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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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findet hier unten den Pool, ein Fitnessstudio und eine kleine Sauna«, erläuterte Priest. »Ohne Elektrizität ist leider nichts davon benutzbar. Wir kommen selten hierher, genau genommen nur, um sie zu sehen.«
    »Der Geruch gefällt mir nicht«, gestand Harte mit leiser Stimme. Sein Kopf füllte sich rasch mit allen möglichen unappetitlichen Gedanken; Nekrophilie ... Folter ... irgendwelchen anderen Formen bizarrer Perversionen, an die er noch nicht einmal gedacht hatte ... er konnte sich nicht vorstellen, was sie in den dunklen, geheimnisvollen Tiefen des Hotels vorfinden würden.
    »Der Hund folgt üblicherweise nach, wenn irgendjemand hier herunterkommt«, fuhr Priest fort. »Sie denkt, sie würde uns beschützen; nicht, dass wir das nötig hätten, natürlich.« Er blieb stehen, als der cremefarbene, fensterlose Korridor begann, eine Biegung nach rechts zu beschreiben.
    Der hier vorherrschende Gestank war spürbar schlimmer – eine widerliche Mischung aus abgestandenem Wasser und totem Fleisch –, und auch die Lichtverhältnisse erwiesen sich als unangenehm schwach. Er winkte sie weiter voran, wies dann auf eine schmale rechteckige Fensterreihe in der Wand und spähte vorsichtig durch das Glas.
    »Was ist da los?«, fragte Hollis fordernd, während ihn die Nervosität überwältigte. Priest machte ein finsteres Gesicht und legte einen Finger auf die Lippen. Der Hund trottete sichtlich aufgewühlt vorwärts. Nun konnten sie beobachten, wovon Reece gesprochen hatte – das Tier schritt unter dem Fenster auf und ab, während es knurrte, aber keinen Lärm machte. »Bedeutet das, dass dort ein Leichnam drin ist?«
    Unter Priests Anleitung ging er auf das Glas zu und blickte in einen dunklen Arbeitsraum, der lediglich durch ein paar schmale Lichtstreifen, die durch ein von Schmutz bedecktes Deckenfenster hindurchsickerten. In der entferntesten Ecke des unordentlichen Zimmers bewegte sich etwas. Zunächst konnte er nicht ausmachen, worum es sich dabei handelte, doch als es sich abermals bewegte, sah er, dass es sich dabei um einen Leichnam handelte. In dem schwachen Licht wirkte sein Erscheinungsbild gedämpft und verschwommen – weiblich, vielleicht etwas kleiner als er ... kurzes blondes Haar ... trug lediglich einen Badeanzug, der durch die wochenlange Fäulnis verfärbt war. Er wurde durch Harte abgelenkt, der ihn zur Seite stieß, um ebenfalls ins Innere sehen zu können. Die plötzliche Bewegung schien die grauenhafte Kreatur aufzuregen und sie warf sich mit überraschender Geschwindigkeit und Aggression vorwärts, knallte gegen die Scheibe und hinterließ dort, wo das verwesende Fleisch das Fenster getroffen hatte, einen schmierigen Fleck. Sie taumelte ein paar strauchelnde Schritte rückwärts, blieb dann stehen und stand schwankend auf unsicheren Füßen, während sie Harte aus glanzlosen schwarzen Augen anstarrte.
    »Sie mag dich«, feixte Hollis und beobachtete mit gleichgroßen Anteilen aus Faszination und Abscheu, wie der Kadaver zurück in die Schatten stolperte. Er fühlte überraschend Schwermut, möglicherweise sogar Mitleid mit dem abstoßenden Monster. Wer war sie einst gewesen? Warum hatte sie sich im Hotel aufgehalten? War es Urlaub oder geschäftlich? War sie hier alleine gewesen oder befanden sich die Leichen ihrer Familie in der Nähe? Er fand es eigenartig, dass er sich plötzlich selbst so viele Fragen über diese spezielle Tote stellte, wo er doch Abertausende davon zuvor gesehen hatte, auf die er keinen Pfifferling gegeben hatte. Wenn er im Freien auf diese arme Schlampe gestoßen wäre, hätte er vermutlich keinen weiteren Gedanken an sie verschwendet – er wäre mit jeder Waffe, die er in die Hände bekommen hätte, auf ihren Kopf losgegangen und hätte auf sie eingeschlagen, bis sie aufgehört hätte, sich zu bewegen. Vielleicht lag der Grund für seine unterschiedlichen Gefühle darin, dass sie abgeschottet und eingeschlossen war? Möglicherweise darin, dass er sie beobachten konnte, ohne sich vor einem Angriff fürchten zu müssen? Als sie sich wegbewegte, bemerkte er, dass sie ein Tattoo auf ihrem rechten Schulterblatt trug, das gerade noch neben dem Träger ihres Badeanzugs sichtbar war. Ihre Haut war von einer unnatürlichen, blaugrün gefleckten Färbung, doch er konnte den verblassten Umriss von Winnie Puuh gerade noch schwach ausmachen. Damit hatte er nicht gerechnet, und der Anblick des Tattoos intensivierte die Stärke seiner verwirrten Gefühle. Es erinnerte ihn daran,

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