Herbst - Zerfall
schlussendlich die richtige Anzeige gefunden hatte. »Abholgroßhandelsmarkt für Einzelhändler. Über zwanzigtausend Artikel, die eine große Auswahl an frischen und gefrorenen Nahrungsmitteln, Lebensmitteln, Biersorten, Wein, Spirituosen, Tabak und Nichtlebensmitteln beinhalten ...«
»Klingt perfekt«, mischte sich Stokes ein. »Vielleicht sollten wir dort einziehen. Es wäre verdammt viel einfacher, als ständig plündernd nach draußen zu gehen.«
Jas, der ihm gegenüber am Tisch saß, schüttelte den Kopf.
»Warst du kürzlich auf der Kingsway Road?«
»Du weißt, dass ich das nicht war.«
»Der Ort war schon mies, bevor das Ganze angefangen hat. Heute wird er ein Albtraum sein. Es wird vor Toten nur so wimmeln.«
»Ist das irgendwo anders?«
»Können wir nicht irgendwo anders hingehen, wo es sicherer ist?«, piepste Gordon von seinem üblichen Platz am Fenster. »Müssen wir wirklich für Fusel und Zigaretten das Risiko eingehen, so tief in die Stadt zu fahren?«
»Ich kann mich nicht erinnern, dass du irgendwann etwas riskiert hast, Gord«, schnappte Stokes. »Wann warst du überhaupt zuletzt draußen?«
»Ich habe Probleme mit der Hüfte, das weißt du«, antwortete dieser rasch und ratterte seine Standardausrede herunter. »Ernsthaft, ich würde euch nur aufhalten. Ich war für den Eingriff über zwei Jahre auf der Warteliste ...«
»Naja, und du wirst deine Operation jetzt auch nicht bekommen, oder, Kumpel?«, höhnte Stokes. »Du könntest dich genauso gut an die Schmerzen gewöhnen und damit anfangen, deinen Beitrag zu leisten.«
»Lass es gut sein«, seufzte Hollis. Er war nicht in Stimmung dazu, in einem weiteren Austausch gegenseitiger Beschimpfungen als Schiedsrichter zu fungieren. Um die Wahrheit zu sagen, wollte er es ohnehin nicht riskieren, mit jemanden, der so schwach und nutzlos war wie Gordon, draußen im Freien zu sein.
»Hört sich gut an«, sagte Ellie, die auf der Fensterbank saß, ihre Puppe wiegte und mit den Beinen schaukelte. »Besorgt mir ein paar Kippen, okay? Anita und ich haben nur noch unsere letzten paar Päckchen.«
»Denk an dein Kind«, feixte Stokes sarkastisch. Webb biss sich auf die Lippen, blickte zur Seite und versuchte, nicht zu lachen.
»Wo ist Anita überhaupt?«, fragte Jas und blickte sich rasch im Raum um.
»Im Bett«, erwiderte Ellie.
»Im Bett?«, wiederholte er. »Verdammter Mist, hier ist es wie im Ferienlager. Was tut sie im Bett?«
»Sie hat gemeint, ihr ist übel und es kommt von irgendwas, das sie gegessen hat.«
»Ich nehme an, das ist wieder eine der Ausreden der faulen Kuh«, verkündete Stokes und fasste in Worte, was in etwa jeder der anderen dachte. Anita schien einen Weg gefunden zu haben, sich so gut wie vor allem zu drücken.
Die Streitereien dauerten an. Hollis konzentrierte sich auf die Landkarte auf dem Tisch und bemühte sich, den sinnlosen Lärm zu ignorieren. Sie hatten sich systematisch durch alle großen Supermärkte und Kaufhäuser gearbeitet, die es auf dieser Seite der Stadt gab. Wenn sie erst einmal einen Laden ausgeräumt und bis auf die Knochen geplündert hatten, strichen sie ihn auf der Karte durch und fuhren zum nächsten weiter. Bislang hatte ihre Vorgehensweise gut funktioniert, doch ihre Abstecher ins Freie wurden nun immer länger und gefährlicher und erforderten bessere Planung und Koordination. Das Problem, dachte er, lag darin, dass sich mit dieser Ansammlung von Wichsern auch die Risiken erhöhten. Er wusste, dass er auf Jas, Stokes – ungeachtet seiner offensichtlichen Fehler –, Harte und Lorna zählen konnte, doch was die anderen betraf ...«
»Wie gesagt, wann werden wir es machen?«, fragte Stokes, schlug mit seiner Hand auf den Tisch und ließ Hollis aufschrecken.
»Was?«
»Gehen wir jetzt oder verschieben wir es auf später ...?«
Hollis schüttelte den Kopf.
»Wir sollten es jetzt erledigen«, erwiderte er. »Lasst uns rausgehen und wenn wir wieder zurückkommen, genehmigen wir uns einen ordentlichen Drink.«
5
Jas schob sein Motorrad aus der vorderen Eingangshalle des Wohnhauses und schob es zu den anderen Fahrzeugen hinüber. Hollis bestätigte seine und Hartes Ankunft, der hinter ihm auf das Motorrad stieg, um als Beifahrer mitzufahren. Im größeren der zwei Lastwagen der Gruppe saß Lorna neben Hollis. Sie war ruhig und nachdenklich, kaute nervös auf ihrer Lippe herum und bemerkte nicht, dass er sie anstarrte. Er ertappte sich oft dabei, dass er dies tat. In ihr steckte ein
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