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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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unausweichlich. Himmel, egal, ob sie es realisierten oder nicht – und er war sich sicher, dass sie es taten – sie warteten darauf, zu sterben.
    »Ich weiß es nicht«, gab Cooper als Antwort auf die Frage des Soldaten zurück. »Wir müssen hier haltmachen, solange es sicher ist. Wir müssen genau wissen, wen und was wir hier haben. Es gibt hier eine Menge Leute, die ...«
    »Und dann?«, unterbrach ihn der Soldat gepresst. Er war nicht daran interessiert, irgendetwas über den Gemütszustand der Überlebenden zu hören.
    Cooper zuckte die Achseln. »Wir fahren weiter, nehme ich an.«
    »Wohin?«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen? So ein Mist. Ich habe keine Ahnung.«
    »Das Problem ist«, erwiderte Baxter ruhig, »dass es nirgendwo mehr sicher ist. Euer Haufen mit den verdammten Gewehren und Panzern und allem anderen Zeug hat es nicht geschafft, sich selbst zu beschützen, oder? Welche Hoffnungen, glauben Sie, sollen wir uns dann machen?«
    Cooper sah zu ihm hin und schüttelte langsam den Kopf. »Kommen Sie, wir haben darüber bereits hundertmal gesprochen, Jack«, sagte er, bevor er sich wieder an den Soldaten wandte. »Die Leichen verrotten. Obwohl sie sich besser unter Kontrolle haben als zuvor bleibt die Tatsache bestehen, dass sie verwesen.« Er musterte wieder Stonehouse: »Wir rechnen damit, dass es nicht mehr lange bis zu dem Punkt dauert, an dem sie nicht mehr in der Lage sind, zu funktionieren.«
    »Und wie lange, denkt ihr, wird es dauern, bis es soweit sein wird?«
    »Nur noch wenige Monate.«
    »Ein paar Monate noch? Verdammte Scheiße, wir sollen noch Monate herumsitzen? So wie jetzt?«
    »Ihr werdet es vielleicht müssen. Könnt ihr so lange durchhalten?«
    »Das bezweifle ich.«
    »Und was wollt ihr dann tun?«
    Der Soldat überlegte lange, bevor er sprach. »Sieht nicht so aus, als hätten wir eine andere Möglichkeit, als zu versuchen, zurück zum Stützpunkt zu kommen«, erwiderte er mit müder, schleppender Stimme. »Unter allen Umständen sind wir tot, wenn wir hier draußen bleiben. Wir können ebenso gut versuchen, wieder hineinzukommen, wenn wir es schaffen.«
    »Sie haben nichts zu verlieren«, sagte Baxter.
    »Scheint mir eher so, als hätten wir schon alles verloren.«

10
    Auf Clares Uhr war es Viertel vor drei.
    Das Kaufhaus war still und kalt. Sie lag ruhelos neben Donna auf einer dünnen Matratze am Boden, die sie vor Stunden gemeinsam aus der Möbelabteilung gezerrt hatten. Obwohl sie körperlich ausgelaugt war, konnte sie sich nicht genügend entspannen, um einzuschlafen.
    Als sie sich im schwachen Licht umsah, wurde erkennbar, dass sie nicht die Einzige war, die damit zu kämpfen hatte, ein wenig Ruhe zu finden. Etwa die Hälfte der anderen war ebenfalls noch wach. Clare fühlte sich in zunehmendem Maße verängstigt und unbehaglich. Ihre Eingeweide verdrehten sich vor Schmerz. Lag es nur an ihrer Nervosität? Möglicherweise war auch die Überdosis an Zucker, die sie zuvor gegessen hatte, daran schuld. Was auch immer der Grund dafür war, alleine der Gedanke an Essen verursachte ihr Brechreiz. Vor etwa einer Stunde hatte sie Durchfall bekommen. Guter Gott, es war so demütigend gewesen. Sie hatte auf einer ausgetrockneten Toilette im entferntesten Winkel des Gebäudes gesessen und sowohl vor Schmerzen als auch dem Gefühl der Erniedrigung, die diese Erfahrung nach sich zog, geschrien. Sie war sich sicher, dass sie jeder gehört hatte. Selbst jetzt, nachdem sie seit nahezu sechs Wochen unter widrigen Umständen und ohne die Erfüllung der grundlegendsten menschlichen Bedürfnisse gelebt hatte, war sie manchmal überfordert. Sie war eine Jugendliche und gleichgültig, was dem Rest der Welt zugestoßen war, hatte sich ihr Körper weiterhin so entwickelt, wie es im Normalfall zu erwarten gewesen wäre. Sie hatte ihre erste Periode vor eineinhalb Wochen bekommen. Donna hatte ihr zwar geholfen und sie beschwichtigt wie sie nur konnte, doch es war nicht einfach gewesen – es war klar zu sehen, dass auch sie zu kämpfen hatte. So wie jeder.
    Clare lag auf dem Rücken, starrte an die Decke, studierte eingehend die vielen metallenen Träger, die das Dach abstützten, und wünschte sich, dass die riesigen Lampen hoch über ihr funktionieren würden. Sie war bereit, das Risiko einzugehen und die Aufmerksamkeit der Leichen draußen zu wecken, wenn sie nur für eine Weile die Lichter aufdrehen und alles klar erkennen konnte. Sie wollte ein wenig Licht und Sicherheit. Die Dunkelheit

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