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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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miteinander gesprochen. Es gab zu viele Ablenkungen und Störungen, dass es für sie nicht möglich gewesen war, sich über eine längere Zeit zu unterhalten. Es war einer dieser bereits viel zu vertrauten tristen Tage gewesen, die mit Angst und Unsicherheit angefüllt waren, und in denen viele der Leute so sehr in ihre dunklen Gedanken verstrickt waren. Deshalb waren sie nicht in der Lage, oder auch nicht in der Laune, sie irgendjemand anderem mitzuteilen. Nun, da sich das Ende ihrer Reise zu nähern schien, wirkte es allerdings, als würde sich die Laune unter den Überlebenden in dem Mannschaftswagen ein wenig heben.
    »Ich habe mir gedacht«, begann Michael, lehnte sich gegen Emma und flüsterte ihr ins Ohr, »wenn das hier funktioniert, dann möchte ich versuchen, so schnell wie möglich auf diese Insel zu kommen. Ich denke, das gilt für uns beide.«
    »Warum?«, fragte sie mit gleichermaßen leiser und verschwörerischer Stimme.
    »Wenn man alles glauben kann, was uns darüber erzählt worden ist, dann könnte das der Ort sein, an dem wir letztendlich den Rest unseres Lebens verbringen. Ich möchte sicherstellen, dass wir alles bekommen, was wir dort draußen brauchen.«
    »Das ist ein bisschen egoistisch, oder? Was ist mit ...«
    »Ich will damit nicht sagen, dass wir etwas auf Kosten der anderen tun sollen«, erklärte er rasch und eifrig darauf bedacht, klarzustellen, dass er nicht völlig egozentrisch war. »Ich möchte nur dafür sorgen, dass wir alles bekommen, was wir brauchen. Und ich rede da nicht nur über uns beide, sondern ich spreche ebenso über den ganzen Haufen da.«
    Er sah sich die anderen Leute genau an, die mit ihnen im Mannschaftswagen reisten. Es war entmutigend, dass die Gruppe, selbst nach der Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, zerstückelt und unvereinbar wirkte. Die Überlebenden schienen allgemein je in eine von zwei sehr verschiedenartigen Kategorien einzuordnen zu sein – diejenigen, die über die Zukunft sprachen und die, die es nicht taten. Interessant war, dachte sich Michael, dass er jene beim Namen nennen konnte, die wenigstens versuchten, nach vorne zu sehen und etwas aus dem Wenigen zu machen, das ihnen geblieben war. Die anderen – die regungslos und schweigend dasaßen und vor Selbstmitleid und Verzweiflung zerflossen – blieben vergleichsweise namen-, gesichts- und charakterlos.
    Er klammerte sich immer noch an die schmale Hoffnung, dass sie sich so etwas wie eine Zukunft aus den Überresten der Vergangenheit aufbauen konnten. Doch die Aussichten und Möglichkeiten, die sich ihnen boten, schienen im zunehmenden Maße immer schwerer aufzutreiben zu sein und schwieriger fassbar und magerer zu werden. Er wusste, dass er jede Gelegenheit, die ihm über den Weg lief, ausnutzen musste, egal, wie klein sie auch war. Das, was von seiner unsicheren Zukunft übrig geblieben war, wollte er nicht irgendjemandem anvertrauen, über den er kaum etwas oder nichts wusste. Michael musste einräumen, dass ihn die Aussicht, die neue Gruppe von Überlebenden zu treffen, so positiv er sich ansonsten fühlte, ein wenig unsicher stimmte.
    »Alles, was ich damit sagen will«, sagte er zu Emma, eifrig bestrebt, seinen Standpunkt zu bekräftigen, »ist, dass wir sicherstellen müssen, die Kontrolle zu behalten. Diese winzige Kontrolle ist alles, das uns noch geblieben ist.«
    Zwei Fahrzeuge dahinter begannen sich die Gemüter zu ereifern.
    »Könntet ihr zwei bitte die Klappe halten und mit eurem verdammten Gejammer aufhören!« Donna blickte flüchtig über ihre Schulter zu den beiden Soldaten, die immer noch im hinteren Bereich des Lastwagens zusammengesackt waren. »Alles, was ihr in der letzten Stunde geschafft habt, war, euch zu beklagen. Wenn ihr nichts Positives zu sagen habt, dann sagt gar nichts.«
    »Ich habe genug zu sagen«, schimpfte Kilgore. »Das Problem ist nur, dass man mir nicht zuhört.«
    »Warum nehmen Sie nicht einfach Ihre verdammte Maske ab und verschonen uns alle damit?«, zischte sie.
    »Ich bitte Sie, Donna, das ist doch ein bisschen hart, oder?«, flüsterte Baxter, leise genug, um hinten nicht gehört zu werden, über den Fahrerbereich des Lastwagens hinweg. »Lassen Sie es dabei bewenden, er ist es nicht wert. Er ist nur ein verdammter Idiot, der zu Tode verängstigt ist. Das sind sie alle beide, man kann es in ihren Gesichtern sehen.«
    Donna beobachtete durch den Spiegel, wie sich Kilgore wütend wie ein gescholtenes Kind in den Sitz zurückfallen ließ,

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