sich gegen den Abendhimmel abzeichneten.
»Entweder hat er es nicht zurück zum Flugplatz geschafft oder sie haben früher damit begonnen, den Rest von ihnen hierher zu bringen«, meine Karen Chase.
»Aber warum sollten sie das tun?«, murmelte Donna in sich hinein und versuchte, aus der Situation schlau zu werden. Bald dämmerte ihr die Erkenntnis. »Himmel, irgendetwas ist passiert! Irgendwas ist schiefgelaufen.«
»Los«, sagte Michael, drehte sich um und rannte zum Jeep.
»Vielleicht haben sie sich
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