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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Vater«, sagte sie mit flacher, hohler Stimme, »hätte es hier gefallen. Er hat Flugzeuge geliebt. Er hatte gerade damit begonnen, sich in einen ordentlichen altmodischen Großvater zu verwandeln. Er nahm immer die Söhne meiner Schwester mit zum Flughafen, und sie verbrachten den ganzen Tag damit, den Flugzeugen bei Start und Landung zuzusehen.«
    »Hätte ich nie gemacht«, erwiderte Baxter.
    »Ich auch nicht. Dad liebte das allerdings. Sie hätten ihn bei meiner Abschlussparade sehen sollen. Mum hat mir erzählt, dass sie ihn daran erinnern musste, zu mir hinzusehen. Er hat die ganze Zeit damit verbracht, sich auf der Basis umzusehen und auf die Ausrüstung zu starren, statt mich zu beobachten.«
    Die Unterhaltung kam ins Stocken. Baxter, der sich nun ein wenig behaglicher fühlte, sprach erneut. »Erzählen Sie mal, wie hat es Sie in die Uniform verschlagen?«
    »Ich hatte zwei Brüder, die zu den Streitkräften gingen. Wie ich schon sagte, war Dad immer am Militär interessiert, also bin ich damit aufgewachsen. Ich wusste nicht, was ich nach der Schule tun sollte, und so bin ich da mehr oder weniger hineingestolpert. Ich habe mir gedacht, was für meine Brüder gut war, würde auch für mich gut sein.«
    »Sind Sie froh, dass Sie sich so entschieden haben?«
    »Ich hatte gute Zeiten, und ich kannte gute Leute.«
    »Sie reden darüber, als ob es vorbei wäre.«
    Zum ersten Mal, seit er sich hingesetzt hatte, drehte sich Harcourt zur Seite, um Baxter anzusehen. »Kommen Sie schon, Jack. Sie wissen ebenso gut wie ich, dass mir nicht mehr viel Zeit bleibt.«
    »Aber fühlt es sich jetzt nicht genauso an wie jedes Mal, wenn Sie ins Gefecht gingen? Was ich meine, ist«, begann er unbeholfen zu stottern, »Sie wussten doch jedes Mal, wenn Sie Ihre Waffe aufgenommen haben, dass Sie Ihr Leben aufs Spiel setzen, oder?«
    Sie schüttelte traurig ihren Kopf. »Das hier ist anders«, erklärte sie. »Am Schlachtfeld hatte man zumindest eine Chance. Hier sitze ich nur da und warte darauf, dass es geschieht, und es ist so verdammt hart, damit umzugehen. Es gibt nichts, was ich dagegen tun kann.«
    »Es tut mir leid, ich hätte ...«
    »Vergessen Sie es, es spielt keine Rolle.«
    Baxter fragte sich, ob es besser für sie beide wäre, wenn er aufstand und sich entfernte. Oder schuldete er es ihr vielleicht, hierzubleiben, noch ein wenig mit ihr zu sprechen und etwas von dem Schaden, den er sicherlich angerichtet hatte, wieder gut zu machen? Das Mitleid, das er plötzlich für dieses junge Mädchen fühlte, war überwältigend und demütigend. Er konnte sich nicht einmal im Ansatz vorstellen, wie sie sich fühlen musste. Er war nun seit Wochen von Menschen umgeben, die litten, aber etwas wie das ...
    »Wenn ich es mir noch einmal aussuchen könnte«, sagte sie leise, »würde ich mich niemals mehr verpflichten.« Ihre Stimme klang auf einmal betrübt und voll Empfindung, obwohl sie durch das Atemgerät gedämpft wurde. »Ich würde vielleicht die Schule abschließen und mir – wie alle meine Freunde – einen normalen Job suchen.«
    »Warum sagen Sie das?«, fragte er.
    »Deswegen«, gab sie zur Antwort, »da ich, wenn ich mich nicht verpflichtet hätte, nicht hier sitzen und darauf warten würde, zu sterben. Wenn ich mich nicht verpflichtet hätte, wäre ich vermutlich am ersten Tag gestorben, wie ich es hätte tun sollen. Ich wäre neben meiner Mutter gestorben oder meinem Vater oder meinem Freund, aber nicht alleine hier draußen.«
    »Sie sind nicht alleine ...«
    »Ich kenne niemandem außer diesem Idioten«, seufzte sie und stieß den Soldaten am Boden sanft mit ihrem Fuß an. »Ehrlich, Jack, es wäre so viel leichter gewesen. Ich will wirklich nicht, dass es so zu Ende geht. Ich hätte einfach mit dem Rest von ihnen sterben und nichts von all dem wissen sollen ...«
    »Wer redet denn vom Sterben?«
    »Wie soll es denn sonst mit mir zu Ende gehen? Vergeuden Sie bitte nicht Ihre Zeit damit, zu versuchen, mir mit irgendwelchem Schwachsinn ein besseres Gefühl geben zu wollen, denn es hat keinen Zweck ...«
    »Sie setzen voraus, dass Sie nicht immun sind. Sie könnten dazu in der Lage sein, zu atmen. Hier sind ungefähr fünfzig von uns, die ...«
    »Und da draußen sind Millionen toter Leute, die es nicht können«, unterbrach sie ihn. »Ich denke, es ist eine sichere Sache, dass ich nicht immun bin, oder?«
    »Aber Sie sind so weit gekommen, warum wollen Sie jetzt stehenbleiben und aufgeben?«
    »Da ich jetzt gesehen

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