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Herbstgeflüster (Die Kanada-Reihe)

Herbstgeflüster (Die Kanada-Reihe)

Titel: Herbstgeflüster (Die Kanada-Reihe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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schon richtig machen und dabei sterben. Ganz sicher. Das Metall der Brücke stach wie Nadeln in seine steifen Finger. Sie war hoch genug, um beim Aufprall wenigstens einige seiner Knochen zu brechen, den Rest würde der Güterzug erledigen. Er musste nur noch loslassen.
    „Ganz schön endgültig.“
    Bomer zuckte zusammen und sah über die Schulter. Keine drei Meter entfernt stand ein BMW mit offener Tür und sein Besitzer lehnte mit verschränkten Armen auf dem Dach der Fahrerseite.
    „Kann man sich in dieser verfickten Stadt nicht mal in Ruhe umbringen?“, fluchte Bomer und blickte zurück auf die Gleise. Der Zug war fast da.
    „Nimm den nächsten.“
    „Was?“, fragte er verblüfft und riss sich vom Anblick der riesigen Lok los, um erneut einen Blick nach hinten zu werfen. „Wieso?“
    „Ich würde vorher gerne den Grund wissen.“
    „Hä?“
    „Wenn du springst, muss ich das den Cops melden. Die werden wissen wollen, wieso. Vielleicht will deine Familie auch erfahren, warum du es getan hast, wenn sie später deine Einzelteile beerdigen.“
    Was war das denn für ein Spinner? „Ich habe keine Familie.“
    Sein Gegenüber zuckte mit den Schultern. „Dann die Cops. Bitte erspar' es mir, die restliche Nacht auf einem muffigen und nach uraltem Kaffee riechenden Revier zu hocken und Berichte zu unterschreiben.“
    Bomer blinzelte und hätte sich gerne gegen die Stirn getippt, um diesem Kerl zu zeigen, für wie bescheuert er ihn hielt. Der konnte nicht ganz dicht sein. Wer sprach denn freiwillig und in tiefster Nacht einen Selbstmörder an, der auf einer Brücke stand? Also mal abgesehen von Cops oder Psychologen? Bomer betrachtete den Mann genauer. Nein, ein Bulle war er sicher nicht und wie ein Psychofutzi sah er auch nicht aus. Eher wie ein Banker.
    „Hau' ab!“, murrte er schließlich, was nicht wirklich Eindruck hinterließ, denn er wurde dafür angegrinst.
    „Geht nicht, ich bin Anwalt.“
    „Auch das noch“, stöhnte Bomer und sah frustriert wieder nach unten. Der Zug donnerte gerade unter ihm entlang und ließ das Metall der Brücke leicht vibrieren. „Besten Dank, du Arsch. Jetzt muss ich deinetwegen auf den nächsten warten.“
    Leises Lachen ertönte in seinem Rücken, dann warf der Anwalt die Autotür zu und kam langsam auf ihn zu. Er war dabei so vorsichtig und behutsam, dass Bomer instinktiv spürte; der Kerl wusste, wie ernst es ihm war.
    „Erzählst du mir, warum du springen willst?“
    „Weil mein Leben im Arsch ist.“
    „Das ist es immer, wenn sich jemand auf eine Brücke stellt“, konterte der Anwalt und lehnte sich neben ihn an das Geländer. „Erzähl's mir.“
    Bomer schnaubte. „Wieso sollte ich?“
    „Wieso nicht?“
    „Sag' mal, hast du eigentlich nichts zu tun?“ Er warf der menschlichen Nervensäge einen abschätzigen Blick zu. „Ein Anwalt, der spätnachts in seinem teuren Anzug einen Selbstmörder anspricht, der muss echt Probleme haben. Pass lieber auf, dass ich es mir nicht auf einmal anders überlege und dir eine reinziehe, um mir deinen Mantel zu klauen.“
    „Du bist ganz schön angriffslustig für jemanden, der sich umbringen will.“
    „Na und?“
    „Ich heiße Adrian.“
    „Scheiß drauf.“
    Sein Gegenüber grinste und drehte sich nach vorne, sodass er auf die im Licht der Laternen schimmernden Gleise hinunterschauen konnte. „Ich komme gerade aus dem Büro. Normalerweise fahre ich nicht diesen Weg nach Hause, aber sie bauen auf meiner üblichen Strecke mal wieder. Trey, mein Mann, wird schon schlafen. Wir haben gestern gestritten.“
    Wenn dieser Arsch ihm jetzt seine Lebensgeschichte erzählte, würde er ihm tatsächlich eine verpassen. „Kein Wunder, wenn du so lange arbeitest“, ätzte Bomer und bekam dafür ein Seufzen als Antwort.
    „Ich weiß. Nur noch ein paar Tage, dann ist der Fall erledigt. Ich schätze, ich werde wohl bei ihm zu Kreuze kriechen müssen.“
    „Hm“, machte Bomer nichtssagend und setzte sich umständlich wieder hin, weil er sich doch langsam blöd vorkam, hier zu stehen und auf den Zug zu warten. Erst da kam in seinem von Alkohol vernebelten Verstand an, was er eben gehört hatte. „Äh … Du bist mit einem Kerl verheiratet?“
    „Ja. Stört dich das?“
    „Nee.“ Bomer hickste. „Sorry“, nuschelte er und rieb sich den Nacken. „Du bist reich, oder?“
    Er wusste gar nicht, wie er auf die Frage kam. Ob es am Anzug lag? Oder wollte er einfach nur das Gespräch nicht abreißen lassen? Noch war der nächste Zug

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