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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Erinnerung hatte. Er raste eine lange, weit ausholende Straße, die von Bäumen gesäumt war, entlang und konnte schlussendlich einen Orientierungspunkt ausmachen, der ihm dabei half, sich wieder auf seine Umgebung zu konzentrieren und diese sinnvoll einzuordnen.
    Sie fuhren parallel zu einer langen grauen Steinmauer, die am Rand eines massiven Speicherbeckens verlief und passierten dann das im Schatten liegende Gerippe einer ehemals florierenden Hochschule. Selbst jetzt, Wochen nachdem sie gestorben waren, pressten die eingeschlossenen Überreste der Studenten auf der Suche nach Erlösung ihre verwesenden Gesichter gegen die Fenster der Studentenwohnungen- und Hörsaal-Mausoleen, als sie hörten, wie sich das Motorrad näherte.
    Nun wusste Jas ganz genau, wo er sich befand und wohin er wollte. Sie hatten eine große Schleife geschlagen, die sie von rechts um den hinteren Teil der gewaltigen Horde, die sich am Fuße des Hügels befand, brachte. Noch zweimal scharf in rascher Abfolge nach links abbiegen, und sie wären beinahe dort. Harte blickte auf und konnte in der Ferne die Wohnungen über sich erkennen, die ein dunkles, Achtung gebietendes Gefüge gegen den unheilvollen grauweißen Himmel darstellten. Obgleich die Entfernung von ihrem Zuhause verunsichernd war, beruhigte ihn doch die Tatsache, dass das Gebäude von hier aus wie eine uneinnehmbare gotische Burg oder Festung aussah. Er wurde abgelenkt, als Jas plötzlich wieder nach links abdrehte und riss sich beinahe die Schulter aus der Gelenkpfanne, als sich das Motorrad neigte. Als sie stehen blieben, klappte er das Helmvisier nach oben.
    »Was ist los?«, fragte er und blickte rasch und beunruhigt von einer Seite zur anderen. Hier trieben sich mehr Leichen herum und er bemerkte bereits etliche umherschleichende Gestalten, die sich zu beiden Straßenseiten aus den Schatten schälten.
    »Wir müssen uns überlegen, wie wir hier rauskommen«, erwiderte Jas mit dumpfer, leiser Stimme.
    »Meinst du nicht, wir hätten darüber nachdenken sollen, bevor wir hier rausgefahren sind?«
    Harte starrte auf eine groteske Kreatur, die näher an sie heranhinkte. An der rechten Seite ihres Oberkörpers fehlte ein beträchtliches Stück Fleisch, als ob irgendetwas Gewaltiges einen Brocken aus ihrer Seite gebissen hätte. Sie trug eine verschmutzte Pyjamahose und Hausschuhe und durch jede ihrer linkischen, lethargischen Bewegungen ergossen sich noch mehr der verwesten Innereien aus dem Loch in ihrer Brust nach draußen.
    »Hörst du mir zu?«, schrie ihn Jas an. Er schüttelte den Kopf, abgelenkt von der Monströsität, die er beobachtete und der Spur aus Eingeweiden, die sie auf der Straße hinterließ.
    »Was?«, murmelte Harte.
    »Wir fahren außen herum«, kreischte er, fuhr ein wenig weiter nach vorne und hielt dann mitten auf dem Weg abwärts an, vor dem, was einst eine gewöhnliche Vorortstraße, auf beiden Seiten von unauffälligen Doppelhäusern gesäumt, gewesen war. Er blickte auf, um sicherzugehen, dass er die Wohnungen immer noch sehen konnte. Es hatte keinen Sinn, eine Ablenkung zu erzeugen, die man von dort oben nicht sehen konnte. Er wies auf das nächstgelegene Haus. Weitere Leichen schleppten sich nun in ihre Richtung, wobei sich eine Dreiergruppe gemeinsam zu bewegen schien. »Öffne das Tor«, ordnete er an und wies auf den schmalen Durchgang, der an der Seite des Hauses entlang verlief. Harte sprang unverzüglich vom Motorrad und rannte über den Gang nach unten und hielt lediglich inne, um einen schlaksigen, besonders unsicheren Leichnam aus dem Weg zu drängen und auf den Asphalt hinüberstolpern zu lassen. Er versuchte, das hölzerne Tor mit Gewalt aufzuziehen, doch es ließ sich nicht bewegen.
    »Es ist verschlossen!«, schrie er zu Jas, der hinter ihm über die Auffahrt hinuntergefahren war.
    »Natürlich ist es versperrt, du Trottel!«, schrie dieser zurück. »Steig einfach drüber und mach das verdammte Ding auf!«
    Die neugierigen Leichen begannen bereits über die Auffahrt nach unten zu wuseln. Während er den Treibstoffkanister immer noch gepackt hielt, zog sich Harte verzweifelt über die Spitze des hohen Tores und krachte auf den Gang auf der anderen Seite, rappelte sich augenblicklich wieder hoch, drehte sich um und zog den Riegel zurück. Sobald das Tor offen war, fuhr Jas auf ihn zu und gab ihm dabei kaum Gelegenheit, aus dem Weg zu laufen. Harte beobachtete atemlos, wie er sein kostbares Motorrad alleine ließ, zurückrannte und das Tor

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