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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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habe, dass es sinnlos ist, weiterzumachen. Ich zögere das Unausweichliche nur hinaus. Es wird früher oder später passieren.«
    »Also – warum nicht später?«
    Sie schüttelte wieder den Kopf. »Nein, da gibt es nichts, worauf man warten müsste. Sie werden ohnehin bald alle weg sein.«
    »Kommen Sie mit uns mit.«
    »Wozu? Es kann ebenso gut hier enden wie überall. Wenn Sie ein bisschen Verstand haben, dann werden Sie sich nicht damit belasten, mich oder Kilgore mit zu Ihrer Insel zu nehmen. Wir würden wertvollen Frachtraum einnehmen, den Sie ebenso gut dafür verwenden können, etwas für Sie Nützliches einzupacken.«
    »Es könnte einen Ort auf der Insel geben, den wir einrichten ...«
    »Hören Sie auf, Jack, das funktioniert nicht. Was wollen Sie denn tun? Um Himmels willen, auf dieser Insel gibt es gerade mal ein einziges Dorf. Ich weiß nicht einmal, ob es dort ein Krankenhaus gibt. Dort ist kein Platz für mich. Haben Sie vor, ein Haus in eine Kunststoffblase einzupacken, damit wir in einem verdammten Sauerstoffzelt leben können? Besten Dank für Ihre Bemühungen, aber dazu wird es nicht kommen.«
    Jack Baxter begriff, dass es wirklich an der Zeit war, das Gespräch zu beenden. Er meinte es gut, aber sie hatte recht, er war keine Hilfe. Er schien es für Harcourt nur noch schlimmer zu machen und brachte sich nur noch tiefer in die Klemme.
    »Was werden Sie tun?«
    »Nichts«, erwiderte sie nach einer langen Pause. »Ich werde hier einfach in diesem verdammten Anzug herumsitzen, bis ich es nicht mehr verkrafte. Dann werde ich es beenden.«

25
    Michael erwachte kurz vor sieben Uhr morgens am folgenden Tag mit höllischen Schmerzen. Er und Emma hatten in der Nacht auf dem Boden des kleinen Zimmers, in dem sie zusammengesessen und sich bis in die frühen Morgenstunden unterhielten, geschlafen. Er hatte auf dem harten Betonboden gelegen und Emma auf ihm. Jeder Knochen in seinem Körper schmerzte. Langsam öffnete er die Augen und blickte sich um. Als er seine dunkle Umgebung sah, wurde er daran erinnert, was geschehen war und was für später bereits geplant war. Ihre lange und mühevolle Unterhaltung hallte in seinem Kopf wider und ihm wurde bange ums Herz, als er daran dachte, dass er sie heute verlassen würde.
    Emma schlief immer noch fest. Michael kroch vorsichtig unter ihr hervor und vergewisserte sich, dass sie warm und bequem lag, bevor er leise aus dem Raum ging und dem Korridor nach unten bis zum Haupteingang folgte. Er drückte die Tür auf und trat in einen strahlenden, kalten Morgen hinaus. Der Himmel war klar und blau, ein starker, böiger Wind blies über das Flugfeld und weckte ihn völlig auf. Der Helikopter, auf dessen gewölbter Oberfläche Sonnenstrahlen glitzerten, stand in kurzer Entfernung. Als er sich daran erinnerte, weshalb er nach draußen gegangen war, suchte er sich einen geschützten Winkel des Gebäudes, lehnte sich dort an die Wand und begann, seine Blase zu leeren.
    »Morgen, Mike«, sagte eine Stimme wie aus heiterem Himmel. Er blickte sich um und sah Donna. Sie saß auf einem Stuhl am Rande der Piste und starrte auf das Flugfeld hinaus. Noch vor einigen Monaten wäre er zutiefst beschämt gewesen, an einem öffentlichen Ort wie diesen beim Urinieren erwischt zu werden. Heute machte es ihm nichts mehr aus.
    »Morgen«, sagte er lässig, als er abschüttelte und den Hosenschlitz schloss. »Geht es Ihnen gut?«
    »Großartig«, gab sie zurück und schirmte ihre Augen ab, als er auf sie zuging.
    »Was tun Sie hier draußen?«
    »Ursprünglich dasselbe, wie Sie«, antwortete sie sachlich. »Davon abgesehen nicht viel. Ich wollte etwas frische Luft bekommen, das ist alles. Ich kann mich immer noch nicht daran gewöhnen, dass ich im Freien sein kann.«
    Michael nickte und schob seine Hände in die Taschen. »Trotzdem verdammt kalt, was?«
    Donna blickte nach oben und sah ihm ins Gesicht. Er starrte in die Ferne und es war offensichtlich, dass er etwas auf dem Herzen hatte. »Alles in Ordnung bei Ihnen?«
    Er ging neben ihr in die Hocke, antwortete aber nicht gleich. Von dort, wo sie saßen, schienen die Leichen auf der anderen Seite des Zauns meilenweit entfernt zu sein. Aus dieser Distanz konnte er nicht einmal einzelne Gestalten ausmachen – nur eine beständige, wogende Masse aus graugrünem Verfall.
    Phil Croft hatte erwähnt, dass er der Meinung war, die Leichen würden nicht mehr lange dazu in der Lage sein, die Überlebenden zu sehen, da ihre Gesichter und Augen

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