Herbst - Läuterung
Gipfel der sanften Anhöhe stiegen. Unter ihnen lag eine natürliche Vertiefung, auf deren Boden das glimmende Feuer angehäuft worden war. Der Lastwagen stand auf der gegenüberliegenden Seite der Senke.
»Das ist der einzig vernünftige Weg, wie man das wirklich angehen kann«, erklärte Stayt, als sie die beiden Männer dabei beobachteten, wie sie aus dem Laster kletterten.
» Was angehen?«
Fry und Harper, die Schutzoveralls trugen, gingen hinter den Lastwagen und nickten Stayt und Michael zu, als sie bemerkten, dass sie von diesen beobachtet wurden. Sie begannen, mit ihren derben, behandschuhten Händen Leichen von einem Haufen auf der Ladefläche des Lastwagens zu ziehen und kurzerhand in die Flammen zu werfen.
»Bei denen handelt es sich größtenteils um die, die wir herumliegend gefunden haben. Bislang sind wir etwa dreißig davon losgeworden«, erklärte Stayt, als er sich umdrehte und zur Hütte ging. »Nur noch einige Hundert, die wir in Angriff nehmen müssen. Tatsächlich brennen sie ganz schön gut.«
»Was?«
»Und sind auch noch leichter zu zerkleinern als Brennholz. Ich kann uns schon dabei sehen, wie wir im Winter mit einem Korb voll Armen und Beinen statt Holzscheiten vor dem Feuer stehen!« Er drehte sich um und ging davon.
»Kranker Scheißkerl«, murmelte Michael. Er war noch nicht gelassen genug, um Stayts Humor zu schätzen. Er blieb stehen, sah dem Feuer noch eine Weile lang zu und starrte tiefsinnig in die Flammen. Es war schwer zu erkennen, was genau brannte, doch er konnte eindeutig verschmorte Knochen – Schädel, Hände und Füße – sowie Fetzen von teilweise verbrannter Kleidung rings um den Rand des Scheiterhaufens ausmachen. Er drehte sich um und folgte Stayt zurück zu den anderen.
»Hier befinden sich sechs von Ihnen, oder?«, fragte er, beeilte sich und versuchte, zu dem anderen Mann aufzuschließen.
»Das stimmt«, antwortete Stayt.
»Wo sind dann die anderen, sind sie in der Hütte?«
»Nein, die sind draußen. Sie werden bald zurück sein. Sie kundschaften irgendwo was aus.«
»Sie tun was?«
»Sie überprüfen die Gegend. Vergessen Sie nicht, wir sind noch nicht so lange hier«, sagte er, während er bei der Hintertür des kleinen Gebäudes wartete. Der Rest der Gruppe war bereits hineingegangen. »Wir haben es geschafft, ziemlich viel fertigzubringen, aber wir brauchen ein bisschen zusätzliche Muskelkraft, bevor wir irgendwas zu Gefährliches probieren.
»Gefährliches?«, wiederholte Michael, als er ihm in die dunkle Küche der Hütte folgte. Der Raum besaß eine niedrige Decke und war beengt und unordentlich. Michael konnte Talbot und Guest sehen, die in einem ebenso düsteren Wohnzimmer saßen und mit Lawrence und Brigid sprachen.
»Verdammter Mist. Ist heutzutage nicht alles gefährlich? Wir haben uns gerade erst beruhigt«, fuhr er mit seiner Erklärung fort. »Wir müssen uns vollkommen sicher sein, was wir demnächst tun, bevor wir irgendetwas machen, das wir später bereuen.«
Michael trat verblüfft in das Wohnzimmer. Obwohl es ebenso trist und mangelhaft beleuchtet war wie die Küche, war der Raum trocken, verhältnismäßig warm und dadurch erheblich einladender und ansprechender als so ziemlich alles andere, in dem er sich in den letzten beiden Monaten aufgehalten hatte. Es fühlte sich trotzdem immer noch nicht richtig an, mit voller Sicht auf den Rest der Welt dazustehen und sorglos miteinander zu sprechen, als ob nichts von all dem je geschehen wäre. Er war nervös und angespannt. Was, wenn sich Leichen in der Nähe befanden?
»Geht’s Ihnen gut?«, fragte Lawrence.
Michael nickte. »Ausgezeichnet. Ich bin nur etwas ...«
»Müde?«
Er schüttelte den Kopf und mühte sich ab, das geeignete Wort dafür zu finden, das ausdrücken konnte, wie er sich fühlte. »Orientierungslos.«
»Sie gewöhnen sich daran.« Brigid lächelte. »Es dauert nicht lange.«
Michael nahm in einen gemütlichen Armsessel Platz. Himmel, dachte er, es fühlt sich gut an, sich so hinsetzen zu können. Er lehnte sich zurück und streckte die Beine von sich, während er die anderen dabei betrachtete, wie sie ihre Unterhaltung weiterführten. Zunächst war er damit zufrieden, dazusitzen und zuzuhören, ohne sich aktiv an der Diskussion beteiligen zu müssen.
Nach einigen Minuten änderten sich Richtung und Ton des Gespräches. Draußen bremste ein weiterer Wagen und die letzten zwei Überlebenden betraten die Hütte, wo sie sich den Neuankömmlingen als Tony Hyde
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