Herbst - Läuterung
Dach!«, befahl er, ging in die Hocke und legte die hohlen Hände zusammen, um ihrem Fuß eine Stütze zu geben. Er hob sie hoch und stöhnte vor Anstrengung und Qual auf. Da es auf dem Dach nichts gab, an dem sie sich festklammern konnte, mühte sie sich ab, Halt zu finden und sich hochzuziehen. Cooper stemmte sich kräftig gegen den Boden und schob sie ein wenig höher, bis es ihr gelang, sich mit den Ellbogen einzuhaken und sich langsam zentimeterweise vorwärts zu ziehen. Er beugte sich aus dem Lastwagen hinaus und beobachtete sie, bis ihre Füße oben verschwunden waren. Kurz darauf erschien ihr Kopf wieder über der Kante.
»Alles klar?«, fragte Cooper.
»Alles klar«, erwiderte Juliet und zwang sich, überallhin außer in die Masse aus verrotteten Gesichtern unter sich zu blicken, die sie ihrerseits anstarrten.
Emma war die Nächste. Während ein Leichnam, der nach ihm griff, nur wenige Zoll von ihm entfernt war, stützte Cooper ihr recht geringes Gewicht, bis Juliet von oben ihre Hände gepackt und sie auf das Dach gezogen hatte. Cooper drehte sich und kletterte nun selbst hinauf, wobei er die Hintertür des Wagens dazu benutzte, um sich nach oben zu drücken.
Dann standen sie atemlos gemeinsam auf der Oberseite des Transporters. Emma blickte zu der unnachgiebigen Horde zu ihren Füßen hinunter. Ihr Zorn und die Wildheit schienen sich zu steigern, als Lawrence den Helikopter herabsinken ließ.
»Los, rein da!«, schrie Cooper und musste brüllen, um sich über den ohrenbetäubenden Lärm hörbar zu machen. Emma und Juliet gingen unwillkürlich aufgrund der Rotorblätter, die nun gefährlich nahe zu sein schienen, und dem Wind, der sie vom Dach des Wagens zu schleudern drohte, in die Hocke und krochen auf allen vieren auf das Fluggerät zu. Lawrence schwebte jetzt nur noch Zentimeter von ihnen entfernt, obgleich der Abstand zwischen dem Wagendach und dem nächstgelegenen Fahrwerk des Helikopters ungeheuer groß erschien. Emma holte tief Luft, trat über die Spalte und zog sich in den hinteren Bereich des Luftfahrzeugs.
Cooper rannte zur Vorderseite des Transporters und legte sich quer über die Fahrerkabine. Er zog sich weiter vorwärts, beugte sich hinunter und schlug gegen das halb geöffnete Fenster neben Armitage. Er konnte seinen Hinterkopf erkennen. Der erschöpfte Fahrer lag über dem Lenkrad und hatte das Gesicht von Cooper abgewandt.
»Komm schon, Steve«, bat Cooper eindringlich. »Wir haben es geschafft. Lass uns dich hier rauf holen.«
Armitage hob langsam den Kopf, drehte ihn, um Cooper ansehen zu können und ließ ihn dann wieder sinken. Er schloss die Augen.
»Kann nicht«, keuchte er mit dumpf und heiser tönender Stimme. Sein Atem ging flach und unregelmäßig. »Ich kann das nicht.«
»Komm schon«, wiederholte Cooper, obwohl er bereits vermutete, dass es zwecklos war. Das Gesicht von Armitage erwies sich als aschfahl.
Der massige Mann schüttelte wieder den Kopf. »Ich kann nicht.«
Cooper erwog kurzzeitig, ob er nicht einfach hinunterspringen und versuchen sollte, den anderen Überlebenden auf das Dach des Transporters zu ziehen. Er erkannte jedoch, dass das unmöglich und sinnlos war. Er hätte dazu nach unten klettern müssen, und selbst wenn es ihm gelingen würde, Armitages beträchtliches Gewicht anzuheben, würden die Hunderten von Leichen, die immer noch nach seinem Blut lechzten, ihn, wenn nicht sogar sie beide davon abhalten, nach oben zum Helikopter zu gelangen.
»Geh«, keuchte Armitage und versuchte, seinen Kopf noch einmal zu heben. Das Licht, das der Helikopter warf, verschob sich plötzlich ein wenig und beleuchtete die Innenseite der Fahrerkabine, wodurch Cooper deutlich die Qual in Armitages Gesicht sehen konnte. Seine Lippen waren blau angelaufen und es war offensichtlich, dass ihm nicht mehr zu helfen war.
»In Ordnung, Kumpel«, sagte er, fasste durch das Fenster und ließ seinen Arm auf der Schulter des anderen Mannes ruhen. Cooper erhob sich anschließend widerwillig und rannte über die Länge des Daches, um zu dem Helikopter zu gelangen. Armitage schloss die Augen seltsam erleichtert und versuchte, durch den anschwellenden Schmerz hindurch zu atmen, bis dieser endgültig aufhörte.
»Was ist mit Steve?«, schrie Emma, als Cooper in den Helikopter kletterte und die Tür hinter sich zuzog. Er schüttelte den Kopf, blickte nach unten und beobachtete, wie das Dach des Transporters immer kleiner und kleiner wurde, als das Luftfahrzeug rasch in die Höhe
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