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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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standen an jeden verfügbaren Zentimeter Glas gepresst und wurden durch immer mehr der verwesenden Kreaturen, die sich langsam aus der Stadt in Richtung Universität schleppten, nach vorne gedrückt. Da der Rest der Welt so schmerzhaft still geworden war, reichten die Geräusche, die von der Gruppe der Überlebenden erzeugt wurden – ganz gleich, wie gering und unbedeutend diese auch zu sein schienen – aus, um die unerwünschte Aufmerksamkeit der toten Horde zu wecken. Und die Reaktion der Körper, die den Geräuschen am nächsten waren, bestand häufig schlagartig in fieberhafter Betriebsamkeit, die sich mit alarmierender Geschwindigkeit in der Masse verbreitete, während sie krachend gegen die Scheiben schlugen. Im Gegenzug wiederum zog genau diese Betriebsamkeit immer mehr von ihnen an.
    »Sehen Sie sich den Haufen da an«, sagte Heath leise und wies in Richtung der Leichen, »die haben gestern spät in der Nacht damit begonnen, sich zusammenzurotten. Es scheint, als ob sie uns jetzt hören können.«
    »Ich weiß«, gab Jack zurück, »das haben wir heute Morgen auch herausgefunden.«
    »Gott allein weiß, was hier vor sich geht, aber wenn sie uns heute sehen und hören können, wozu werden sie dann erst morgen in der Lage sein? Deswegen waren ein paar von uns draußen, um Vorräte zu besorgen. Ich denke, wir werden jetzt einmal für eine Zeit lang die Schotten dicht machen.«
    Clare war erleichtert, als sie nach rechts abbogen und einen dunkleren, fensterlosen Korridor nach unten gingen. Am Ende des Ganges lag der Eingang zu einem großen Versammlungsraum. Ihre Augen weiteten sich, als sie eintraten und sie sah, dass sich am Rand des Saales überall Menschen – lebendige, atmende Menschen, nicht leere Hüllen, wie die erbärmlichen Dinger draußen – befanden.
    In der Halle war es üblicherweise ruhig, doch von Zeit zu Zeit hörte man rasch ein vereinzeltes geflüstertes Gespräch, das ebenso schnell wieder endete, wie es begonnen hatte. Das einzige durchgängige Geräusch kam von ein paar sehr jungen Kindern, die in der entferntesten Ecke miteinander spielten und dem Leid und der Angst, die jeden anderen so offensichtlich verzehrte, völlig ahnungslos gegenüber standen.
    Im Einklang mit dem Desinteresse, das Keith Peterson an den Neuankömmlingen zeigte, stellte auch jeder andere Überlebende, an dem sie vorübergingen, ihnen gegenüber völlige Gleichgültigkeit zur Schau. Die meisten starrten einfach ins Leere. Ein Mann lag auf der Seite am Boden und war in eine graue Wolldecke eingewickelt, während er unablässig zitterte. Seine dunklen Augen waren so weit geöffnet, dass sie die Größe von Untertassen zu haben schienen.
    Clare dachte bei sich, dass er aussah, als wäre er zu verängstigt, sie zu schließen. Nachdem sie den Raum durchquert hatten, brachte sie Peterson über eine Feuertreppe nach draußen in einen kleinen betonierten Innenhof, über den sie auf eine weitere Türe zugingen. Davor befanden sich noch einige andere Menschen. Eine ältere Frau, die auf einer hölzernen Bank saß und in einen dicken Mantel gehüllt war, nickte und brachte ein halbes Lächeln in Clares Richtung zustande, als diese den anderen ins Innere folgte.
    »Wir benutzen diese Räume hier«, erklärte Heath, als sie einen, mit dem Rest des Gebäudes verbundenen Abschnitt erreichten. Es sah viel neuer als der Rest des Geländes aus und roch auch so. Sie brachten noch mehr Treppen hinter sich und folgten dann einem langen, schmalen Gang, an dessen beiden Seiten unzählige kleine Schlafzimmer verliefen. »Diejenigen von uns, die bereits am ersten Tag da waren, haben den gesamten Abschnitt gesäubert«, fuhr er leicht außer Atem fort. »Sie werden hier keine Leichen finden. Glücklicherweise hatte das Semester noch nicht angefangen, daher waren hier nicht viele Leute, nur ein paar der frühzeitig zurückgekommenen Auslandsstudenten.«
    Peterson blieb stehen. Er drehte sich um, blickte Clare und Jack an und sprach zum ersten Mal.
    «Die meisten von uns sind hier auf diesem Stockwerk«, murmelte er, seine Stimme war flach und monoton. »Suchen Sie sich selber einen leeren Raum aus. Ich schlage Ihnen vor, auf dieser Seite zu bleiben«, sagte er und wies mit dem Kopf nach links. »Die andere Seite liegt mit Blick auf die Stadt. Da draußen sind Tausende dieser Leichen und wir versuchen, so gut wie möglich außer Sicht zu bleiben.«
    Jack nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte, als der dünne, schweigsame Mann zurück

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