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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Wahrheit jedoch schien zu sein, dass er sich einfach nach Gesellschaft sehnte. Seit sieben Wochen hatte er mit niemandem mehr geredet, und so sehr er es zu verleugnen versuchte, er fühlte sich einsam.
    Mittlerweile präsentierten sich die Straßen relativ verwaist, und er konnte sich ohne Angst vor Angriffen bewegen. Dass er es wieder wagen konnte, ein Auto zu benutzen, hatte ihm ein wenig willkommene Freiheit verschafft. Die Leichen stellten keine Bedrohung mehr dar; dafür waren sie zu sehr zerfallen. Es schien kaum vorstellbar, dass die grotesken Abklatsche von einstigen Menschen, die den Boden übersäten, je für solche Panik und Furcht gesorgt hatten. Inzwischen betrachtete er sie nur noch voll Mitleid, gefärbt mit etwas Abscheu. Der überwiegende Teil der Toten konnte sich nicht mehr bewegen. Nur äußerst wenige vermochten noch, das eigene Gewicht umherzuschleppen. Die Mehrheit war dermaßen verwest, dass sie nur noch hilflos umherliegen und bestenfalls die Köpfe und die stumpfen, verschleierten Augen bewegen konnten. Sean zwang sich, sie nicht anzusehen. Selbst nach all der Zeit schmerzte es noch immer, sich vorzustellen, dass so gut wie alle, die er je gekannt hatte, nun denselben Zustand aufweisen würden.
    Nachdem Sean geflüchtet war, hatte er sich zu einer am Kanal gelegenen Wohnung begeben, die seinem früheren Boss gehört hatte und den Ortskern von Bromwell überblickte. Zunächst entledigte er sich seiner ehemaligen Arbeitgeberin und ihres Mannes, danach konnte er von einem relativ sicheren Aussichtspunkt in acht Stockwerken Höhe auf die Verheerung hinabblicken und die Toten beobachten. In Ermangelung einer Ablenkung schleppten sich die Kadaver träge durch die ansonsten leeren Straßen, fast so, als suchten sie nach Hilfe oder einer Art Zuflucht. Die Vorstellung, dass diese jämmerlichen, abscheulichen Kreaturen einen Rest von Denkvermögen, vielleicht sogar einen gewissen Grad von Erinnerungen oder Bewusstsein bewahrt haben könnten, beunruhigte Sean. Was, wenn sie verstanden, was ihnen widerfahren war?
    Sean parkte den Wagen ein Stück abseits der Kreuzung, die Priest, Reece, Ginnie und er selbst vor so vielen Wochen mit Lastwagen blockiert hatten. Auf derselben Kreuzung hatte er mit Webb geübt, Tote auszulöschen. Auf derselben Kreuzung hatte er am Tag seines Aufbruchs vom Hotel auf Webb gewartet, mit seinem Gewissen und seinen Nerven gerungen und sich gefragt, ob er zu den anderen zurückkehren oder sein Glück alleine versuchen sollte. Damals war er noch so unsicher gewesen, doch seine Zeit alleine hatte ihn verändert. Er war zehn Mal der Mann, der er gewesen war, als er vor all den Monaten zum ersten Mal im Hotel eintraf, verängstigt wie ein Schulkind auf seinem Moped, mitten in der Nacht.
    Sean kletterte über die Motorhaube des ersten Lasters. Die Fahrzeuge zum Blockieren der Straßen waren nach wie vor an Ort und Stelle. Er betrachtete das als gutes Zeichen. Auf der anderen Seite ließ er sich zu Boden hinab, überquerte die Kreuzung und zwängte sich durch eine schmale Lücke am Heck des Busses.
    Während er auf das Hotel zuhielt, fragte er sich, welche Reaktionen seine Rückkehr hervorrufen würde, wenn die anderen ihn erblickten. Würden sie sich darüber freuen, dass er noch lebte, oder würden sie sich gegen ihn wenden, weil er sie verlassen hatte? Sean hoffte, sie könnten verstehen, weshalb er es getan hatte. Kurz hielt er inne und lauschte, ob Priests Musik zu hören war. Nichts. Allerdings musste das nichts bedeuten, beschloss er. Immerhin bestand keine Notwendigkeit mehr, die Toten mit etwas abzulenken. Sie verkörperten nicht mehr dasselbe Problem wie früher.
    Sean lief um die Ecke und stieß auf das rostende Wrack des Lasters. Dahinter lag der Bus umgekippt wie ein gestrandeter Wal. Sein Mut sank. Was mochte hier geschehen sein? Ob jemand verletzt worden war? Er kletterte vorne auf den Bus und rannte dessen Länge hinab. In der Ferne zeichnete sich durch einen leichten Nebelschleier das Hotel ab.
    Das Gelände ringsum überzog eine tiefe, graue, teils gefrorene Schlammbrühe – die Überreste Tausender Toter. Die faulige Masse erstreckte sich vom Gebäude bis zur Straße, doch das musste nicht unbedingt bedeuten, dass im Hotel niemand überlebt hatte. Sean wollte einen Ruf ausstoßen, konnte sich allerdings nicht dazu überwinden. Trotz allem fühlte er sich immer noch unbehaglich dabei, unter freiem Himmel Lärm zu verursachen.
    Hingegen hatte er sich angewöhnt, sich

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