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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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des Trampolins befand. Er schirmte seine Augen gegen das funkelnde Licht ab und beobachtete, wie Jas im Flur in die Hocke ging. Dieser gestattete sich beinahe, wieder an den Leichnam des Kindes zu denken, ehe er das Zündholz anriss. Beinahe, aber nicht zur Gänze. Es gelang ihm buchstäblich in letzter Sekunde, sich abzulenken, bevor seine Gedanken abschweiften und die Flamme zu entzünden. Die dunstgeschwängerte Luft fing augenblicklich Feuer; er drehte sich um und rannte davon.
    Als sich die beiden Männer einen Weg zurück durch die sieben Gärten gebahnt hatten und sich auf das Motorrad schwangen, brannte das Haus die Straße hinunter lichterloh. Die prasselnden, knisternden Flammen, der Lärm, der aufsteigende schwarze Rauch und die tanzenden orangefarbenen, roten und gelben Lichter reichten aus, um alle Leichen auf der Straße zu verwirren. Jas und Harte waren fort, bevor die Toten überhaupt begriffen hatten, dass sie hier waren.

13
    »Da kommen sie«, sagte Stokes. »Ich kann sie hören.«
    »Wird auch verdammt noch mal Zeit«, brummte Webb. Er blickte auf das Haus in naher Entfernung und beobachtete, wie es in hell leuchtendem Orange brannte und sich gegen das überall sonst vorherrschende dumpfe Grau abhob. »Wir können genauso gut anfangen.«
    »Gib ihm noch ein paar Minuten mehr«, schlug Hollis vor. »Wenn ihr zu schnell rausgeht, vergessen sie das Feuer und drehen sich zu uns um.«
    »Das stört mich nicht«, höhnte Webb. »Versuchen wir es doch mal! Ich freue mich schon darauf.«
    Webb, der mit Adrenalin vollgepumpt war, marschierte den Hügel hinunter und ignorierte Hollis’ Warnungen. Er blickte rasch nach hinten, als das Motorrad endlich zurückkehrte und beobachtete, wie es um die Vorderseite des hinter ihm befindlichen Gebäudes fegte. Ihre Ablenkung schien zu funktionieren. Von hier aus, auf halbem Weg den Hang hinunter, konnte er sehen, dass das Feuer geradeaus vor ihm auf etliche andere nahegelegene Häuser übergegriffen hatte. Je weiter sich der Brand ausgebreitet hatte, desto mehr Leichen wurden davon angezogen. Obwohl viele Tausend gegen die Blockade aus Autos, Schutt und anderen Hindernissen gepresst blieben, begannen sich in Richtung des hinteren Endes der gewaltigen Ansammlung Hunderte davon abzulösen und auf die Hitze und die Helligkeit hinzustolpern.
    Er blieb stehen, beobachtete die dämlichen Horden unter sich und wartete auf die anderen.
    Zu ihrer Verwunderung erkannte Lorna, dass Webb ausnahmsweise einmal Recht hatte. Der Gedanke daran, so viele aus der Masse der Toten zu zerstören, wie nur möglich, erschien absonderlich ansprechend. Als sie mit Hollis, Harte und Stokes an ihrer Seite nach unten auf den Fuß des Hügels zuging, während jeder von ihnen die standardmäßige Motorradkluft trug, kam sie zu dem Entschluss, dass auch sie das, was Webb »Therapie« nannte, nötig hatte.
    »Also gibt es einen Plan?«, fragte Jas, als er die anderen einholte.
    »So in der Art«, erwiderte Hollis.
    »Und ...«, drängte er.
    »Lorna wird mit einem der Bagger damit anfangen, Teile der Absperrung nach hinten zu schieben«, erklärte er.
    »Und wir werden jedes einzelne dieser verdammten Dinger beseitigen, das es schafft, da durchzukommen«, fauchte Webb, als sie ihn endlich erreichten. Sie stellten sich neben ihm schweigend in einer Reihe auf und stießen bündig zu ihrem verwesenden Feind vor. Die meisten Begegnungen mit den Toten geschahen schnell, indem die Lebenden ihr Möglichstes taten, um jeden der Leichname, auf den sie trafen, in kürzester Zeit zu zerstören. Die Einsatzregeln waren hier allerdings plötzlich anders. Nun, da sie lediglich in kurzer Entfernung von ihnen über dem Niemandsland der Absperrung standen, bot sich ihnen die unverhoffte Gelegenheit, innezuhalten und ihre grauenhaft entstellten Gegner genau zu betrachten. Die Leichen krümmten sich und wogten andauernd hin und her, doch sie gingen nirgendwohin. Nach sechs Wochen wirkte ihr groteskes Äußeres zwar nicht unvermittelt erschütternd, doch es war selbst für den hartgesottensten Kämpfer abschreckend und zermürbend, Abertausenden von ihnen direkt gegenüber zu stehen. Es gab einfach so verdammt viele von ihnen.
    Harte ertappte sich dabei, wie er sich selbst fragte, ob er und Jas nicht etliche Straßen voller Häuser oder sogar die gesamte Stadt in Brand hätten stecken sollen, um die anscheinend endlosen Horden abzulenken. Ihr kleines Feuer schien nun eine qualvoll unerhebliche Störung

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