Herbst - Läuterung
die Arme überkreuzte und sich umdrehte, um aus dem Fenster zu starren. Es lohnte sich nicht, zu streiten. Er hatte sich mit Donna seit etlichen Meilen ein sinnloses Wortgefechte geliefert und konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, womit alles begonnen hatte. Er konnte sie wirklich nicht ausstehen. Sie war ungehobelt und starrsinnig. Sie hatte eine große Klappe, ein mieses Verhalten und spielte sich dann und wann so überlegen auf, dass er sie schlagen wollte. Dreckskuh , dachte er. Glaubt, sie ist besser als Harcourt und ich, bloß weil sie ohne den verdammten Anzug atmen kann. Miststück.
»Wir sollten die beiden gleich rauswerfen«, sagte Donna aus dem Mundwinkel. »Ich habe keine Ahnung, warum wir uns damit herumplagen müssen, sie mitzunehmen. Wir sollten das tun, was Cooper mit den anderen beiden gemacht hat, und ...«
»Ich bitte Sie. Sie wissen ebenso gut wie ich, warum Cooper tun musste, was er tat. Das hier ist anders. Im Endeffekt sind die beiden Leute wie Sie und ich. Sie könnten vielleicht sogar dazu in der Lage sein, zu atmen, wenn sie ein Risiko eingehen würden.«
»Ich schlitze ihre verdammten Anzüge auf, und dann werden wir sehen, wie sie sich verhalten«, murmelte sie ärgerlich in sich hinein.
Jack Baxter schüttelte traurig den Kopf. Er wusste – er hoffte – dass sie nicht meinte, was sie da sagte. Gingen ihr vielleicht nur die Anspannung und die Unsicherheit des langen Tages ebenso an die Nieren wie ihm? Da er die Unterhaltung nicht ausdehnen wollte, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder den Karten zu.
Der Konvoi näherte sich zügig dem dritten von fünf Kreisverkehren, von dem aus sie erwarteten, in relativ rascher Folge auf die Straße, die zum Flugplatz führte, zu gelangen. Donna setzte sich müde in ihrem Sitz auf und ließ den Van ein wenig zurückfallen, wodurch es ihr möglich wurde, einen besseren Blick auf die Straße vor sich zu bekommen. Im Zentrum der Verkehrsinsel befand sich ein großes Kriegerdenkmal aus Stein, das sich gegen den dunkler werdenden Himmel abzeichnete. Am Sockel war es von einem Sattelschlepper getroffen worden, der durch den Tod des Fahrers offensichtlich außer Kontrolle geraten war. Der gewaltige Lastwagen hatte sich ungünstig ringsherum gebogen, das Führerhaus lehnte auf eine Seite und die Hälfte des Radstandes hing in der Luft.
»Lass es hier ruhig angehen«, warnte Baxter, als die beiden Fahrzeuge vor ihnen das Tempo drosselten, um sich am Unfallort vorbeizuschlängeln.
Eine Leiche katapultierte sich aus der Dunkelheit, vor die Räder des Mannschaftswagens, und lenkte Cooper für einen Moment ab. In seiner kurzen, jähen Verwirrung steuerte er zu weit zur Seite und rammte das Ende des verunglückten Sattelschleppers, der mit einem dumpfen Pochen auf alle vier Räder zurückfiel. Armitage, der zu dicht folgte, prallte auf das Militärfahrzeug, das sich vor ihm befand, schob es vorwärts und bewirkte zur selben Zeit, dass der Sattelschlepper ebenfalls geringfügig weiter in den Sockel des Denkmals gedrückt wurde.
Cooper blickte flüchtig nach oben. Als er sah, dass das hohe steinerne Monument erschüttert worden war, erhöhte er die Geschwindigkeit und fuhr rasch in Richtung der Ausfahrt, auf die Peter Guest hektisch gestikulierend zeigte. Armitage folgte ihm.
»Mist«, kreischte Donna, als sie beobachtete, wie sich der Transporter und der Mannschaftswagen befreiten und weiterfuhren. Etwas weiter zurück konnte sie sehen, dass das Denkmal, das bereits einen unsicheren Stand gehabt hatte, durch den Aufprall ernsthaft geschwächt worden war und zu wackeln begann. Als der Gefängniswagen weiterfuhr, begann sich das zugespitzte Ende des Ehrenmals schaukelnd zu neigen. Der Einsturz schien unausweichlich. Anstatt ein unnötiges Risiko einzugehen, hielt Donna den Wagen an und alle beobachteten den Absturz aus der Ferne. Die große steinerne Nadel donnerte heftig zu Boden und zerbrach in drei riesige Stücke, als sie auf dem Asphalt zerschmetterte. Ehe sich der Staub gelegt hatte, wurde offensichtlich, dass diese Straße versperrt war.
»Verdammt genial«, sagte Donna niedergeschlagen, schüttelte ihren Kopf und rieb sich die Augen.
»Das macht nichts, fahren Sie einfach auf der anderen Seite rund um den Kreisverkehr«, schlug Baxter ängstlich vor, »tun Sie irgendwas, bleiben Sie in Bewegung.«
Donna fuhr nach vorne und begann die Verkehrsinsel gegen den Uhrzeigersinn zu umfahren, während sie sich nach Kräften bemühte, sich auf die
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