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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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eines Wettkampfes seines heimatlichen Clubs getan haben mochte. Indem er die taumelnde Geschwindigkeit der Kreatur vorausahnte, ging er zwei Schritte auf ein imaginäres Tor zu und schwang den Schläger, als würde er versuchen, den Ball über den Kopf des Werfers in Richtung des Grenzseiles zu schlagen. Das Holz traf auf die Unterseite des Kiefers der Kreatur, durchtrennte die Überreste des Rückenmarks und schmetterte den Kopf praktisch von den Schultern. Die Leiche fiel rückwärts in eine Kühltruhe voll verrotteter, abgetauter Nahrungsmittel und blieb bewegungslos liegen.
    Mehr durch Glück als Verstand gelang es Guest, einen weiteren Leichnam unschädlich zu machen. In derselben kurzen Zeitspanne hatte Stayt vier weitere zerschnitten und Michael zwei. Im Ganzen waren dreizehn der jämmerlichen Dinger zerstört worden.
    Nachdem sie mehr als zwanzig Leichen aus dem übel riechenden Gebäude gezerrt hatten – die Überreste etlicher, die sie reglos auf dem Boden vorgefunden hatten, mit eingeschlossen – genehmigten sich Michael, Stayt und Guest eine kurze Pause. Durch die Arbeit, die sie bisher an diesem langen Tag verrichtet hatten, waren sie körperlich und geistig erschöpft. Ihre Augen hatten sich an das schwache Licht im Inneren gewöhnt. Mit Hilfe der Scheinwerfer, die immer noch eingeschränkte Helligkeit lieferten, durchsuchten sie die blutigen Überreste des Kaufhauses und pflückten in den Trümmern herum, als wären sie Schaufensterbummler an einem Samstagnachmittag auf der Hauptstraße.
    Michael lehnte sich gegen die nächste Wand und blätterte durch die immer noch glänzenden Seiten eines Lifestylemagazins, das über und über mit Seiten schöner, makelloser Männer und Frauen gefüllt war. So dumm und sinnlos es war, so wurde er sich für eine Sekunde lang seiner ungepflegten, blutdurchtränkten Erscheinung bewusst. Die Bilder erfüllten ihn mit tiefen und unerwartet bitteren Gefühlen der Trauer und Reue. »Sehen Sie sich das an«, sagte er zu jedem, der es hören wollte, »sehen Sie sich das nur einmal an.«
    Stayt stand in der Nähe, trank Bier aus einer Dose und aß einen Schokoladenriegel, den Ersten seit einigen Tagen. »Was?«, fragte er mit vollem Mund.
    »Diesen ganzen Mist hier.« Michael drehte die Illustrierte leicht, damit Stayt die Seite sehen konnte, die er betrachtet hatte. Es war eine Doppelseite mit Fotografien einer Prominentenhochzeit, eines Begräbnisses oder etwas in der Art. Er erkannte einige der Gesichter auf den Bildern wieder, musste jedoch eine Sekunde lang damit kämpfen, um sich an ihre Namen oder Tätigkeiten zu erinnern.
    »Was ist damit?«
    Er zuckte die Achseln. »Einfach schwer zu glauben, oder? Schwer zu glauben, dass solche Dinge einmal wichtig waren. Himmel, Tausende von Leuten kauften diesen Mist jede Woche und jetzt sind vermutlich nicht einmal mehr tausend Menschen am Leben.«
    Stayt suchte sich vorsichtig seinen Weg durch den Abfall, um sich näher zu Michael stellen zu können – für einen besseren Blick auf das Bild.
    »Sie war schön, was?«, sagte er leise und zeigte auf das Gesicht einer Fernsehdarstellerin, an die er sich erinnerte. »Ich war von ihr wie besessen!«
    Michael nickte. »Vermutlich ist sie jetzt wie der Haufen da«, sagte er halb im Scherz und wies mit dem Kopf auf den Leichenstapel, der mitten auf der Straße lag und immer noch von Brigid und den anderen fortgeschafft wurde. »Hey, erinnern Sie sich daran?«, fragte er, als er einige Seiten zu einem Abschnitt mit Filmkritiken zurückblätterte, auf den er zuvor gestoßen war.
    »Verdammt noch mal, ja«, antwortete Stayt, während seine Augen über die Doppelseite mit Fotografien eines längst vergessenen Films huschten. »Bin nie dazu gekommen, ihn mir anzusehen.«
    »Er war nicht so toll. Ich habe ihn etwa eine Woche, bevor alles passiert ist, gesehen. Außerdem wette ich, dass Sie ihn sich immer noch ansehen können, wenn Sie wollen. Wenn wir die Stromversorgung hier zum Laufen bringen, dann könnten wir uns einen Filmprojektor herüberholen und so viele Filme sehen, wie wir zwischen die Finger kriegen. Wir streichen eine Seite von einem der Gebäude hier weiß und projizieren darauf. Das wird dann wie ein Autokino, nur eben ohne Autos. Wir werden ...«
    »Nein, wir werden nicht .« Stayt schüttelte müde den Kopf. »Nette Idee, Kumpel, aber das wird niemals passieren, was? Wenn wir Glück haben, dann werden wir irgendwas arrangieren, mit dem wir Videos oder DVDs ansehen können,

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