Herbst - Stadt
und wartete für alle Ewigkeit hier mit diesem nörgelnden Hasenfuß. Sie blieb noch für ein paar Sekunden lang sitzen und wog die Chancen ab, bevor sie sich dazu entschied, dass es Zeit war, zu gehen.
»Geht in Ordnung«, sagte sie, »tun wir das. Wir versuchen, irgendwo einen sichereren Ort zu finden, falls es irgendwo überhaupt irgendwie sicherer ist, natürlich.«
Sie beobachtete Pauls Gesicht. Er schien große Angst zu haben. Obwohl er derjenige gewesen war, der vorgeschlagen hatte, dass sie aufbrechen sollten, war offensichtlich, dass ihm die düstere Realität seines Vorschlages gerade erst bewusst wurde.
»Aber wie?«, stammelte er. »Wie sollen wir an ihnen vorbeikommen? Wir wissen nicht, wie viele von ihnen hier sind ...«
Donna überlegte für einen Augenblick.
»Wir müssen sie verwirren«, meinte sie schlussendlich. »Auf beiden Seiten des Flurs sind Türen, oder? Wir locken sie zu der einen am Ende des Flurs und verschwinden dann durch die andere.«
Paul starrte ins Leere, während er bedächtig überlegte. Sein Gesichtsausdruck begann sich langsam zu ändern und Donna machte sich Gedanken, ob sie in ihrem Urteil über ihn nicht doch zu hastig gewesen war. Er hatte ihr zugehört und wirkte plötzlich bereit dazu, seine unübersehbare Nervosität zu bezwingen und das, was von seinem Leben übrig geblieben war, in die eigene Hand zu nehmen, um die relative Sicherheit des Büros zu verlassen.
»Okay«, sagte er ruhig und seine Stimme klang ein wenig sicherer und zielbewusster als am Morgen, »also, wo sollen wir hingehen, wenn wir erst einmal hier draußen sind?«
»Keine Ahnung. Soweit ich sehen kann, können wir unsere Auswahl so ziemlich auf die ganze Stadt, vielleicht sogar auf das ganze Land ausweiten.«
»Wir könnten uns ein Auto organisieren und damit abhauen ...«
Donna schüttelte ihren Kopf.
»Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Wenn diese Dinger da draußen uns jetzt wirklich hören können, zieht alles, was wir tun, mehr Aufmerksamkeit auf uns. Was wir irgendwo finden müssen, ist ein sicherer Platz, ähnlich wie dieser, aber mit mehr als nur einem Ausgang.«
»Es muss hier ringsherum Hunderte Plätze wie diesen geben. Um Himmels willen, das hier ist ein Stadtzentrum.«
»Da wäre einmal für den Anfang die große Polizeidienststelle um die Ecke. Außerdem gibt es das Krankenhaus, die Universität, Einkaufsläden, Lokale ...«
»Wenn wir irgendwo was mit Lebensmittelangebot und Getränken finden würden ...«
»Herrgott, für einen Drink würde ich alles tun ...«
»Oder Betten? Wie wär‘s, irgendwo was mit richtigen Betten zu finden? Verdammter Mist, ein anständig großes Haus wäre das Richtige, oder?«
»Hier in der Gegend gibt es nicht viele Häuser«, sagte Donna, für die sich ihre Lage plötzlich ein ganzes Stück besser anfühlte, »Aber Sie haben Recht, wenn wir soweit sind, könnten wir in Richtung der Vororte losziehen, vielleicht auch weiter?«
Paul hielt wieder inne, um nachzudenken.
»Da gibt es eine Sache, die wir noch nicht in unsere Überlegungen mit einbezogen haben«, seufzte er.
»Die da wäre?«
»Die Leichen. Wir haben beide gesehen, was die eine Ihnen antun wollte. So bald wir nach draußen gehen, werden wir ...«
»Ich glaube immer noch nicht, dass mir die Leiche etwas antun wollte«, unterbrach sie ihn, »sie hat lediglich auf meine Anwesenheit reagiert. Ich denke, wenn ich stillgestanden und mich ruhig verhalten hätte, wäre sie einfach schnurstracks an mir vorbeigelaufen.«
»Ich bin mir da nicht sicher ...«
»Sie scheinen einander nicht anzugreifen, oder?«
»Das weiß ich nicht. Ich habe nicht genug mitbekommen, um etwas dazu sagen zu können ...«
»Wenn wir annehmen, dass ihre Sinne allmählich zurückkehren, woher sollen sie wissen, dass wir nicht wie der Rest von ihnen sind, wenn wir uns totstellen? Wir sind kräftiger und unsere Verfassung ist sichtlich besser, aber werden sie nach allem, das ihnen geschehen ist, tatsächlich in Lage sein, das zu durchschauen?«
Paul zuckte mit den Schultern.
»Ich habe keine Ahnung. Können wir es uns leisten, das Risiko einzugehen?«
»Können wir es uns leisten, das nicht zu tun? Sie haben Recht, Paul, wir könnten hier drin eingekesselt werden. In wenigen Stunden könnten Tausende dieser Dinger hier sein, möglicherweise sind ohnehin bereits so viele davon da draußen. Wir haben keine Wahl.«
»Wann also? Jetzt gleich?«
»Heute Nacht.«
»Wozu warten?«
»Wenn wir uns
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