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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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bisschen albern.«
    »Tue ich das?«
    »Ja. Sieh mal, das ist gar nichts. Ich fliege morgen mit dem Helikopter dorthin und die Arbeit ist erledigt, ehe du es dich versiehst.«
    »Bei dir klingt das so einfach.«
    »Es ist einfach.«
    »Ist es das? Ist es das wirklich? Wach auf, Mike. Für den Fall, dass es dir entgangen sein sollte – jetzt ist nichts mehr einfach. Die nächste Mahlzeit zu bekommen ist nicht einfach. Warm, trocken und außer Sichtweite zu bleiben ist nicht einfach. Ruhig zu bleiben ist nicht einfach. Im Land herumzufahren und von Ort zu Ort zu laufen ist nicht einfach, also hör auf, mich so gönnerhaft zu behandeln und mir erzählen zu wollen, dass es so leicht sein wird, in einen beschissenen Helikopter zu steigen und Gott weiß wie viele Meilen zu fliegen, um die bereits tote Bevölkerung von dieser Insel auszulöschen.«
    »Hör mal.« Michael war von ihrer Negativität und den Bemerkungen gereizt. »Ich bin nicht bereit dazu, hier herumzusitzen und darauf zu warten, dass sich etwas tut, wenn ich losgehen und jetzt sofort etwas dafür tun kann. Ich habe die Möglichkeit bekommen, morgen etwas zu tun, das für uns beide eine Zukunft sicherstellen könnte. Ehrlich gesagt glaube ich, dass ich es tun muss, da ich es keinem von den anderen Irren da oben zutraue, dass sie es richtig machen. Wir können es uns nicht leisten, in der Sache ein Risiko einzugehen.«
    »Das ist mir alles klar«, erwiderte Emma, deren Stimme gleichermaßen voll Zorn und Verdrossenheit war. »Ich weiß, warum du gehst und weiß auch, warum du es tun musst. Aber das macht es mir nicht leichter, damit fertig zu werden. Ich will nicht, dass du gehst, das ist alles. Du bist doch alles, was mir geblieben ist.«

24
    »Geht’s Ihnen gut?«, fragte Jack Baxter.
    Kelly Harcourt war auf einem Sitz im Schatten des entferntesten, ruhigsten Winkels im Überwachungsturm zusammengesackt. Kilgore schlief zusammengerollt wie ein treu ergebener Hund zu ihren Füßen. Harcourt konnte nicht abschalten und die Augen schließen, geschweige denn schlafen. In ihrem Kopf wirbelten dunkle, qualvolle Gedanken umher. Der grausame, blutige Kampf außerhalb des Bunkers und die darauffolgende Fahrt, bis sie an diesen Ort gelangt waren, hatten ihr vor Augen geführt, wie hoffnungslos ihre Lage war. Nun, da es ringsum still und ruhig war, gab es nichts, was sie davon abgehalten hätte, über die düstere Vorherbestimmung ihrer unmittelbaren Zukunft nachzudenken. »Was?«, murmelte sie, als sie begriff, dass er mit ihr sprach.
    »Ich wollte wissen, ob es Ihnen gut geht.«
    »Nein, es geht mir verdammt noch mal nicht gut«, knurrte sie. »Und Ihnen?«
    »Ich bin in Ordnung.« Jack zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben sie. Er warf einen flüchtigen Blick auf die Soldatin, die teilnahmslos aus dem Fenster in die Dunkelheit starrte. Zum ersten Mal, seit sie den Stützpunkt verlassen hatten, fiel ihm auf, dass sie in ihrem schweren Schutzanzug merkwürdig und fehl am Platz aussah. Im Chaos der letzten anderthalb Tage hatte er sich daran gewöhnt, Soldaten, Gewehre und Helikopter zu sehen. Nun jedoch, da sich die Dinge wieder beruhigten, geordneter und organisierter wurden, schienen Harcourt und Kilgore nicht mehr in diese Umgebung zu passen. Er wusste nicht, weshalb das so war; möglicherweise lag es daran, dass er sich wieder ein wenig normaler und menschlicher zu fühlen begann. Durch die Soldaten wurde er an das Durcheinander und die aussichtslosen Kämpfe, die sie hinter sich gelassen hatten, erinnert. Baxter konnte Harcourts dunkle, schwermütige Augen hinter ihrer Gesichtsmaske sehen. Das arme Kind konnte höchstens Anfang zwanzig sein. Sie tat ihm furchtbar leid, doch er begann zu bereuen, dass er sich neben sie gesetzt hatte. Er hatte kurz entschlossen mit ihr sprechen wollen, um zu sehen, wie sie sich fühlte, und um sicherzugehen, dass es ihr gut ging. Doch er wusste, dass bei ihr nichts mehr ins Lot kommen konnte. Es gab nichts, was er oder irgendwer sonst tun konnte, um ihr zu helfen, den Schock darüber, was ihr nahezu sicher bevorstand, ein wenig abzumildern. Ursprünglich hatte er sich mit der Absicht hingesetzt, mit ihr zu sprechen, doch nun wusste er nicht mehr, was er sagen sollte. Die Soldatin erkannte seine Unbeholfenheit, tat aber nichts, um ihm dabei zu helfen. Er stellte ihre geringste Sorge dar.
    Baxter war im Begriff, sich wieder zu erheben und wegzugehen, als sie zu sprechen begann. Sie wollte nicht alleine sein. »Meinem

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