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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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gefühlt.
    »Woher kommen diese Leute?«, fragte Guest. »Nicht, dass es eine Rolle spielt. Es kann nicht lange dauern, bis man hier von einem Ort zum anderen kommt.«
    »Ich denke, man braucht fünfzehn Minuten, um von einem Ende der Insel zum anderen zu gelangen«, sagte Lawrence. »Als wir zum ersten Mal hierher kamen, fuhren wir eine schnelle Runde, da wir versuchten, die Beschaffenheit des Geländes zu ermitteln. Wir machten bei diesem Ende wegen des Landeplatzes und der Hügel Halt. Dachten uns, dass die Leichen Probleme damit haben würden, über den Hügel zu kommen, also würden sie hauptsächlich rings um das Dorf auf der anderen Seite bleiben ...« Einen Moment lang hörte er auf zu sprechen. »Augenblick mal, da kommen sie.«
    Lawrence öffnete die Tür auf seiner Seite und kletterte auf die Landebahn hinaus. Er wurde unverzüglich vom Wind durchgeschüttelt und riss rasch die hintere Tür auf, um die anderen nach draußen zu lassen. Während Michael auf den Asphalt trat, sah er, dass sich ein Paar greller Scheinwerfer auf der Landebahn in ihre Richtung bewegte.
    Als sich das Fahrzeug näherte, konnte er erkennen, dass es sich dabei um einen soliden, modernen Jeep handelte. Er hielt in kurzer Entfernung vor dem Helikopter an. Eine große, stämmige Frau kletterte heraus.
    »Geht’s Ihnen gut, Richard?«, fragte sie. »Guten Flug gehabt?«
    »Nicht schlecht«, erwiderte er. »Wie ist es hier gelaufen?«
    »Ruhig«, antwortete sie und hob ihre Stimme ein wenig, um sich über den Wind hörbar zu machen. »Ruhiger, als ich erwartet hatte.«
    Sie betrachtete die drei Männer, die dicht hinter Lawrence standen und deutete dem Piloten durch einen beredsamen Blick, sie einander vorzustellen.
    »Brigid, das hier sind Michael, Peter und Danny.«
    Die Gruppe nickte und murmelte müde kleinlaute Höflichkeiten, als sie damit kämpften, gegen den Wind standhaft zu bleiben.
    »Neue Gesichter ...«
    »Diese hier sind gestern zu uns gestoßen«, erklärte er. »Kannst du dich daran erinnern, wie ich dir von dem Flug erzählt habe, den wir vor ein paar Tagen gemacht haben, als wir diese Horde von Leichen gesehen haben? Da steckten diese Leute dahinter. Sie haben sich für eine Weile in irgendeinem Militärstützpunkt oder so was verkrochen, hatten Schwierigkeiten und mussten sich letztendlich absetzen ...«
    »Das können Sie laut sagen«, unterbrach ihn Guest.
    »... Karen und ich haben es geschafft, sie ausfindig zu machen.«
    Michael stand mit über der Brust verschränkten Armen neben dem Helikopter, sah sich unruhig um und hörte der Unterhaltung nur mit halbem Ohr zu. Er fühlte sich unwohl. Abgesehen von den grimmigen Verhältnissen und der unvertrauten Umgebung lagen seine Nerven vor allem aufgrund der Tatsache blank, dass sie sich im Freien befanden und ungeschützt und wehrlos waren. Gab es tatsächlich so wenig Leichen, dass sie nicht ins Gewicht fielen? Und was hatte die Frau damit gemeint, als sie sagte, es wäre ruhiger als erwartet gewesen?«
    »Kommt schon«, rief Brigid. »Gehen wir rein.«
    Die Überlebenden begannen, ihre Gepäckstücke und die Vorräte aus dem Helikopter auszuladen und warfen sie in den Jeep, als Lawrence das Fluggerät sicherte. Die drei Neuankömmlinge quetschten sich verwirrt in den unbequem engen hinteren Teil des Fahrzeugs. Ihr Verstand war mit Fragen, Gefühlen, willkürlichen Gedanken und purer seelischer Erschöpfung überlastet, als sie gemeinschaftlich schwiegen, während Brigid den Jeep startete, wendete und auf der Landebahn zurückfuhr.
    »Haben Sie sich selbst auf Trab gehalten, Brig?«, fragte Lawrence.
    »Das mache ich doch immer«, erwiderte sie. »Sei’s drum, was ist mit Ihnen? Ist am Festland alles in Ordnung?«
    »Gut«, antwortete er. »Mehr oder weniger genauso, wie es war, als Sie abreisten, ehrlich gesagt. Es gibt jetzt ein paar mehr von uns, das ist auch schon alles.«
    »Werden Sie es schaffen, Keele dazu zu bringen, mit dem Flugzeug bald hier rüber auf diese Insel zu fliegen?«
    »Das hoffe ich, verdammt noch mal. Ich habe die Nase voll, dauernd die Drecksarbeit zu machen. Himmel, die unzähligen Male, die ich jetzt schon zwischen dem Flugplatz und dieser verflixten Insel hin- und zurückgeflogen bin ...«
    »Tun Sie nicht so, als ob es für Sie so ein Opfer wäre«, meinte sie, beugte sich nach vorne und wischte mit ihrem Handrücken das Kondenswasser von der Windschutzscheibe. »Sie genießen es doch, wenn Sie hier sind.«
    »Das tue ich«, stimmte er

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