Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
Vom Netzwerk:
Man konnte hören, wie etwas klappernd zu Boden fiel, als ein Leichnam ihre Anwesenheit bemerkte und in ihre Richtung stolperte.
    »Lasst uns hierbleiben«, flüsterte Michael. »Es wird leichter sein, wenn wir an einem Ort bleiben und darauf warten, bis sie zu uns kommen.«
    »Und wie lange sollen wir warten?«, ertönte eine Stimme hinter ihm.
    »So lange es nötig ist«, gab er zurück. »Warum? Hat irgendjemand hier etwas Besseres zu tun?«
    Der erste Leichnam tapste ins Blickfeld. Die Kreatur, die sich mit erstaunlicher Schnelligkeit bewegte und einen unbrauchbaren Fuß hinter sich herzog, wurde vom Lichtstrahl aus Donnas Taschenlampe erhellt. Ihr Gesicht – soviel davon noch übrig war – wies eine blaugraue Färbung auf. Die Haut, ausgedörrt und pergamentartig, war straff über den Schädel gespannt und ließ ihn ausgehöhlt und gebrechlich aussehen. Sie trug die zerlumpten Überreste der Uniform eines Kaufhausangestellten – ein blaues Hemd, dessen Kragen wegen des ausgemergelten Körpers nun etliche Nummern zu groß war – und eine rote Krawatte. Donna fand die Tatsache grotesk, dass der Leichnam immer noch eine Halsbinde trug. Man sah sogar noch ein Namensschild auf seiner Hemdtasche. Der Name war durch Schimmel, Blutstropfen und anderen körperlichen Absonderungen, die mit der Zeit von dem verwesenden Gesicht hinuntergetropft waren, unleserlich geworden. Cooper beseitigte die Leiche, indem er einen Feuerlöscher durch die Luft schwang und ihr den teilnahmslosen Kopf regelrecht von den Schultern schlug. Sie brach auf dem Boden zusammen, als drei weitere Leichen in Sichtweite tapsten.
    Eine halbe Stunde war für die Überlebenden ausreichend, um die letzten Leichen loszuwerden und sie im Freien auf einem Haufen zusammenzuwerfen. Viele der Überlebenden, die damit zufrieden waren, endlich beschäftigt zu sein, untersuchten danach das Gebäude und sammelten alles, von dem sie glaubten, es könnte nützlich sein.
    Die Leichen hatten draußen noch nicht damit begonnen, in der gewaltigen Anzahl zu erscheinen, die von der Gruppe erwartet worden war. Als die Scharen ausblieben, wagten sich einige Leute für einige gefahrvolle Minuten ins Freie und sammelten alles, was sie an genießbaren Lebensmitteln und Getränken in der Küche des benachbarten Restaurants und bei den Waren im Foyer des gegenüberliegenden Kinos finden konnten. Der Großteil bestand zwar aus Süßigkeiten, Schokolade und Lebensmitteldosen, aber es war besser als nichts. Zu dem Zeitpunkt, als die Männer und Frauen nach draußen gegangen waren, hatten sich etwa zwanzig Leichen rund um die Vorderseite des Gebäudes zusammengerottet und noch einmal etwa halb so viele schepperten gegen den Zaun, der die Ladezone umgab. Es war nichts gegen die gewaltigen Zahlen, an die sie gewöhnt waren.
    »Sie stellen kein Problem dar, wenn nur einige von ihnen da sind«, erklärte Cooper, als er versuchte, Stonehouse ein paar Unterweisungen zu geben. »Das Problem ist, dass einer von ihnen unweigerlich einen anderen darauf aufmerksam macht, und das geht dann so lange weiter, bis man es mit Hunderten von ihnen zu tun hat. Und da draußen gibt es Abertausende von diesen Dingern.«
    Stonehouse saß Cooper gegenüber; er hatte sich niedergeschlagen in einen Sessel fallen lassen, der ehemals vermutlich für die Kunden bestimmt gewesen war, die bei den Angestellten um Kredit angesucht hatten. Baxter gesellte sich neben sie. Donna, Emma und Michael befanden sich ebenso wie etliche andere Überlebende in der Nähe. Die drei anderen Soldaten saßen etwas entfernt auf einem Stapel aus großen Kissen und grellbunten Sitzsäcken, die aussahen, als wären sie ursprünglich für den Gebrauch in Kinderschlafzimmern entworfen worden.
    »Was geschieht als Nächstes?«, fragte Stonehouse. Baxter musterte ihn traurig, fast mitleidig. Er malte sich aus, wie sich der Soldat fühlen musste, der in seinem unbequemen Schutzanzug gefangen war und wusste, dass die Alternative dazu einen schnellen, qualvollen Tod bedeuten würde. Und er stellte sich vor, dass er selbst diesen Zustand vielleicht einige Stunden oder möglicherweise wenige Tage ertragen hätte. Doch die vier Soldaten, die nun mit ihnen reisten, würden auf diese Art und Weise eine unbestimmte Zeit damit leben müssen. Wie würden sie imstande sein zu essen, zu trinken oder irgendetwas anderes zu tun? Gewiss war es nur eine Frage der Zeit, bis sie keine andere Möglichkeit mehr hatten, als ihre Anzüge abzulegen. Es war

Weitere Kostenlose Bücher