Herbst - Stadt
hart.
»Denke schon«, nuschelte er nervös, während er begriff, dass sie ihren Plan nun verwirklichen würden.
»Gut«, gab sie zurück. Sie begann, die Lampen und Taschenlampen anzuzünden, hörte aber nach nur vier wieder auf. Die Kreaturen draußen begannen wieder gegen die Tür zu hämmern, diesmal mit noch mehr Nachdruck. War ihr wesentliches Interesse bereits vor einigen Augenblicken geweckt worden, als Donnas Stimme erklungen war, so schien sie das helle Licht in der Ecke des Zimmers geradezu in Extase zu versetzen. Sie warf einen Blick über die Schulter auf den Aufruhr draußen.
»Verdammter Mist«, lamentierte Paul. »Was um alles in der Welt tun wir da eigentlich?«
»Was wir tun müssen«, knurrte Donna und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Lampen. »Halten Sie die Klappe, und machen Sie weiter.«
Mit vor Nervosität zitternden Händen riss Paul ein Streichholz an und begann die Gaslampen anzuzünden. Der Raum war rasch mit noch mehr Helligkeit sowie dem schwach säuerlichen Geruch und dem dumpfen Dröhnen der brennenden Gasstrahlen erfüllt. Die Geräusche auf dem Flur wurden steigerten sich weiter.
»Scheiße«, fluchte Paul, »hören Sie denen zu. Alles, was wir getan haben, war, ein paar Lampen anzuzünden und die verdammten Dinger drehen durch.«
»Gut, das ist genau, was wir wollen.«
»Ist es das?«
»Natürlich ist es das. Je mehr sie angefeuert sind, desto besser funktioniert das Ablenkungsmanöver.«
Paul war nicht überzeugt. Er lenkte seine Aufmerksamkeit wieder darauf, die Lampen anzuzünden und versuchte ohne Erfolg, den Lärm auszublenden, der von außen hereindrang.
Ein paar Minuten später war es vollbracht. Die von ihnen entfernt liegende rechte Ecke war von strahlendem Licht und einer plötzlichen Wärme erfüllt.
»Okay«, flüsterte Donna und trat in den Schatten zurück. »Fangen wir an.«
Paul wich instinktiv zurück.
»Sie sind sich absolut sicher?«, murmelte er mit trockenem Mund. »Aber was passiert, wenn wir hier rauskommen und ...«
Sie drehte sich um und starrte ihn an, während ihr Gesicht hart von der rechten Seite angestrahlt wurde. Der Verdruss war ihr überdeutlich anzusehen.
»Hören Sie einfach mit dem verdammten Wimmern auf und bewegen Sie sich«, schäumte sie. »Es ist jetzt zu spät, um noch einen Rückzieher zu machen. Gehen Sie zum anderen Ende und legen Sie die Taschen bereit.«
Er war erleichtert, dass er dem verräterischen Licht entkommen konnte, und entfernte sich rasch zum hinteren Ende des Büros.
»Und bleiben Sie außer Sichtweite!«, rief sie ihm nach. »Die dürfen Sie nicht sehen. Wenn Sie das vermasseln, sitzen wir in der Falle.«
Sie hätte es ihm nicht erst sagen müssen, denn der Punkt lag schmerzhaft offensichtlich auf der Hand. Ihre Bemühungen waren in Hinsicht auf ihr Grundproblem, das darin bestand, dass es für sie nur einen einzigen Ausweg aus dem Gebäude gab, ausgerichtet. Wenn ihr Fluchtweg aus irgendeinem Grund blockiert wurde, war es für sie vorbei. Es gab keine zweite Chance.
Während Donna tief atmete und versuchte, ihre eigenen zerrütteten Nerven zu beruhigen, entfernte sie sich vorsichtig vom Licht und bewegte sich in Richtung der Türen. Sie konnte durch die kleinen Glasfenster sehen, wie die Kreaturen draußen auf ihre Anwesenheit reagierten. Als sie erschien, nahm die Heftigkeit ihrer Bewegungen zu – sie konnte sehen, wie die Reaktion der ersten Leiche sich auf die zweite und dritte übertrug, von dort weiter auf die vierte, fünfte, sechste und so fort, bis schließlich der gesamte Flur mit unbeholfenen, linkischen Bewegungen und Aktivitäten gefüllt war. Sie fragte sich, was, wenn überhaupt, wohl durch ihre verwesenden Gedanken gehen mochte. Hatten sie Angst vor ihr? Wollten sie ihr Schaden zufügen? Wünschten sie sich, dass sie ihrem Leid ein Ende bereiten sollte? Was es auch immer sein mochte, sie wusste, dass es schlussendlich nicht zählte.
Sie atmete tief ein und öffnete die Tür.
Für den Bruchteil einer Sekunde tat sich nichts. Dann wurden die Leichenhorden durch den Druck der Masse auf dem Flur und der Treppe dazu gezwungen, nach vorne zu rücken. Sie quollen in das Büro und zahllose Leichen stolperten und wankten um sie herum. Das strahlende Licht in der Ecke des Zimmers barg eine weitaus größere Anziehungskraft als sie selbst. Donna befand sich in verhältnismäßiger Dunkelheit und konnte sich daher umdrehen und zum Schulungsraum zurücklaufen.
»Okay?«, wisperte
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