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Herbstbringer (German Edition)

Herbstbringer (German Edition)

Titel: Herbstbringer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Björn Springorum
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Erinnerung an dein altes Leben mit. Doch die Zeit kennt verborgene Wege. Sie lässt sich nicht gern aussperren. Wir waren machtlos, und doch wussten wir, dass sich deine Vergangenheit deiner nicht sofort bemächtigen konnte.
    »Ich weiß schon, dass meine Gedanken gefährlich sein sollen. Ich habe nur noch nicht begriffen, was sie so gefährlich macht.« Sie versuchte sich tapfer an einem Scherz. »Habt ihr da nicht auch ein kleines Filmchen für mich?«
    Wir sind du, Levana. Deine Erinnerungen. Wir wissen nur das, was du erlebt hast. Alles, was darüber hinausgeht, sind Gerüchte und Möglichkeiten.
    »Und wie sehen diese … Möglichkeiten aus?« Emily wollte unbedingt das Gespräch aufrechterhalten. Solange sie beschäftigt war, würde sie sich weder Gedanken darum machen müssen, was mit ihrem alten Ich passiert war, noch hinterfragen, ob sie gerade wirklich ein Gespräch mit ihren Gestalt gewordenen Gedanken führte. Mit ihrer Seele.
    Du hast mit deiner Identität gebrochen. Du wurdest zu einer Verdammten, einer Ausgestoßenen, die dem Fluch des Herbstbringers schutzlos ausgeliefert war. Er traf dich mit voller Wucht, ergriff von jeder Faser deines Körpers Besitz. Und doch ist etwas passiert, das niemand vorhergesehen hat. Etwas in dir hat den Fluch abgeschwächt – und dieses Etwas war deine Seele. Sie konnte zwar nicht verhindern, dass du für immer in seinem langen Schatten wandeln wirst; doch es verhinderte das Schlimmste und hielt uns einen Fluchtweg offen, ja, es verlieh dir sogar neue Stärke. Wir sind die Gedanken, die dich wieder zu dem machen können, was du einst warst. Solltest du diesen Weg einschlagen, wird man auf dich aufmerksam werden. Du musst gut überlegen, ob du das willst.
    Zum ersten Mal fiel Emily auf, wie kalt es geworden war. Sie zitterte. Sie dachte an Elias und das, was er zu ihr gesagt hatte. Jetzt wusste sie, was in ihrer Vergangenheit auf sie wartete. Sie verstand es nicht, verspürte aber dennoch eine tiefe Erleichterung. Allem Anschein nach war sie nicht das Monster, das sie sich in manch schlafloser Nacht ausgemalt hatte. »Wer soll denn auf mich aufmerksam werden? Meine Eltern?« Erst als sie es ausgesprochen hatte, wurde es ihr bewusst. War es möglich, dass ihre leiblichen Eltern noch am Leben waren? Nicht, dass sie ihrem Vater über den Weg laufen würde!
    Alle , rauschte der einstimmige Chor. Du bist der Schlüssel.
    »Für was?«
    Für die endgültige Vorherrschaft. Seit vielen Jahrzehnten herrscht Einigkeit darüber, dass derjenige die Macht übernehmen wird, der den Herbstbringer zur Strecke bringt.
    Emily schüttelte ungläubig den Kopf. »Das klingt ja fast nach einer Jagd.«
    Die Blätter begannen, nervös zu zittern. Genau das wird es sein. Eine Jagd.
    Erkenntnis blitzte in ihren Zügen auf. »Aber sie können mich nur jagen, wenn ich mich wieder zu dem bekenne, was ich einst war.«
    Die Laubwesen drückten stumme Zustimmung aus.
    »Habe ich das nicht längst getan? Ich meine, ich weiß nicht erst seit heute Nacht, dass ich eine ziemlich alte Vampirin bin.«
    Auch Gedanken können gefährlich sein und aufmerksame Beobachter auf den Plan rufen. Entscheidend aber ist dein Wesen. Bekennst du dich zu deiner Art, kannst du dich nicht mehr verstecken.
    Deshalb hatte Elias sie ausdrücklich darauf hingewiesen, unter keinen Umständen Blut zu trinken! So dankbar sie ihm für diese Warnung plötzlich war, so absurd erschien sie ihr. »Bleibt nur die Frage, warum ich das tun sollte. Ich halte es für eher unwahrscheinlich, plötzlich einen großen Blutdurst zu entwickeln.«
    Man wird nichts unversucht lassen, um dich in eine Falle zu locken. Man weiß, dass du dich früher oder später entscheiden musst. Du bist der Herbstbringer – es ist dein Fluch, dich zu entscheiden.
    »Ist es deshalb so früh Herbst geworden? Meinetwegen?«
    Der Wind schien die Frage bereits zu beantworten. Blatt für Blatt trug er die letzten Gedanken des Septembers davon.
    Ein Raunen wehte durch den nächtlichen Wald. Du bist der Herbst …
    Emily wartete. Selbst wenn sie gewusst hätte, wie man sich für gewöhnlich von Laubwesen verabschiedete, war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Sanft, beinahe liebevoll strich ihr ein Windhauch über die Wange. Was immer es war, das durch den Herbstwind mit ihr kommunizierte: Es war jetzt ganz nah.
    Fürchte dich vor den Engeln , wisperte es von allen Seiten, denn sie bringen den Tod.
    Dann wurde es still im Wald. Und diesmal war es eine endgültige

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