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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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durch die Brüstung aus Beton gepresst und über den Rand hinaus geschleudert werden würde, wenn es ihm gelang, ihn richtig zu treffen.
    »Was ist das?«, fragte Jean Taylor, eine Hausfrau mittleren Alters. Sie saß neben Michael und starrte angestrengt über Coopers Schulter aus der Frontscheibe über die Brücke hinweg.
    »Was?«, knurrte Cooper.
    Jean hob einen Finger und wies auf eine Stelle vor ihnen. »Da drüben.«
    Michael blickte auf und sah, dass sich auf der gegenüberliegenden Seite des zerbeulten Lastwagens etwas bewegte. Auf der anderen Seite der Brücke war der Bodennebel ein bisschen dünner. Er konnte Leichen erkennen, mindestens zehn oder zwanzig. Dann stutzte er und sah, dass es weitaus mehr waren. Genau zur richtigen Zeit blies der Wind mehr Nebel zur Seite und enthüllte eine dicht gedrängte Meute ausdrucksloser Gestalten, von denen die enge Fahrbahn, die über den Fluss führte, vollgestopft war. Durch die Ankunft der Fahrzeuge waren die Wesen so rasend aufgebracht, dass sie die zerstörten, die zwischen ihnen und den sich nähernden Überlebenden standen, die Licht und Geräusche mit sich brachten.
    »Warum sind da so viele von ihnen?«, fragte Jean mit einer Stimme, die zu einem dünnen, nervösen Flüstern geworden war. Obgleich es niemand aussprach, war die Antwort auf ihre Frage einfach: Der Lärm, der von dem Konvoi auf seiner Fahrt erzeugt worden war, war ihnen durch die Luft des späten Nachmittags weit vorausgeeilt und hatte die Aufmerksamkeit nahezu jedes Leichnams, der in den umliegenden Gebieten umhergewandert war, auf sich gezogen. Die Kreaturen auf beiden Seiten des Flusses waren auf das Geräusch aufmerksam geworden, und es hatte sie instinktiv dort hingezogen. Für diejenigen, die sich auf dem anderen Ufer befunden hatten und sich in Richtung der Störung bewegten, bedeutete die schmale Brücke die einzige Möglichkeit, den Fluss zu überqueren. Die sich immer weiter vergrößernde Horde war jedoch durch die Einfassungen des Überganges am Fortkommen gehindert worden. Auf die gleiche Weise, in der die Überlebenden durch den zertrümmerten Lastwagen behindert wurden, hatte er auch die Leichen davon abgehalten, sich ihnen weiter zu nähern. Immer mehr von ihnen drängten sich unablässig in Richtung der Überlebenden, ohne die Blockade zu bemerken, und erzeugten so einen aufgedunsenen Engpass aus verwesendem, sich zersetzendem Fleisch.
    Cooper bemerkte zwar die Leichen, doch er konzentrierte sich immer noch darauf, den Lastwagen anzuschieben. Sollte er ihn rammen oder langsam mit beständiger Gewalt dagegendrücken? Die Maschine unter ihm war sehr stark und reagierte schnell. Anstatt zu riskieren, dass seine Mitfahrer bei dem Versuch, in die Blockade zu krachen und sie aus dem Weg zu schmettern, verletzt wurden, wählte er die vorsichtigere Vorgehensweise. Er erhöhte sein Tempo so gering, dass er gerade genügend an Wucht gewann, um die hervorspringende Ecke des Lasters anzusteuern, auf die Michael hingewiesen hatte. Die Überlebenden, die sich im rückwärtigen Teil des Mannschaftswagens aufhielten, wurden in ihren Sitzen vor und zurück geschleudert, als die Fahrzeuge aufeinandertrafen und Metall gewaltsam gegen Metall rieb.
    »Komm schon«, zischte Michael unterdrückt und hoffte inständig, das verkrüppelte Fahrzeug vor ihnen würde sich bewegen. Es wälzte sich ein paar Zoll nach hinten, blieb aber wieder stehen, als sich das hintere Rad auf der Fahrerseite mit dem Randstein verkeilte. Cooper beschleunigte abermals und schob fester. Nichts rührte sich. Er presste noch fester dagegen und dann, nach einer endlos wirkenden Wartezeit, gab der Lastwagen dem Druck nach. Die Hinterräder sprangen in die Höhe, als das verbogene Fahrgestell ein paar weitere Zoll nach hinten schoss. Ein weiterer Stoß von Cooper folgte und endlich konnte man das kratzende Poltern von brechendem, zerbröckelndem Beton hören. Peter Guest lehnte sich nach links und beobachtete, wie ein Sturzbach aus Staub und zerbrochenem Mauerwerk unten in den verschmutzen Fluten verschwand.
    »Sie haben es fast geschafft«, plapperte er nervös und schielte mit einem Auge auf die Leichen vor ihnen. »Stoßen Sie noch einmal dagegen und ...«
    Cooper war des Wartens müde und sich seines Erfolges sicherer. Daher beschleunigte er gewaltsam und schmetterte wieder in die Vorderseite des Lastwagens, den er diesmal rückwärts durch die Brückenmauer fliegen ließ. Für einen Moment balancierte er unsicher in der Luft,

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