Herbst - Läuterung
kippte, nach hinten schwang, dann nach unten schnellte und mit dem Dach voran in den Fluss stürzte. In dem Augenblick, in dem er freie Bahn hatte, beschleunigte Cooper wieder und fuhr mit gewaltiger Kraft in die Leichenhorde, die er in einer Flut aus Blut, Knochen, Krankheit und Verwesung niedermetzelte und augenblicklich auslöschte.
Der Konvoi, der unerwartet rasch wieder in der Lage war, sich mit verhältnismäßiger Freiheit und Schnelligkeit vorwärts zu bewegen, erzwang sich seinen Weg über die enge Brücke mit Leichtigkeit und fuhr fort, die Überreste der toten Stadt zu umrunden.
17
Der Fahrweg zur anderen Seite des Flusses war relativ übersichtlich und störungsfrei. Nach einigen Meilen öffnete sich die Fahrbahn und wurde zu einer doppelspurigen Schnellstraße. Zuletzt war sie vor etwa acht Wochen befahren worden, vermutlich während einer der verkehrsreichsten Tageszeiten, wenn man von der Verkehrsdichte ausging. Auf der Seite der Straße, die in die Stadt führte, bot sich der enttäuschend vertraute Anblick Aberhunderter zerstörter Fahrzeuge, manche von ihnen still und wie eingefroren, die anderen mit den ausgemergelten Überresten ihrer Fahrer und Passagiere darin. Diese waren immer noch darin gefangen und kämpften darum, sich zu befreien, als sich die Überlebenden näherten. Dem gegenüber präsentierte sich die Straße, die in die entgegengesetzte Richtung führte, gewissermaßen leer. Als die Infektion zuschlug, schienen nur wenig Fahrzeuge Rowley verlassen zu haben. Cooper führte den Konvoi über den Mittelstreifen und brach sich einen Weg durch den bereits beschädigten Bereich einer Metallabsperrung. Es fühlte sich für ihn unangenehm irritierend und seltsam an, auf der falschen Straßenseite zu fahren, doch es war ohne Zweifel leichter.
Eine kurze Unterbrechung des Nebels und Regens ließ die Helligkeit des späten Oktobernachmittages für eine kurze Zeit hervorkommen. Die Straße beschrieb einen langen, sanften Bogen, der auf der einen Seite Waldgelände und auf der anderen in kurzer Entfernung die Schatten der Stadt Rowley erkennen ließ. Gleichgültig, wie viel Zeit vergangen war, seit der Krankheitserreger – falls diese Vernichtung tatsächlich ihm angelastet werden konnte – zugeschlagen und so viel zerstört hatte, wirkte der Anblick einer einst so geschäftigen und einflussreichen Stadt, die ohne einen Lichtschein in völlige Dunkelheit getaucht war, immer noch unnatürlich und verunsichernd. Es brachte den Überlebenden, die eine Weile isoliert und abgeschnitten gewesen waren, augenblicklich die nüchterne Erinnerung daran zurück, was der schutzlosen Welt um sie herum in unbegreiflichem Ausmaß und gewaltsam zugestoßen war.
Peter Guest schien sich wieder ein wenig gefasst zu haben. »Wir sollten in etwa einer halben Meile an dieser Straße auf eine Reihe von Kreisverkehren stoßen«, erklärte er und verfolgte sorgsam jeden Zoll ihres Vorankommens auf seiner Karte. »Fahren Sie geradeaus, bis wir auf den Fünften treffen, dann nach links abbiegen. Nach ungefähr zwanzig weiteren Meilen sollten wir dann in etwa dort sein.«
Michael kauerte im hinteren Teil des Mannschaftswagens auf seinen Knien, wusch seine Hände mit einem starken Desinfektionsmittel, das sie aus dem Warenhaus mitgenommen hatten und versuchte verzweifelt, den Gestank des toten Fleisches, mit dem er sich beschmutzt hatte, loszuwerden. Emma saß neben ihm, beobachtete ihn aufmerksam und blickte ab und zu nach oben aus dem Fenster. In kurzen Zeitabständen fing sich das Licht einer ihrer Fahrzeuge in den Scheiben der leeren Gebäude oder der Windschutzscheibe eines bewegungslosen Autos. Diese spiegelten es sofort wider, wodurch sie dann zweimal hinsah und sich fragte, ob sich dort irgendwer befand. Ihr war bewusst, dass da niemand sein würde, doch sie musste hinsehen, nur für alle Fälle.
Mit brennenden Händen beendete Michael seine Bemühungen, setzte sich neben sie hin und stürzte dabei hart in seinen Sitz, als der Mannschaftswagen in den ersten Kreisverkehr einfuhr, und er aus dem Gleichgewicht geriet.
»Alles in Ordnung?«, fragte Emma.
»Ausgezeichnet«, gab er zurück.
»Du stinkst.«
»Danke.«
Sie konnte nicht sagen, was schlimmer war – der Gestank nach Tod und Verwesung – an den sie sich alle beunruhigenderweise zu gewöhnen begannen – oder der überwältigende Geruch der starken Chemikalien, mit denen Michael seine Hände begossen hatte.
Das Paar hatte den Tag über nicht viel
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