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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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ihr zu. »Mit der Rückkehr an diesen toten Ort komme ich nicht zurecht.«
    Ein enger schmutziger Pfad krümmte sich vom Ende des Flugfeldes weg und verschwand zwischen zwei niedrigen, dünenartigen Hügeln. Brigid fuhr auf den holprigen Pfad und folgte ihm nach rechts. Michael, der unangenehm zwischen Guest und Talbot eingekeilt war, blickte nach draußen und konnte sehen, dass sie sich der wabernden Rauchwolke näherten, die er vom gegenüberliegenden Ende des Landeplatzes aus bemerkt hatte. Er war gerade im Begriff, danach zu fragen, als sie um eine weitere Ecke bogen und hinter der weiß getünchten Hütte bremsten, die bei ihrem Anflug aus der Luft sichtbar gewesen war. Ein kleiner, kräftig gebauter Mann stand im Freien und pumpte die Reifen eines anderen Wagens auf. Er hielt in seiner Tätigkeit inne und blickte auf, als sich der Jeep näherte.
    »Zu Hause«, sagte Brigid, als sie den Motor abstellte. »Was haben Sie vor, Lawrence? Kommen Sie mit rein oder fliegen Sie direkt zurück?«
    »Ich bin geschafft. Ich habe den anderen gesagt, dass ich hier für heute Nacht einen Zwischenstopp einlege«, antwortete er. »Es hat keinen Sinn, zu versuchen, noch heute zurückzukommen. Ich werde bis zum Morgen warten.
    Als sich Guest erst einmal bewegt hatte, konnte auch Michael aus dem Jeep klettern. Er dehnte seine Beine. Die Fahrt war zwar kurz, aber eingeengt und unbequem gewesen. Der Mann, der am anderen Wagen gearbeitet hatte, kam zu ihm herüber und streckte ihm die Hand hin. Michael schüttelte sie.
    »Harry Stayt«, sagte der Mann strahlend. »Wie geht’s Ihnen?«
    »Gut«, erwiderte er, immer noch ein wenig zurückhaltend. »Ich heiße Michael. Sie haben hier einen erstaunlichen Ort gegründet. Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch irgendwo etwas wie das hier sehen würde ...« Michael entdeckte zu seiner Verlegenheit, dass es ihm Mühe bereitete, zusammenhängend zu sprechen. Das hier war ein so ruhiger, gewöhnlicher und unauffälliger Ort und trotzdem musste er damit kämpfen, alles in sich aufzunehmen. Es lag nicht am Ort, der ihn in Mitleidenschaft zog und auch nicht am äußeren Erscheinungsbild der Insel – die einen großen Unterschied zum verfallenen Land, das er hinter sich gelassen hatte, darstellte. Es waren die Atmosphäre und das Verhalten der Menschen, die er bisher getroffen hatte, die ihn überrumpelt hatten. Sie wirkten verblüffend entspannt und ungezwungen, hielten sich im Freien auf, sprachen offen, kümmerten sich nicht um die Lautstärke ihrer Stimmen und blickten nicht ständig über ihre Schultern.
    »Ich sage Ihnen«, meinte Stayt, »dieser Ort ist absolute Spitze. Sobald wir hierher kamen, wussten wir es. Wenn wir ihn erst einmal aufgeräumt und alles andere hier rausgebracht haben, bauen wir uns ein Leben auf.«
    Michael gab keine Antwort. Abseits der gelegentlich herüberwehenden Rauchschwaden des nahegelegenen Feuers roch alles vergleichsweise klar und frisch. Der Gestank von Tod und Verwesung, der über den Rest der Welt vorherrschte, hatte hier kaum nennenswerte Auswirkungen. Er war noch immer spürbar, doch schwächer und versprengter, als er es gewohnt war. Im Vergleich zu der schweren, erstickenden, krankheitsgeschwängerten Atmosphäre, an die er sich gewöhnt hatte, gehörte die Luft auf der Insel zur reinsten, die er seiner Erinnerung nach je gerochen hatte.
    »Gibt es hier noch viel zu tun?«, fragte er und antwortete auf Stayts vorherige Äußerung.
    »Nicht wirklich«, erwiderte dieser. »Jetzt ist alles, was noch übrig ist, das Große.«
    »Das Große?«
    »Danvers Lye.«
    »Was zum Teufel ist das?«
    »Das Dorf. Man hat es Ihnen doch gesagt, oder? Wir werden es säubern, vermutlich in den nächsten Tagen. Wir können jetzt, da wir hier einige Leute mehr sind, sogar versuchen, morgen damit zu beginnen.«
    Michael bemerkte das Geräusch eines weiteren Motors, der sich näherte. Er trat zur Seite, damit er rund um das Gebäude sehen konnte, und erblickte eine Straße, die an der Vorderseite der Hütte vorbei verlief. Ein Kleinlaster bewegte sich in ihre Richtung. Er fuhr an der Hütte vorbei und hielt auf die Quelle des Rauches zu, die sich in der Nähe befand.
    »Wer ist das?«, fragte er.
    »Bruce Fry und Jim Harper«, antwortete Stayt. »Sie haben aufgeräumt.«
    »Aufgeräumt?«
    Stayt nickte in die Richtung, in die der Lastwagen gefahren war. Michael folgte ihm, als er auf einen niederen Hügel zuging. Er hörte, wie das Motorengeräusch abbrach, als sie auf den

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