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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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einen Flur auf ihrer rechten Seite in ihre Richtung. Es hörte sich nicht menschlich an, doch es bewegte sich viel zu rasch, um einer der Toten zu sein. Harte blickte sich unwillkürlich nach einer Waffe um, entspannte sich jedoch unverzüglich wieder, als die Quelle des Geräusches erschien. Ein verwahrloster, schwarz-weißer Hund mittlerer Größe mit einem zerschlissenen roten Halsband steckte seinen Kopf durch die Türöffnung. Als er wieder vorwärtsging, klickten seine Krallen auf den Terrakottafliesen. Er blieb stehen und drehte den Kopf zur Seite, dann warf er einen raschen Blick über die Schulter. Weitere Schritte ertönten, diesmal schwerer und viel langsamer. Ein großer, stämmiger Mann mit rotem Gesicht, hoffnungslos außer Atem, betrat den Raum und ergriff das Halsband des Hundes.
    »Wow«, sagte er einfach und schüttelte ungläubig den Kopf, als er die Größe der Versammlung sah, die sich um den Empfang geschart hatte.
    »Das ist Howard Reece«, stellte Priest ihn vor. Reece schlurfte vorwärts.
    »Schön, euch alle zu sehen«, keuchte er, entspannte sich und ließ den Hund wieder los. Dieser ging zu Lorna und begann, an ihren schmutzigen, blutbefleckten Hosenbeinen und Stiefeln zu schnüffeln. Sie beugte sich nach unten und streichelte seinen Kopf.
    »Schöner Hund«, sagte sie und zerstrubbelte sein kurzes Fell. »Wie heißt er?«
    »Ich nenne ihn einfach Hund«, erwiderte Reece.
    »Originell«, sagte Jas sarkastisch.
    »Ihr ist es egal. Das verdammte Vieh hat sich an mich gehängt, als das alles angefangen hat«, erklärte er, »und jetzt kann ich sie nicht mehr loswerden.«
    »Es ist gut, sie hier zu haben«, fuhr Priest fort. »Sie hat eine gute Nase und erschnüffelt die Toten für uns.«
    »Was?«
    »Sie bringen sie zum Ausflippen ...«
    »Sie bringen uns alle zum Ausflippen«, murmelte Harte.
    »Sie fängt ihren Geruch früher auf als wir und dadurch wissen wir Bescheid, wenn sie in der Nähe sind.«
    »Und was ist mit ihrem Gebell? Ist es kein Risiko, sie um sich zu haben?«
    »Sie ist nicht dumm«, sagte Reece, als der Hund wieder zu ihm trottete und sich neben seinen Füßen niederließ. »Sie hatte schon früh, als sie erstmals begannen, auf uns zu reagieren, ein paar Beinaheunfälle. Ihr ist klar, dass sie keinen Lärm machen darf, aber sie lässt einen wissen, wenn sich die Leichen in der Nähe befinden. Man kann es in ihrem Gesicht und der Art, wie sie sich bewegt, sehen.«
    »Schwachsinn«, höhnte Webb.
    »Und wo sind alle anderen?«, fragte Jas, der darauf bedacht war, sich wieder auf wichtigere Angelegenheiten zu konzentrieren.
    »Im Restaurant«, gab Amir zur Antwort. »Folgt mir.«
    Er führte die Gruppe durch den Rezeptionsbereich und in einen Gang, der jenem, aus dem Reece gerade mit seinem Hund erschienen war, direkt gegenüber lag. In fassungsloser, betäubter Stille gingen sie an einer Wand entlang, die voller Fenster war, aus denen man in einen umzäunten Vorplatz blickte, der zu einer Hälfte gepflastert war und zur anderen aus Rasen bestand. Hollis bemerkte am Fuß eines verglasten Treppenaufgangs ein Schild an der Wand, das zum »Westflügel – Zimmer 1-42« wies. Er vermutete, dass es sich bei dem ähnlich aussehende Teil des Komplexes, der auf der direkt gegenüberliegenden Seite des Vorplatzes lag – mit einem identischen Treppenhaus auf beiden Enden, drei Stockwerken und vielen abstandsgleichen Fenstern – um den Ostflügel handelte, der nahezu sicher über eine mit dem Westflügel vergleichbare Zimmeranzahl verfügte. Er blickte zu den vielen rechteckigen Fenstern empor, die er von der Bodenebene aus sehen konnte. Himmel, dachte er, über achzig Zimmer. Wenn nur ein Viertel davon belegt ist, gibt es hier über das Doppelte unserer Anzahl. Er erinnerte sich an die Desorientiertheit, Verzweiflung und kalte Furcht, die er an dem Tag verspürt hatte, an dem jeder gestorben war, und um wie vieles leichter sich alles angefühlt hatte, als er endlich andere Überlebende gefunden hatte. Mit je mehr Leuten ich zusammen bin , das hatte er schon längst befunden, desto leichter sollte sich das Leben gestalten. Die Möglichkeit, das Hotel als eine langfristige Basis zu benutzen, lag für ihn offensichtlich auf der Hand, wie es sicherlich bei jedem der Fall gewesen sein mochte, der hier angelangt war. Das Gebäude war solide, zuverlässig und sicher; außerdem um einiges gemütlicher als die Wohnungen, in denen er nahezu die gesamte Zeit verbracht hatte, nachdem die

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