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Herbstbringer (German Edition)

Herbstbringer (German Edition)

Titel: Herbstbringer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Björn Springorum
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ist und sie deswegen fähig war, sich derart verabscheuenswürdig gegen ihre Natur zu stemmen.«
    »Wie können wir sicher sein, wann sie ihre Stärke erkennt?« Wieder meldete sich Isaak zu Wort, ein Neuling, der nicht viel älter war als die Rebellin selbst.
    »Oh, das werdet ihr spüren.« In Michaels Augen loderte ein Feuer auf. »Und wie ihr es spüren werdet. Mit jeder Faser eurer verdammten gottlosen Körper!«, zischte er. Wie sehr er darauf wartete, ihre Anwesenheit zu spüren. Wie das Verlangen in ihm brannte, sie mit bloßen Händen zu töten. Wann, wann würde es endlich so weit sein?
    »Wann kommt Balthasar zurück?«, quäkte die näselnde Stimme des notorischen Klugscheißers Samuel aus dem leisen Hintergrundgetuschel. »Wollte er den Herbstbringer nicht aufspüren und …« Michaels kalter Blick schien Samuels Stimmbänder zusammenzuquetschen. Er wurde sofort mucksmäuschenstill.
    »Wie ich schon Balthasar gesagt habe: Ich dulde keine Fehler. Und jetzt …«
    Ein Klopfen unterbrach ihn, gefolgt von dem würdevoll ergrauten Haupt des ewigen Dieners Radcliffe. Gelassen erwiderte er den stechenden Blick seines Herrn.
    »Was gibt es, Radcliffe?«, fragte Michael nach einigen wortlosen Sekunden betont ruhig.
    »Er ließ sich nicht davon abhalten, mir zu folgen, Sir.«
    »Wer?«
    Als Antwort stolzierte Aaron in den Raum.
    »Aaron«, sagte Michael tonlos und setzte sich wieder. »Dir kommt die Welt bei Tag also immer noch nicht gewöhnlich genug vor.«
    »Sagt jemand, der sie noch nie erlebt hat«, konterte der Jäger und ließ sich in einen Stuhl fallen. Betont lässig betrachtete er seine Fingernägel. Dezent angewidert stellte Michael fest, dass sie voller Erde waren.
    »Was willst du hier?«, fuhr Isaak den Neuankömmling mit einem überraschend giftigen Blick an. »Du bist hier nicht willkommen.«
    Normalerweise hätte Michael Isaak für diese unerlaubte Wortmeldung eine Lektion erteilt. Heute war er sogar froh, sich verbal nicht mehr als nötig mit Aaron befassen zu müssen.
    »Als ob ich das nicht wüsste. Keine Sorge, ich fühle mich hier nicht zu Hause und werde gleich wieder verschwinden. Gleich, nachdem ich euch mitgeteilt habe, was ich über den Herbstbringer weiß.«
    Das Getuschel verstärkte sich. Fragende Blicke wurden zu Michael geworfen. »Und das wäre?«, fragte Michael, um Desinteresse bemüht. Manchmal war selbst ihm diese ganze Show zu viel. Einlenken würde er dennoch nie, auch wenn er diese Scharade bis zum bitteren Ende spielen musste.
    »Ich habe sie gesehen.« Das aufgeregte Gemurmel platzierte ein raubtierhaftes Lächeln auf seinem Gesicht. Michael brachte die Ratsmitglieder mit einem strengen Blick zum Schweigen. Ebenso gut wie Aaron wusste er, was diese Aussage bedeutete: Wenn dieser ehrlose Hund die Wahrheit sagte, war er auch in der Lage, ihre Fährte aufzunehmen. Und wenn sie frisch war, würde er sie auch anderen offenbaren können. Ihm. »Ich weiß, wohin sie unterwegs war. Und was sie dort gefunden hat.«
    »Was willst du dafür?«, fragte Michael nun drängend. Er wollte Aaron keinesfalls die Genugtuung geben, sich länger als nötig auf diesem Triumph auszuruhen. Bei dessen siegessicherem Grinsen wurde ihm übel.
    »Der übliche Tarif, würde ich sagen.« Aarons gönnerhafter Blick verschwand. »Allerdings als jährliche Zahlung.«
    Derart viele am Tisch zogen derart schockiert die Luft ein, dass sich Michael nicht gewundert hätte, wenn plötzlich ein Vakuum im Raum entstanden wäre. »Abgemacht«, sagte er, ohne zu zögern. Er gab Radcliffe einen Wink, der sich daraufhin entfernte. »Du weißt, wo du es findest. Und jetzt darf ich dich bitten, zum Punkt zu kommen. Wie Isaak bereits sagte: Du bist hier nicht willkommen.«
    »Also gut: Ich habe sie in Woods End aufgespürt. Wir standen uns gegenüber. Ich konnte ja nichts tun und musste zusehen, wie sie in einen Bus gestiegen ist. In einen Bus nach London.«
    »Sie ist hier?«, fragte Michael scharf. »Du weißt, was dir blüht, wenn du lügst.« Er ließ sich die Erleichterung nicht anmerken. Wenn sie tatsächlich hier war, hatte sie sich noch nicht verwandelt. Dies zumindest wäre ihm sicherlich nicht entgangen. Oder?
    »Ja, sie ist hier. Ich bin ihr bis an die Tore Highgates gefolgt und …«
    »… hast dich natürlich nicht reingetraut«, warf Isaak spöttisch ein. »Keine Lust auf einen Leichenschmaus gehabt?«
    »Ruhe!«, rief Michael, konnte sich jedoch ein süffisantes Grinsen nicht verkneifen. Jeder wusste von

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